Stadt/Land-Graben

Luzern gegen den Rest der Zentralschweiz

29.09.2020, 17:08 Uhr
· Online seit 29.09.2020, 16:12 Uhr
Die Abstimmungen vom vergangenen Sonntag haben es wieder einmal deutlich gezeigt: Der Stadt-Land-Graben macht sich vor allem dann bemerkbar, wenn sich Linksprogressive und Rechtskonservative gegenseitig bekriegen. In der eher bürgerlichen Zentralschweiz fiel deshalb vor allem die Stadt Luzern einmal mehr aus dem Raster.
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Besonders krass war es beim Jagdgesetz. Je ländlicher und bergiger das Gebiet, desto klarer die Befürwortung für die von Bundesbern unterstützte Revision. In der Zentralschweiz wurde das Gesetz nur in den Städten Zug, Sursee und Kriens und in den Gemeinden Horw, Vitznau und Adligenswil knapp abgelehnt. Die Stadt Luzern hingegen war mit 59,71 Prozent Nein-Stimmen schon bei dieser Vorlage einsame Spitze.

Ein quasi identisches, einfach gegensätzliches Bild zeigte sich bei der Abstimmung rund um den Vaterschaftsurlaub. Neben Luzern, Sursee und Zug reichte es hier auch in kleineren Orten wie Cham, Hochdorf, Sempach, Altdorf und Stans für ein knappes Ja. Auf kantonaler Ebene wurde die Vorlage aber nur in Luzern und Zug angenommen.

Bei der Kampfjet-Abstimmung stand die Stadt Luzern dann in der ganzen Zentralschweiz alleine da. In manchen Städten und Gemeinden wie Sursee, Adligenswil, Isenthal und Altdorf fiel das Endresultat zwar knapp aus, dennoch reichte es schliesslich überall für ein Ja. Ausser in der Stadt Luzern, wo die Vorlage mit 58,39 Prozent Nein-Stimmen abgeschmettert wurde.

Kaum jemand wird es überraschen, dass die mit Abstand grösste Stadt der Zentralschweiz auch bei der Begrenzungsinitiative herausgestochen ist. Die Vorlage stiess zwar in vielen – teilweise auch ländlichen – Regionen auf Ablehnung. In der Stadt Luzern stimmten aber fast drei Viertel der Stimmbürger dagegen. Der schweizweite Schnitt lag bei 61,7 Prozent.

Für den Politologen Tobias Arnold ist der Stadt-Land-Graben kein neues Phänomen. Allerdings eines, das wegen der zunehmenden Mobilität doch immer mehr zum Tragen kommt. Heute komme es häufiger vor, dass die Leute nicht dort wohnen und arbeiten, wo sie geboren sind. «Linksprogressiv denkende Menschen zieht es derweil mehr in die Städte, Rechtskonservative eher aufs Land», so Arnold. Die Folge davon sei eine sich stetig verstärkende Segregation. Spätestens am Abstimmungssonntag treffen diese zwei Welten dann jeweils wieder aufeinander. «Manchmal ist der Stadt-Land-Graben einfach ein anderer Name für Links-Rechts», so das Fazit des Politologen. Der Abstimmungssonntag vom 27. September hat diese These vor allem in der Zentralschweiz einmal mehr bestätigt.

veröffentlicht: 29. September 2020 16:12
aktualisiert: 29. September 2020 17:08
Quelle: PilatusToday

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