Alternative zum Inseli-Parking

«Tunnel muss attraktiv sein»: So will die Stadt Luzern Touristen lenken

16.08.2022, 18:33 Uhr
· Online seit 16.08.2022, 18:04 Uhr
Die Stadtregierung hat seinen Lösungsvorschlag zur Alternative des Carparkplatzes Inseli vorgestellt. Dabei sollen Carparkplätze unterirdisch im zukünftigen Parkhaus des Luzerner Kantonsspitals entstehen mit einer direkten, unterirdischen Verbindung ins Stadtzentrum. Die Idee findet Anklang.
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Seit Beginn der Corona-Pandemie verzeichnet die Stadt Luzern wieder eine stetige Zunahme an Touristen, dementsprechend auch eine Zunahme von Reisecars. Ausserdem hat die Stimmbevölkerung der Stadt Luzern vor fünf Jahren in einer Abstimmung die Aufhebung des Carparkplatzes Inseli für eine Erweiterung der Grünflächen angenommen. Deswegen musste eine neue Lösung her, um die Situation von Carfahrten und Touristenströme zu verbessern.

Unter den 59 vorgeschlagenen Lösungsideen aus der Bevölkerung fand eine besonders Anklang: die Idee «Stadtpassage». Diese stammt von einer privaten, gleichnamigen IG, welche von «Die Mitte»-Grossstadtrat Roger Sonderegger präsidiert wird. Die Idee wurde bereits im Frühling vergangenen Jahres präsentiert.

Mit Rollbändern ins Zentrum gelangen

Der Vorschlag beinhaltet Folgendes: Das Ein- und Aussteigen der Reisegruppen soll in einem zusätzlichen Untergeschoss des geplanten Parkhauses des Luzerner Kantonsspitals Luks geschehen. Die Reisecars erreichen das Parkhaus über einen neuen Strassentunnel, welcher aus dem Friedental im Gebiet der Abzweigung Riedstrasse mündet.

Das neue Carparking soll Platz für 30 bis 40 Reisebusse bieten. Vom Parkhaus aus gelangen die Touristen durch eine 800 Meter lange Unterführung zur Altstadt im Gebiet Hertensteinstrasse. Um diese lange Strecke zurückzulegen, könnten dabei Rollbänder zum Einsatz kommen. Diese kennt man bereits von Flughäfen.

Wie die Unterführung konkret aussehen soll, sei noch nicht bekannt, sagt der Projektleiter der Stadt Luzern, Roland Koch. «Ganz klar ist jedoch, dass der Tunnel attraktiv sein muss – schliesslich soll er nicht nur von Reisegruppen benutzt werden, sondern auch von der breiten Bevölkerung der Stadt.» Die Stadtregierung schätzt die Investitionskosten für die Stadtpassage auf 90 bis 120 Millionen Franken.

Luks gefällt Projektidee

Wie die Stadt Luzern auf Anfrage bestätigt, haben bereits erste Gespräche mit dem Luks stattgefunden, auch auf strategischer Ebene. Das Luzerner Kantonsspital lässt ebenfalls ausrichten, dass sie die Projektidee «Stadtpassage» unterstützen. Das Projekt würde an die zweite Bauphase des Luks anknüpfen. Die Planungsphase des unterirdischen Parkhauses würde in den Jahren 2023 und 2024 stattfinden. «Die Bauphase dazu würde 2026 mit dem Abbruch des alten Kinderspitals und Besucherparkhauses beginnen», sagt Lukas Estermann vom Luzerner Kantonsspital. Wichtig sei jedoch, dass weder die Bauphase vom Luks noch der Spitalbetrieb selbst durch die Projektidee benachteiligt würden.

Zahl der Carfahrten ins Stadt-Zentrum reduzieren

Was für die Idee spricht: Die Reisegruppen erreichen auch weiterhin zu Fuss die Innenstadt ab dem Aussteigeort. Dazu könnte die Zahl der Carfahrten ins Stadtzentrum enorm reduziert und der Schwanen- und Löwenplatz, wo die Cars heute halten, aufgewertet werden. Gleichzeitig kann der zusätzliche Strassentunnel vom Friedental bis Luks die stark befahrene Spitalstrasse entlasten. Dass die 800 Meter lange Unterführung für Touristen unattraktiv sein kann, bezweifelt Mobilitätsdirektor Adrian Borgula. «Touristen sind sich daran gewöhnt, beispielsweise im Flughafen, längere Distanzen zurückzulegen.»

Die Stadtregierung betont jedoch, dass es momentan nicht darum geht, ob die Lösung realisierbar sei, sondern darum, sich diese einmalige Gelegenheit nicht zu verbauen. Auch der Tourismusdirektor der Stadt Luzern, Marcel Perren, unterstützt das Projekt und ist erfreut darüber, dass der Stadtrat das Projekt «Stadtpassage» weiterverfolgt. «Die Stadtpassage scheint mir eine gute Lösungsoption zu sein, um die Reisecar-Thematik auf eine gute Art zu lösen», so Perren. Ein grosser Vorteil sei, dass die Reisegäste zu Fuss das Stadtzentrum erreichen können.

Rösslimatt soll Inseli ersetzen

Die «Stadtpassage» könnte dabei frühestens gegen 2030 in Betrieb genommen werden. Als mittelfristige Übergangslösung steht das Areal Rösslimatt, vis-à-vis des Lokals Südpol zur Verfügung und soll bis zur definitiven Lösung maximal zehn Jahre in Betrieb sein. Hierfür haben die Bauarbeiten bereits Mitte Juni begonnen.

Auf dem Areal in Kriens, welches momentan noch ungenutzt ist, sollen 28 Parkplätze für Reisecars entstehen. Im Jahr 2023 soll das Areal Rösslimatt die Car-Parkplätze beim Inseli ablösen.

Ist Stadtpassage die finale Lösung?

Ob sich die vorgeschlagene Lösung «Stadtpassage» durchsetzt, ist noch nicht klar. Es ist nicht die erste Lösung, welche vorgeschlagen wurde. Einerseits wurde vor einigen Jahren das Parkhaus Musegg als Lösung vorgeschlagen. Allerdings gab es deswegen grosser politischer Widerstand und wurde danach verworfen. Beim Ausbau der Parkplätze bei Brüelmoos beim Lido, welcher zur Diskussion stand, kam das Projekt ebenfalls vom Tisch, da sich die Anwohner dagegen wehrten. Der Lösungsvorschlag einer Metro, welche unterirdisch durch die Stadt führen würde, wurde bei einer Volksabstimmung abgeschmettert. Eine weitere Alternative in der Vergangenheit war der A2-Anschluss Lochhof. Dieser ist ein Teil des Gesamtsystems «Bypass Luzern». Diese scheiterte ebenfalls bei der Abstimmung.

Bis Ende Jahr muss nun der Luzerner Stadtrat einen Entscheid zum Lösungsvorschlag «Stadtpassage» fällen.

(mja)

veröffentlicht: 16. August 2022 18:04
aktualisiert: 16. August 2022 18:33
Quelle: PilatusToday

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