Luzern setzt auf mehr Grün

Mit innovativen Ideen wollen Städte einen kühlen Kopf bewahren

· Online seit 18.07.2022, 05:48 Uhr
Auch wenn sich die meisten über Sommer, Sonne und Sonnenschein freuen: Den Städten machen die hohen Temperaturen zunehmend zu schaffen. Sie heizen sich tagsüber stark auf und kühlen nachts kaum ab. Wie wollen städtische Gebiete heute und in Zukunft einen kühlen Kopf bewahren?
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Bis 2050 wird es in den Schweizer Städten durchschnittlich rund drei bis fünf Grad wärmer, so die Prognosen des Bundesamtes für Statistik. Die Anzahl Hitzetage wird sich verdreifachen. Die steigenden Temperaturen machen vor allem den Städten zu schaffen: «Während Hitzeperioden ist in den Städten und Agglomerationen die Hitzebelastung besonders hoch. Die Temperaturen können hier um einige Grad höher liegen als im ländlichen Umland», so Ronja Bohnenblust, Fachspezialistin beim Kanton Luzern. Damit die Lebensqualität in den Städten dennoch gesichert ist und bleibt, müssen diese reagieren. Aber wie?

Lösungen für städtische Gebiete im Kanton Luzern

Mögliche Optionen liefert beispielsweise das Pilotprojekt «klimaresiliente Agglomeration Luzern», welches vom Bund unterstützt wird: Im Bericht werden konkrete Handlungsanleitungen für die Gemeinden Horw, Kriens, Emmen und Ebikon genannt. So könnten an der Kantonsstrasse in Ebikon mehr Bäume gepflanzt werden, Kriens eigne sich besonders gut für Fassadenbegrünung aufgrund der grossflächigen Gebäudestrukturen und Horw könnte seine Schulhäuser klimaresistenter machen, zum Beispiel mit einem Regenwasserteich.

Generell gilt: Mehr Grün...

«Der Hitze in der Stadt kann mit verschiedenen raumplanerischen Massnahmen entgegengewirkt werden. Eine der wichtigsten und effektivsten Massnahmen ist es, ausreichend Grün- und Wasserflächen zu schaffen», hält Bohnenblust fest. Die Städte südlich des Gotthards machen es vor: So sind beispielsweise in Lugano über 60 Prozent der gesamten Fläche der Stadt Grünflächen.

Besonders effektiv seien die grosskronigen Bäume als grüne Lungen der städtischen Gebiete: «Zum einen wirken sie aufgrund ihrer Verdunstungswirkung kühlend, zum anderen spenden sie an Hitzetage Schatten und verbessern so die Aufenthaltsqualität im Freien», so die Fachspezialistin.

... mehr Weiss ...

Eine weitere Möglichkeit, in Städten für mehr Abkühlung zu sorgen, sind Baumaterialien, welche die Wärme nicht über längere Zeit speichern, sondern direkt wieder abgeben sowie «die Verwendung von kühlenden Baumaterialien wie Holz», erklärt Ronja Bohnenblust. Auch die Farbwahl von Gebäuden hat einen grossen Einfluss auf die Oberflächentemperatur. So wurde in einem Experiment der Sendung «Einstein» von SRF getestet, wie sich eine weisse gegenüber einer dunkelroten Wand verhält. Die Auswirkung des weissen Anstriches ist erstaunlich. So überlebte ein Eisblock mehr als doppelt so lange im Raum, wie wenn die Wand rot angestrichen war.

... und helleres Grau

Nicht nur das Baumaterial kann einen Einfluss auf die Abkühlung in Städten haben, sondern auch die Bodenbeläge. Deshalb testet der Bund am Stadtrand von Bern derzeit beispielsweise verschiedene Varianten von Bodenbelägen. Dabei gilt: Je heller der Belag, desto besser, denn dieser reflektiert mehr Sonnenlicht und erwärmt sich weniger.

Vertikale Gärten und kühlender Nebel

Die Ideen zur Hitzeminderung in städtischen Gebieten sind vielfältig. «Mehr Grün» wird innovativ umgesetzt. So wächst beispielsweise in Rotkreuz die Grünfläche nicht wie erwartet horizontal, sondern gegen oben: Auf dem Suurstoffi-Areal entstand ein 21-stöckiges Gartenhochhaus. Zürich wiederum testet derzeit die «Alto Zürrus» - eine sogenannte Nebelwolke. Diese soll auf einem der heissesten Plätze Zürichs für Abkühlung sorgen: Sobald die Temperatur über 30 Grad steigt, springt Alto Zürrus automatisch an und versprüht kühles Wasser in die Sommerhitze.

(red.)

veröffentlicht: 18. Juli 2022 05:48
aktualisiert: 18. Juli 2022 05:48
Quelle: PilatusToday

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