Herr Oetterli, warum hat sich Schindler für den Stellenabbau entschieden?
Thomas Oetterli: Unser Halbjahresbericht hat gezeigt, dass sich das Marktumfeld von Schindler stark verändert hat. Als globales Unternehmen sind wir globalen Marktbewegungen ausgesetzt. Grosse und für uns wichtige ausländische Märkte traf die Coronakrise sehr hart. Dies führt in diesen Ländern dazu, dass der Schweizer Franken stark aufgewertet wird. Dies haben wir in der ersten Jahreshälfte massiv gespürt.
Das Ziel von Schindler ist es immer, schneller zu wachsen, als der Markt. Um dies unter den aktuellen Umständen weiterhin tun zu können, müssen wir konkurrenzfähig bleiben und unsere Kostenstruktur global senken. Dies führt zu einem weltweiten Abbau von rund 2'000 Stellen, allen voran im Bereich Verwaltung. Leider gehen wir nicht davon aus, dass sich die Märkte bis 2022 erholen werden.
Wie viele Mitarbeiter in der Schweiz werden ihre Arbeitsplätze verlieren?
Wir gehen hierzulande von einem Abbau von bis zu 200 Stellen aus, was rund zehn Prozent vom gesamten Abbau entspricht. Hier sprechen wir nicht nur vom Standort in Ebikon, sondern von allen Schweizer Standorten.
Wie viele Mitarbeiter in Ebikon sind betroffen?
Das wissen wir noch nicht genau. Dazu analysieren wir momentan die einzelnen Abteilungen.
Schindlers Umsatzeinbussen waren tiefer, als die Analysten erwartet haben. Ist der Stellenabbau nicht etwas voreilig?
Wir sind ein Unternehmen, das immer langfristig denkt. Bevor wir diese Massnahmen beschlossen haben, wurden alle Alternativen geprüft. Wir sind keine Firma, die irgendwelche Hauruck-Übungen macht.
Ein Hauptgrund für den Stellenabbau in der Schweiz ist die kontinuierliche Aufwertung des Schweizer Frankens. Dabei handelt es sich um einen Trend, der bereits seit zehn Jahren anhält. Wenn wir unsere ausländischen Umsätze in Schweizer Franken umrechnen, dann haben wir in den letzten Jahren 2,5 Milliarden Franken Umsatz verloren. Irgendwann mussten Massnahmen getroffen werden. Wir haben lange abgewartet und bereits in der Vergangenheit alles versucht, um einen Stellenabbau zu verhindern. Aber wir müssen auch in die Zukunft schauen. Deshalb ist es wichtig, dass die restlichen Arbeitsplätze der 65'000 Schindler Mitarbeiter gesichert sind. Dazu waren die heute kommunizierten Massnahmen notwendig. Das sind Entscheide, die niemandem leichtfallen. Einzelschicksale müssen mit Sorgfalt behandelt werden.
Was heisst das für die Mitarbeiter? Wie wird der Stellenabbau umgesetzt?
Wir prüfen zuerst, wie viel über natürliche Fluktuation abgefedert werden kann. Beispielsweise in Form von Frühpensionierungen oder über Mitarbeiter, die uns freiwillig verlassen. Ziel ist es, die Anzahl Kündigungen, die wir aussprechen müssen, möglichst klein zu halten.
(cad/tma)