Stadt Luzern will bei sexueller Belästigung besser hinschauen
Fast 1000 Fälle von sexueller Belästigung sind in der Stadt Zürich innerhalb von elf Monaten gemeldet worden. Seit Mai 2021 kennt Zürich ein Meldetool unabhängig von Polizei und Opferberatungsstellen. Die Luzerner Stadtregierung hat nun beschlossen, auf der Grundlage des Zürcher Projekts «Zürich schaut hin» ein solches auch in der Stadt Luzern zu lancieren.
Datenlage erfassen
Bisher werden Straftaten gegen die sexuelle Integrität im öffentlichen und privaten Raum lediglich über die Polizeiliche Kriminalstatistik des Kantons Luzern abgedeckt. Klare Aussagen und Beobachtungen von anderen Organisationen wie beispielsweise der SIP (Sicherheit, Intervention, Prävention) fehlen, schreibt die Stadtregierung in ihrer Stellungnahme zum Vorstoss aus den Reihen der SP.
Mit dem Online-Meldetool sollen Fälle von sexueller Belästigung und Übergriffen quantitativ, qualitativ sowie auf Orte bezogen erfasst werden. Damit erhofft sich die Stadtregierung eine Datenlage, «um ein aussagekräftiges Bild über Orte des Geschehens sowie mögliche Angebots- oder Massnahmenlücken zu erhalten.» So könnte beispielsweise festgelegt werden, wo die Polizeipräsenz erhöht werden soll oder Infrastruktur, wie Beleuchtungen, optimiert werden muss.
Für Martin Merki, den Luzerner Sozial- und Sicherheitsdirektor, ist das Meldetool kein Ersatz für die Arbeit der Polizei oder strafrechtliche Untersuchungen. Die Daten würden aber Hinweise liefern, wo und wann und in welcher Form sexuelle Gewalt stattfindet. Vor allem für Opfer sei das ein wichtiger Schritt, obwohl nicht direkt geholfen werde, aber: «Es besteht die Gewissheit, dass das Opfer sich melden kann und angehört wird, dass das Thema ernst genommen wird und Folgen haben wird», so Merki.
Weitere Massnahmen möglich
Die Übertragung des Projekts «Zürich schaut hin» auf die Stadt Luzern wird durch den Sicherheitsmanager koordiniert unter Einbezug verschiedener Organisationen wie der Polizei, Fachpersonen sowie der Gastro- und Kulturbranche. Wie die Stadtregierung schreibt, sollen weitere Massnahmen des Projekts aus Zürich geprüft werden, auch wenn sich das Meldetool nicht als zielführend erweisen würde.
(hch)