Über die Hälfte der Lehrkräfte wurde schon beleidigt
Zwei von drei Lehrpersonen haben in der Studie des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH angegeben, in den letzten fünf Jahren Gewalt erlebt zu haben. Eine Zahl, die auch Alex Messerli, Präsident Luzerner Lehrerinnen- und Lehrerverband, überrascht: «Wir hatten das so nicht in Zahlen. Es erschreckt mich, dass das so verbreitet ist.»
Noch keine amerikanischen Verhältnisse
Dass Konflikte derart eskalieren wie in Amerika, wo ein Sechsjähriger seine Lehrerin anschoss und es regelmässig zu Amokläufen an Schulen kommt, sei in der Schweiz noch nicht der Fall. «An Schweizer Schulen herrschen keine amerikanischen Verhältnisse», erklärt Dagmar Rösler, die Präsidentin des Dachverbandes Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH gegenüber der «NZZ».
Doch sehen sich Lehrerinnen und Lehrer auch in der Schweiz täglich mit Gewalt konfrontiert. Meist in der Form von Beleidigung. Körperverletzungen oder sexuelle Übergriffe sind sehr selten, wie aus der Studie hervorgeht. Handlungsbedarf besteht trotzdem – angesetzt werden soll beispielsweise bei der Ausbildung der Lehrpersonen.
Lehrerverband fordert Anlaufstelle
«Man soll auf das Berufsfeld, in das man eintritt, gut vorbereitet sein», so Rösler, darum will man schon in der Ausbildung mehr sensibilisieren. Auch konkrete Forderungen, die schneller umgesetzt werden können, gibt es. So soll eine unabhängige Ombudsstelle eingerichtet werden, an die sich Lehrerinnen und Lehrer wenden können.
Im Kanton Luzern gibt es eine solche noch nicht, wie Alex Messerli sagt. Der Lehrerinnen- und Lehrerverband Zentralschweiz sieht jetzt die Arbeitgeber in der Verantwortung, das Geforderte umzusetzen und die Lehrkräfte besser vor Gewalt am Arbeitsplatz zu schützen.
(red.)