Tod von Albert Vitali

Luzern verliert einen «leidenschaftlichen Vollblutpolitiker»

13.06.2020, 20:23 Uhr
· Online seit 12.06.2020, 16:42 Uhr
Der Luzerner FDP-Nationalrat ist nur wenige Wochen vor seinem 65. Geburtstag an einer Krebserkrankung verstorben. Seine Familie und Parteikollegen reagieren tief betroffen.

Quelle: PilatusToday

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Er sei überraschend schnell verstorben, teilt die Familie auf der persönlichen Website des Politikers mit. Wie verschiedene Medien berichten, habe Albert Vitali bis vor wenigen Wochen seine Rolle als Nationalrat und als Präsident der Finanzkommission im Home-Office mit Freude wahrgenommen. Nun ging alles sehr schnell.

Die FDP Schweiz reagiert in einer Mitteilung tief betroffen über den Tod des 64-Jährigen. «Ein geselliger Mensch und kompetenter Politiker ist von uns gegangen», heisst es im Titel.

Albert Vitali habe sich durch seine ruhige, überzeugende Art und sein fundiertes Wissen einen Namen als kompetenter und zuverlässiger Finanzpolitiker gemacht, heisst es weiter. Daneben habe er sich als sehr volksnahen Politiker ausgezeichnet und vielen Menschen die Politik nähergebracht.

Auch die FDP Luzern zeigt sich betroffen und spricht insbesondere den Angehörigen und Freunden von Albert Vitali ihre «tiefempfundene» Anteilnahme aus. «Mit Albert Vitali verliert die FDP einen leidenschaftlichen, überaus erfahrenen Vollblutpolitiker und einen guten Freund», schreibt die Partei in einer Mitteilung. Er engagierte sich mit Herzblut für den Gemeinsinn, was sich in seinen diversen ehrenamtlichen Tätigkeiten widerspiegelte.

Jacqueline Theiler, Präsidentin der FDP Luzern, zeigte sich auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA «tief betroffen» vom Hinschied des Nationalrats. Vitali habe mit Herzblut politisiert und sei für die Partei mit seiner Erfahrung eine wichtige Figur gewesen.

Betroffenheit bei Kollegen

Aber nicht nur aus den Reihen der FDP kamen Beileidsbekundungen. In den sozialen Medien äusserten sich auch Luzerner Politiker anderer Parteien und Ratskollegen. So etwa Franz Grüter (SVP):

Oder Michael Töngi (Grüne), der auf Facebook schrieb: «Wir trauern um unseren Kollegen Albert Vitali. Ich habe seine ruhige und sachliche Art im Berner Politbetrieb sehr geschätzt.»

Auch in seiner Heimatgemeinde Oberkirch bringen Politiker ihre Betroffenheit zum Ausdruck. So schreibt der CVP-Gemeinderat Elias Meier auf Twitter: «Ein Grosser geht von uns. Albert war stets fair und korrekt, innovativ und der Lösung verpflichtet. Er hatte immer ein offenes Ohr für die Bevölkerung und hat sich nicht in den Vordergrund gedrängt.»

Grosses Engagement auch abseits der Politik

Der Oberkircher war erst im vergangenen Herbst für eine dritte Legislatur in den Nationalrat gewählt worden. Als Finanzfachmann hatte er ein eigenes Treuhandbüro und war Präsident der nationalrätlichen Finanzkommission.

Nebst seiner Politkarriere engagierte sich Albert Vitali bei Luzerner Jodel- und Schwingeranlässen. So war er OK-Vizepräsident des Eidgenössischen Schwingfests 2004 und OK-Mitglied des eidgenössischen Jodlerfests.

Weiter kämpfte Vitali als Präsident der Schweizerischen Interessengruppe Volkskultur gegen die Abschaffung der Radio- und Fernsehgebühren.

Zuvor war Vitali von 1995 bis 2011 Mitglied des Luzerner Kantonsparlaments, in dem er auch viele Jahre seiner Fraktion vorstand. Von 1982 bis 2001 war er bereits Sozialvorsteher von Oberkirch.

Detailliertere DNA-Analysen

Als einen der grössten politischen Erfolge von Albert Vitali ordnet die Luzerner Zeitung seinen Einsatz bei der Strafverfolgung ein. Dank seines Engagements können Strafverfolger künftig bei DNA-Analysen auch die Haar-, Augen- und Hautfarbe statt nur das Geschlecht erörtern. Anlass für diesen Vorstoss von Vitali ist ein nach wie vor ungeklärtes Verbrechen in Emmen aus dem Jahr 2015. Damals war eine junge Frau vergewaltigt worden. Danach mussten über 400 Personen zu einem DNA-Test erscheinen. Dank dem Vorstoss von Vitali lassen sich solche aufwendige und teure Übungen verhindern.

Nachfolge unklar

Zur Nachfolgeregelung machte die FDP Luzern gegenüber der Nachrichtenagentur noch keine Angaben. Auf dem ersten Ersatzplatz ist Peter Schilliger, der im Herbst aus dem Nationalrat abgewählt worden ist. Die FDP Luzern hatte bei den letzten Nationalratswahlen einen ihrer beiden Sitze verloren.

veröffentlicht: 12. Juni 2020 16:42
aktualisiert: 13. Juni 2020 20:23
Quelle: PilatusToday

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