Eltern empört

Luzerner Regierung will höhere Hürden für Homeschooling

15.01.2023, 19:23 Uhr
· Online seit 15.01.2023, 19:11 Uhr
Lehrerdiplom für das Homeschooling im Kanton Luzern: Die Regierung will die Regeln ab dem neuen Schuljahr 2023/24 verschärfen. Damit sollen nur noch Eltern mit einem Lehrerdiplom ihre Kinder von zu Hause aus unterrichten können. Bei einer betroffenen Familie löst diese Änderung Kopfschütteln aus.

Quelle: Tele 1

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Bis jetzt reichte ein Matura-Abschluss, um Kinder im Kanton Luzern zu Hause unterrichten zu dürfen. Das soll sich laut der Regierung nun ändern. Sie will die Regeln verschärfen und verlangt, dass man ein Lehrerdiplom besitzen muss, um Homeschooling machen zu dürfen.

Kinder fühlen sich im Homeschooling wohler

Im Kanton Luzern werden gut 170 Kinder von zu Hause aus unterrichtet. Die Gründe dafür sind verschieden: «Homeschooling rettet Leben. Unser Kind mit Suizidgedanken ist nun wieder psychisch gesund» oder «Mein Kind bekam vor Langeweile in der Schule starke körperliche Symptome» sind Statements von betroffenen Familien.

Bei den Kindern von Gian-Luca Cavigelli, der «nur» einen Matura-Abschluss besitzt, war die Gesundheit der Hauptfaktor: «Chronische Bauchschmerzen und emotionaler Stress waren der Alltag für meine Kinder in der Regelschule. Das Homeschooling mit mir als Lehrer war die einzige Möglichkeit, damit es meinen zwei Jungs wieder besser geht.»

Besser gehen oder sein ist das Stichwort für Vreny Spichtig, Präsidentin des Vereins Bildung zu Hause. Sie kann diese Regeländerung nicht gutheissen. Ihrer Meinung nach profitieren Kinder im Homeschooling und es wäre daher fatal, wenn viele Eltern mangels Lehrerdiplom ihre Kinder nicht mehr selbst unterrichten könnten. «Meine Erfahrungen in den letzten Jahren zeigen, dass Kinder, welche im Homeschooling unterrichtet werden, meistens weiter sind als andere aus der öffentlichen Schule.» Sie ist überzeugt, dass die Kinder nach neun Jahren Homeschooling keine Defizite haben.

Qualität sei Ansichtssache

Das sieht Martina Krieg von der Dienststelle Volksschulbildung des Kantons anders. Es gebe bestimmt Qualitätsunterschiede. «Der Verein Bildung zu Hause kennt sicher nicht jede Familie. Wenn die sagen, dass es keine Qualitätsunterschiede gibt, ist das eine Selbsteinschätzung, die niemand kontrolliert.»

Vor allem wenn es um die Planung des Unterrichts gehe, merke Martina Krieg, dass diese oft nicht sauber gemacht wird. Auf der anderen Seite kritisiert der Verein Bildung zu Hause, dass man auf die Planung kein ausführliches Feedback erhalte.

Vorschlag im Moment in der Vernehmlassung

Das sei auch nicht der Auftrag der Dienststelle Volksschulbildung, sagt Martina Krieg. «Es ist nicht unsere Aufgabe, die Familien bei der Qualität ihres Unterrichts vorwärtszubringen. Das ist ihre Sache.» Die Aufgabe des Kantons sei es lediglich, die Qualität des Homeschooling-Unterrichts zu überprüfen und sicherzustellen, dass der Unterricht überhaupt stattfindet.

Gian-Luca Cavigelli ist überzeugt, dass die Qualität seines Unterrichts passt. Wenn seine Kinder in die Regelschule zurückgehen müssten, wäre das fatal, ist er sich sicher: «Die Kinder haben selbst die Vorher-Nachher-Situation erlebt und verstehen es nicht, dass sie vielleicht zurück in die Regelschule müssen. Das wäre wirklich eine Katastrophe.» Ob es so weit kommt, ist noch nicht klar. Der Vorschlag der Regierung ist im Moment in der Vernehmlassung.

veröffentlicht: 15. Januar 2023 19:11
aktualisiert: 15. Januar 2023 19:23
Quelle: PilatusToday

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