Falsche Polizisten

Luzerner Rentner trickst Betrüger aus: «Dich verarsche ich jetzt auch!»

18.03.2023, 08:32 Uhr
· Online seit 16.03.2023, 06:44 Uhr
Der heute 79-jährige Kurt Albisser wurde vergangenes Jahr von einem Telefonbetrüger kontaktiert. Doch er liess sich vom Betrüger nicht lumpen und überführte diesen. Wir konnten mit dem Rentner über das Erlebnis sprechen.

Quelle: Tele 1 / PilatusToday / Janine Schaub

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Das Luzerner Kriminalgericht verurteilte einen Telefonbetrüger, der sich bei mehreren älteren Menschen als Polizist ausgab und sie um ihre Wertsachen gebracht hat. Die Masche funktionierte gut, bis er sich mit dem damals 78-jährigen Luzerner Kurt Albisser anlegte.

Vergangenen Juni meldete sich ein angeblicher Polizist bei Albisser. «Als ich den Anruf entgegennahm, sagte der Mann am anderen Ende der Leitung auf Hochdeutsch, er sei von der ‹Stadtpolizei Luzern›», so Albisser gegenüber PilatusToday und Tele 1. Dieser sagte dem Rentner, dass es einen Einbruch in seinem Quartier gab und dass Albissers Name auf einer Liste des Einbrechers stehen würde. Anschliessend wollte der angebliche Polizist wissen, bei welcher Bank er sei und ob er dort ein Tresorfach besitze.

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Rentner dreht den Spiess um

Hochdeutsch, Stadtpolizei, Frage nach Tresorschliessfach – für Kurt Albisser war sofort klar, dass er es mit einem Telefonbetrüger zu tun hat. «Ich dachte mir sofort, da ist etwas oberfaul.» Da sagte er sich:

Danach spielte er sein eigenes Spiel. «Ich sagte dem ‹Polizisten›, dass ich bei der UBS ein Schliessfach besitze mit meinem Altersguthaben: mehrere Kilo Goldbarren, da ich früher Goldschmied war. Aber in Wirklichkeit besass ich davon gar nichts.»

Der Rentner wurde aufgefordert, das Gold und den Schmuck von der Bank abzuheben und sicherzustellen. Nach dem Telefonat mit dem Betrüger wandte sich Albisser sofort an die richtige Polizei. Anschliessend wurde er bei jedem weiteren Schritt von der Luzerner Polizei begleitet.

Angst und Unsicherheit vorgespielt

Nach ein paar Tagen und einigen Telefonaten mit dem Betrüger, immer die Luzerner Polizei am Mitlauschen, inszenierte er das Abheben der Wertsachen bei der Bank. Auffällig dabei: «Vom Abheben der Wertsachen, bis ich damit zu Hause war, musste ich ununterbrochen mit meinem Handy mit dem Betrüger verbunden sein. So konnte er sicherstellen, dass ich nicht von seinem Plan abweichen würde oder mit anderen Leuten spreche.»

Was ebenfalls auffällig war: Immer wieder redete der Betrüger auf Albisser ein, er solle niemandem etwas sagen, nicht einmal seiner Frau. Damit der Täter keinen Verdacht schöpfte, hatte er immer eine grosse Angst und Unsicherheit vorgespielt.

Statt Gold und Schmuck nur Werkzeug und Abfall

Am nächsten Tag stand dann die Polizei in Zivil um Albissers Block bereit. Für die Übergabe sollte er die Wertsachen in einen Sack packen. Im Sack waren jedoch keine Wertsachen drin, nur Abfall und Werkzeuge. Die Übergabe selbst fand innerhalb weniger Minuten statt. «Anschliessend musste ich wieder in meine Wohnung zurückkehren, währenddessen hat die Polizei den Betrüger festgenommen.»

Überrascht dass die Masche häufig funktioniert

Für den bald 80-jährigen Senior war diese Erfahrung ein grosses Abenteuer. «Es hat mich richtig gekitzelt», sagt er mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Dass so viele ältere Menschen auf solche Trickbetrüger reinfallen, kann Albisser allerdings nicht verstehen. «Ich weiss, dass es nicht einfach ist, diese Leute sind Profis.» Trotzdem überrascht es ihn, dass die Leute nicht misstrauischer sind.

Man lese doch so viel in den Medien darüber und tauscht sich mit seinen Freunden oder Verwandten darüber aus. Auch sollte man sich viel mehr hinterfragen. «Beispielsweise wenn die Rede von einem Enkel aus Deutschland ist, dabei hat man gar keine Enkel, die in Deutschland leben.»

Ebenfalls misstrauisch sollte man werden, wenn schnell mal die Frage von Geld und Wertsachen auftaucht. Deswegen: «Ich empfehle allen, die ein solches verdächtiges Telefon bekommen, sofort aufzulegen. Ein zweites Mal würden sie sich nicht melden.» Mehr dazu kannst du im Video oben anschauen.

veröffentlicht: 16. März 2023 06:44
aktualisiert: 18. März 2023 08:32
Quelle: PilatusToday

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redaktion@pilatustoday.ch