St.Gallen-Fans wollen Luzernern helfen – SBB blocken ab
Es gibt diesen Spruch unter Fussballfans: In den Farben getrennt, in der Sache geeint. Selten traf er so schön zu wie in der Diskussion um Extrazüge für den zweitletzten Spieltag der Super League in der Saison 2022/2023.
Dass die Fans des FC St.Gallen und des FC Luzern gelinde gesagt nicht gerade beste Freunde sind, ist bekannt. Doch ausgerechnet die Espen-Fans haben den FCL-Fans ihren Extrazug für den 25. Mai angeboten. Denn während der FC St.Gallen bei GC gastiert und der FC Luzern in Sion zu Gast ist, bekommen die Fans des FCSG einen Extrazug, jene der Leuchtenstädter nicht.
Kein Anschluss mehr nach Luzern
Die SBB weist das Angebot der Ostschweizer Fans jedoch zurück. Beim FC Luzern nimmt man den Entscheid mit Bedauern zur Kenntnis. FCL-Präsident Stefan Wolf sagt dazu: «Die verschiedenen betroffenen Kurven wollten sich gemeinsam mit der SBB aktiv an einer praktikablen Lösungsfindung beteiligen, stiessen mit ihrem Anliegen aber nicht auf offene Ohren.»
Die Unabhängige Szene Luzern USL, der Zusammenschluss der FCL-Fans, schreibt dazu: «Wir möchten ausdrücklich klarstellen, dass wir für diese destruktive Haltung seitens der SBB null Verständnis aufbringen können.»
Ähnlich ergeht es den Fans des FC Basel, die nach Genf reisen müssen. Auch sie bekommen keinen Extrazug – dafür können FCZ-Fans mit einem Extrazug nach Winterthur. Eine weite Reise, ebenfalls ohne Extrazug, steht den Fans der Young Boys bevor, die nach Lugano müssen.
Fan-starke Clubs auf Auswärtsreisen
Die SBB begründen die fehlenden Extrazüge mit «Kapazitätsengpässen». «Normalerweise finden in der Super League nicht fünf Spiele gleichzeitig statt, bei welchen alle Auswärtsmannschaften einen oder mehrere Fanzüge für ihre Fans benötigen», sagt Reto Schärli, Mediensprecher der SBB, auf Anfrage von FM1Today.
Ausgerechnet jene Clubs mit den meisten Fans treten an diesem Donnerstag auswärts an. «Da der Bedarf an Fan-Wagen dadurch deutlich höher ist als üblich und zusätzlich aufgrund des Pfingstverkehrs ein erhöhtes Reiseaufkommen erwartet wird, können die SBB nicht für alle Vereine Fanzüge zur Verfügung stellen», sagt Schärli. Aber gerade weil fünf grosse Fankurven an diesem Tag auswärts unterwegs sind, werden diese «sicherlich im Regelverkehr der SBB zu spüren sein» meint FCL Präsident Stefan Wolf.
«Die Fanorganisation wurden frühzeitig darüber informiert und gebeten, alternative Reisemöglichkeiten zu organisieren. Die Fans von YB und Luzern haben das getan», so Schärli.
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Die Transportpflicht entscheidet
«Der Grundsatz der Trennung der Fangruppierungen vom Regelverkehr gilt auch unter den besonderen Umständen dieses Spieltages. Weil zu viele Super-League-Spiele mit grosser Reisenachfrage an Auswärtsspiele gleichzeitig stattfinden, können die SBB nicht allen Fans einen Extrazug zur Verfügung stellen», sagt der SBB-Mediensprecher.
Wo die Fanzüge eingesetzt werden, hängt auch vom Gesetz ab. Schärli: «Die Züge kommen auf Strecken mit Regelangebot zum Einsatz und wo demnach eine Transportpflicht besteht.» Diese Transportpflicht gibt es beispielsweise nicht nach Spielschluss in Sion zurück nach Luzern.
Der Dachverband der FCSG-Fans meint dazu: «Wir zeigen uns solidarisch und verzichten auch auf unseren Extrazug. Die An- und Rückreise nach Zürich ist mit Regelzügen problemlos machbar.» Anders für die FCL-Fans. Gemäss Fahrplan ist es für die Luzerner Anhänger nicht möglich, noch nach Spielschluss vom Wallis in die Innerschweiz zu reisen.
Dass die Fans auf den Extrazug verzichten, nehmen die SBB zur Kenntnis. Trotzdem: «Der Fanzug von St.Gallen nach Zürich verkehrt wie geplant.» Weiter wollen sich die SBB nicht dazu äussern.