Trockener Alkoholiker - Einzig die Migros triggerte ihn nicht
Quelle: tele1
Toni Häfliger war während Jahren alkoholsüchtig durch und durch. Zwar arbeitete er immer tagsüber, wartete aber sehnlichst auf den Feierabend: «Und dann trank ich einfach fünf bis zehn Bier. An einem freien Tag begann ich schon vor dem Mittag zu trinken und so kam nochmals deutlich mehr Bier dazu.» Inzwischen ist Toni seit 33 Jahren trocken. Indirekt auch durch Mithilfe der Migros, wie er sagt. Denn wie viele andere Süchtige, die vom Alkohol wegkommen wollen, ging auch er bewusst nur dort einkaufen.
Die Versuchung in den Läden war jeweils gross. Die prallgefüllten Regale mit Wein, Schnaps und Bier machen vielen Betroffenen Lust, selbst wenn sie kurz vorher gar nicht an den Kauf von Alkohol gedacht hatten.
Betroffene brauchen einen Schonraum
Dies bestätigt auch Ruedi Studer, Geschäftsführer von «KLICK», der Fachstelle Sucht Region Luzern: «Leute, die sich für die Abstinenz entscheiden, brauchen speziell zu Beginn einen Schonraum. Auch dass sie etwa für den Einkauf von Lebensmitteln einen Ort haben, wo sie nicht verführt werden.» Es brauche extrem viel Überwindung und Selbstdisziplin, dass man langfristig nicht mehr zur Flasche greife. Daher stellt der Grundsatzentscheid der Migros für Süchtige eine zusätzliche Herausforderung dar, so die Suchtexperten.
13 Jahre bis der Reiz vergangen ist
Toni Häfliger hat gelernt damit umzugehen. Aber es dauerte ganze 13 Jahre lang, bis es ihm nichts mehr ausmachte, an Alkoholregalen vorbeizugehen oder anderen Versuchungen zu widerstehen. 2009 hatte Toni Häfliger gemeinsam mit Freunden den Alano Verein Zentralschweiz gegründet. Ein alkohol- und drogenfreier Treffpunkt, wo man sich anonym austauschen kann.
Ob der Entscheid der Migros auch bei Beratungsgesprächen zu diskutieren gibt und wie die häufig genannte «gesellschaftliche Verantwortung» des Unternehmens bei Toni Häfliger und Ruedi Studer ankommen, erfahrt ihr oben im Video.