Mieterverband

Mieterverband Luzern: «Häuser können nicht krank werden»

· Online seit 12.04.2020, 11:28 Uhr
Die Immobilienbranche ist kaum von der Coronakrise betroffen. Diese soll nun ihre Verantwortung wahrnehmen. Der Mieterinnen- und Mieterverband Luzern NW OW UR fordert nun ein Entgegenkommen bei Gewerbemieten.
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Mark Schmid, Präsident des Mieterinnen- und Mieterverband Luzern NW OW UR, befürchtet eine Verödung öffentlicher Räume. Dies, weil die meisten KMUs ihre Miete bezahlen müssen, obwohl ihre Geschäfte geschlossen bleiben müssen. Einige Privatvermieter seien den Kleingewerblern zwar entgegengekommen, schreibt der Mieterverband in einer Mitteilung. Doch die grossen Immobilienfirmen seien noch nicht nachgezogen.

«Ärgerlich ist, dass der Bundesrat den Ernst der Lage ignoriert und kein Machtwort spricht. Dadurch stärkt er einseitig die Vermieterseite, welche am längeren Hebel sitzt», sagt Mark Schmid und ergänzt: «Rein mietrechtlich betrachtet und gestützt auf ein Rechtsgutachten dürfte die verordnete Nichtbenutzung von Geschäftsräumlichkeiten einem Mangel entsprechen und die Mieten wären entsprechend nicht geschuldet».

Mieter bitten um Kulanz

So richten sich die Mieterinnen und Mieter an die Öffentlichkeit, wie Kerem Buchs, Inhaberin von KMB Cosmetics beim Bahnhof. Per Videobotschaft berichtet sie von ihrer Lage. «Es ist nicht gerechtfertigt, dass wir alleine die ganze Last tragen und einen Mietzins für ein Geschäftslokal bezahlen müssen, das wir nicht brauchen können».

Auch der Betreiber der Kulturbeiz Meyer am Bundesplatz, Domi Meyer, hat sich bei seiner Verwaltung gemeldet und um Mietzinserlass gebeten. «Vorerst wurde uns der Mietzins ausgesetzt, aber nur als Stundung», so der Beizer. Das heisst, er muss die Miete zu einem späteren Zeitpunkt vollumfänglich begleichen. Woher er das Geld nehmen soll, wenn das Geschäft geschlossen bleibt und er kein Umsatz erzielen kann, steht in den Sternen.

Ohne Miete keine Lokale

Wenn die Mieten von Geschäften und Lokalen nicht bezahlt werden können, ist ein Konkurs nicht weit. Neben den persönlichen Schicksalen befürchtet Schmid aber auch negative Auswirkungen auf den öffentlichen Raum. «Gastrolokale beleben Plätze, Geschäfte generieren Laufkundschaft – das steht aktuell auf dem Spiel, wenn die Politik nicht eingreift und die Immobilieneigentümer in die Pflicht nimmt», schreibt der Mieterverband in der Mitteilung.

Vorstandsmitglied des Mieterverbands und SP-Grossstadtrat Mario Stübi könnte sich auch gut vorstellen, dass die öffentliche Hand eine Vorreiterrolle einnimmt. «Kantone und Gemeinden sind als Liegenschaftseigentümerinnen oft selber in der Rolle der Vermieterin. Je nachdem, ob ein eingemietetes Geschäft wegen Corona ganz oder teilweise geschlossen werden musste, ist es angebracht, dass die öffentliche Hand die Lokalmiete für die betroffenen Monate voll oder überwiegend erlässt», so Stübi.

veröffentlicht: 12. April 2020 11:28
aktualisiert: 12. April 2020 11:28
Quelle: PilatusToday

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