Nach Cup-Massenparty

Stadtpräsident hat FCL-Spielern Messe-Balkon bereitgestellt

25.05.2021, 19:15 Uhr
· Online seit 25.05.2021, 18:20 Uhr
Nach dem Luzerner Cupsieg feierten 10'000 Fans in der ganzen Stadt, die Polizei griff nicht ein. Die Stadt will keine Feier bewilligt haben. Recherchen zeigen jedoch, dass Stadtpräsident Beat Züsli persönlich dafür sorgte, dass sich die Spieler auf dem Balkon der Messe Luzern dem Partyvolk präsentieren konnten.

Quelle: PilatusToday

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Die Luzerner Polizei muss nicht nur wegen des Spiels nervös auf das Pfingstwochenende geblickt haben. Gewinnen die Luzerner nach 29 Jahren wieder den «Chöbu», tun sich zwei Szenarien auf: Eine Cupfeier mit allen Mitteln unterbinden, das Gebiet rund um die Innenstadt und die Allmend grosszügig absperren und Wegweisungen verteilen und es folgen massenweise Klagen wegen Unverhältnismässigkeit oder schlimmstenfalls Polizeigewalt. Lässt man die feiernden Fans gewähren, wie die Zuger Polizei nach dem EVZ-Meistertitel, heisst es, Fussballfans können sich alles erlauben, während sich andere an die Corona-Regeln zu halten haben. Was passierte ist bekannt: Der FCL ist Cupsieger und die Stadt für mehrere Stunden im Ausnahmezustand (PilatusToday berichtete).

Junge Grüne: «An Ignoranz nicht zu überbieten»

Die Kritik liess nicht lange auf sich warten. So verurteilten etwa die Jungen Grünen Kanton Luzern das Vorgehen des FCL und der Luzerner Polizei «aufs Schärfste». «Während im Verlauf der letzten Monate die Ufschötti mehrfach von der Polizei geräumt wurde, unterstützt die Luzerner Polizei das Vorgehen des FCL und lotste den Mannschaftsbus direkt vors Impfzentrum auf der Allmend», so die Partei in einer Mitteilung vom Dienstag. Die Luzerner Polizei habe die Cupfeier nicht nur toleriert, sondern damit auch unterstützt. Und auch der FC Luzern kriegt sein Fett weg. Dass dieser mit versammelter Mannschaft auf dem Balkon oberhalb des Impfzentrums auf der Messe Luzern die Stimmung noch aufheizt, sei «an Ignoranz nicht zu überbieten».

Die Luzerner Polizei bestreitet nicht, die Party gewährt zu haben. «In Absprache mit der Stadt Luzern tolerierte die Luzerner Polizei trotz der geltenden Covid-19-Massnahmen die Menschenansammlung», teilte die Polizei am Pfingstmontag kurz vor Mitternacht mit. Dies, obwohl sich die Feiernden grösstenteils nicht an Maskenpflicht und Abstandsregeln gehalten haben. Weder bei 800 noch bei 5'000 Personen im Vögeligärtli und auch nicht bei 10'000 Personen auf der Luzerner Allmend, als der Mannschaftsbus aus Bern eintraf.

Stadtpräsident Züsli hat Balkon für Party bereitgestellt

Im Vorfeld hatte die Stadtregierung entschieden, dass es keine offizielle Cupfeier geben würde (PilatusToday berichtete). Nach einer komplett spontanen Party, die sich aus purer Euphorie entwickelte, sah der Montagabend jedoch nicht aus. Die «Cup-Helden» versammelten sich nach der Ankunft im Mannschaftsbus auf dem Balkon der Messe Luzern, um sich vor 10'000 Fans feiern zu lassen. Wie kamen sie dort hoch?

Ein Anruf bei Markus Lauber, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Messe Luzern, die das Gebäude mit dem Balkon von der Luzerner Messe und Ausstellungs-AG mietet. Auf Anfrage von PilatusToday und Tele 1 erklärt Lauber, dass er sehr kurzfristig von Stadtpräsident Beat Züsli angerufen worden sei, um «seinen» Balkon dem FC Luzern zur Verfügung zu stellen. «Für uns war klar, dass wir in diesem Moment Hand bieten und die Mannschaft auf dem Balkon feiern lassen», so Lauber. Man habe befürchtet, dass es ansonsten zu Randalen unter den 10'000 Feiernden kommen könnte.

Stadtpräsident Beat Züsli bestätigt auf Anfrage von PilatusToday und Tele 1, dass es im Vorfeld Absprachen zwischen ihm, der Luzerner Polizei und dem FCL gab. Der Entscheid, die Spieler auf dem Balkon mit den Fans feiern zu lassen, sei spontan entstanden, als man gesehen habe, wie viele Leute sich vor Ort auf der Luzerner Allmend versammelten. «Die richtige Massnahme», ist Züsli überzeugt. So hätten mehr Menschen ihre Fussball-Helden samt Pokal zu Gesicht bekommen, anderenfalls wäre das Gedränge noch grösser gewesen, vermutet Beat Züsli.

Der Stadtpräsident kann die Kritik an der Cupfeier verstehen, steht aber dennoch hinter dem Vorgehen der Luzerner Polizei, die Fans gewähren zu lassen. «Alles andere wäre für die Sicherheit und Situation vor Ort nicht angemessen gewesen.»

Und was sagt der FC Luzern zu den Vorwürfen, man habe die spontane Massenparty vom Balkon aus noch angeheizt? Auf Anfrage von Tele 1 wollte beim frischgebackenen Cupsieger niemand vor der Kamera Stellung nehmen. Der FCL liess jedoch verlauten, dass sie den Balkon für die Feier sehr kurzfristig in Absprache mit der Stadt und der Messe Luzern organisiert hätten.

(tma)

veröffentlicht: 25. Mai 2021 18:20
aktualisiert: 25. Mai 2021 19:15
Quelle: PilatusToday

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