«Zar aus Reussbühl»

Millionär, Mäzen, Mensch – Luzerns schillerndster Unternehmer ist zurück

· Online seit 01.08.2021, 21:22 Uhr
Der Reussbühler Hermann Alexander Beyeler hat mit Immobilien ein Vermögen aufgebaut. 2014 kehrte er Luzern den Rücken, jetzt kehrt der Honorarkonsul von Weissrussland auch geschäftlich zurück in seine Heimat. Wir sprachen mit ihm über seine Pläne.
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Ein Montagmorgen im Luzerner Schweizerhof. Hier treffe ich Hermann Alexander Beyeler zum Interview. Feiner Anzug, Hut und Sonnenbrille. Der Immo-Unternehmer, Honorarkonsul und Kunstliebhaber weiss, wie man sich in Szene setzt. Wir wollen wissen, welche Pläne er in Luzern hegt und warum er ausgerechnet die letzte Diktatur Europas als Honorarkonsul vertritt.

Rückkehr nach Luzern nach sieben Jahren

2014 ist Beyeler nach Pratteln umzogen, zumindest geschäftlich. Die Wertschätzung habe gefehlt, erzählt der Unternehmer, dessen Vermögen mehrere hundert Millionen Franken beträgt. Unter anderem sei man ihm steuerlich nicht entgegengekommen. Und: «Wenn ich eine Vernissage organisiert habe, ist fast nie ein Politiker erschienen», so Beyeler. Dennoch hegt der Baulöwe keinen Groll. Heute spüre er diese Wertschätzung, habe einen guten Draht zur Luzerner Kantonsregierung und auch mit Stapi Beat Züsli habe er sich inzwischen getroffen. «Als Unternehmer musst du eine Beziehung zur Regierung aufbauen.»

In Pratteln schuf Hermann Beyeler mit seinem Unternehmen auf dem Buss Industrieareal einen grossen Businesspark. In der Region Luzern hat er diesbezüglich keine grossen Ambitionen. «In Pratteln war ich Lokalmatador. Mit meinen 69 Jahren denke ich nicht, dass sich in Luzern grosse Projekte realisieren lassen. Dafür werden in Luzern zu viele Einsprachen gemacht.»

Neuer Brunnen beim «Einhorn»

Seine Geschäfte will Beyeler künftig von der Hertensteinstrasse 23 aus lenken, dort wo auch die Traditions-Pizzeria Einhorn angesiedelt ist. Mit dem Kunstliebhaber kommt frischer Wind in die Altstadt: Beyeler will der Liegenschaft einen neuen Anstrich verpassen und auch der bekannte Brunnen vor der Pizzeria soll renoviert werden.

Doch Wertschätzung und Aufmerksamkeit sind nicht die einzigen Gründe, weshalb es Hermann Beyeler zurück nach Luzern zieht. Pratteln, das sei kein Ort für ein Konsulat, erklärt der Honorarkonsul, der die weissrussische Fahne als Pin an seinem Anzug trägt. Doch was macht so ein Honorarkonsul eigentlich?

Honorarkonsuln arbeiten ehrenamtlich. Sie setzen sich für die wirtschaftliche Zusammenarbeit der Länder ein. Als Lohn gibt es Kontakte und Beziehungen in das jeweilige Land, das sie vertreten. «Ich möchte, dass sich Schweizer Firmen in Weissrussland ansiedeln», sagt Beyeler über sein Engagement. Er versteht sich als Vermittler und Problemlöser zwischen den beiden Ländern. So unterstütze er zurzeit auch einen Schweizer, der eine Weissrussin heiraten möchte oder eine Schweizer Familie, die in Weissrussland ein neues Leben anfangen will.

Grosses Potential sieht der Honorarkonsul etwa in der Softwareindustrie. «Ein guter Softwareentwickler verdient dort 2'000 Franken, hier ist es ein Vielfaches mehr», erklärt er. Aber auch der Zugbauer Stadler und der Busbauer Hess würden heute in der ehemaligen Sowjetrepublik produzieren.

Es gibt jedoch auch Probleme, die Problemlöser Beyeler nicht lösen kann. Wie steht er zu den Verletzungen der Menschenrechte und zum Umgang mit der Presse (Belarus belegt bei der Pressefreiheit Rang 158) in der «letzten Diktatur Europas»?

«Kann sein, ich weiss es nicht.» Er kümmere sich um wirtschaftliche Themen, betont Beyeler mehrmals. Es liege ihm nicht, sich politisch zu äussern, dies sei auch nicht seine Aufgabe. Und ausserdem: «300 Jahre Leibeigenschaft, 75 Jahre Kommunismus, eine Generation in Freiheit. Was verlangt eigentlich der Westen von Osteuropa?» Die Schweiz habe viel länger gebraucht, um auf das heutige Demokratieverständnis zu kommen, argumentiert Hermann Beyeler.

Schillernde Figur im biederen Luzern

Hermann Alexander Beyeler wirkt auf den ersten Blick wie ein Multimillionär aus dem Drehbuch. Hier im Schweizerhof erkennt man ihn sofort. Ebenso seinen direkt davor geparkter Maybach. Und dennoch will der umtriebige Geschäftsmann in keine Schublade passen.

Das Personal nennt ihn beim Vornamen. Wenn «Hermann» hier ein Cüpli bestellt, dann in seinen eigenen Gläsern. «Wenn ich eine Kunstvernissage veranstalte, dann nicht mit Cola und Salzstangen, sondern nur mit dem Besten», erzählt der Kunstliebhaber, der immer wieder in Metaphern redet. Dies habe er von seiner polnischen Mutter. Dem Opulenten gegenüber steht die andere Seite Beyelers. «Ich bin ein sensibler Mensch», erklärt er. Ein Geschäftsmann, der lieber zu viel bezahlt, als knallhart über den Preis zu verhandeln. «Wenn ich heute alles verliere, würde ich mir wieder alles aufbauen können», ist Beyeler überzeugt. Seine Beziehungen seien sein grösstes Kapital und er habe noch nie jemanden über den Tisch gezogen.

Der Zar aus Reussbühl

Über seine Mutter soll Hermann Alexander Beyeler vom russischen Zaren Alexander III. abstammen. Ein «SRF»-Kamerateam begleitete ihn bei der Suche nach seinen Wurzeln. «Der Zar aus Reussbühl», so der Titel der Reportage. Sie zeigt einen Selfmade-Millionär, der stets auf der Suche war nach seinem Platz in der Welt und dennoch angekommen zu sein scheint. Dieses Bild bestätigt sich mir in unserem Gespräch. Ein Weltbürger (der Europa nie verlassen möchte) der Glanz und Esprit in die Leuchtenstadt bringt.

Hermann Alexander Beyeler: Millionär, Mäzen, Mensch.

veröffentlicht: 1. August 2021 21:22
aktualisiert: 1. August 2021 21:22
Quelle: PilatusToday

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