Wegen Ukraine-Krieg?

Waffengesuche in der Zentralschweiz: Luzern stellt Zunahme fest

22.04.2022, 17:27 Uhr
· Online seit 22.04.2022, 16:50 Uhr
In verschiedenen Kantonen wurden diesen Frühling kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine mehr Waffengesuche eingereicht. In der Zentralschweiz stellt einzig Luzern eine Veränderung fest. Vielen Kantonen fehlen jedoch die Zahlen.
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Zürich, Aargau, St.Gallen – in diesen Kantonen hat sich die Zahl der Waffengesuche nach Beginn des Ukraine-Krieges im Februar bis Mitte April teilweise verdoppelt. Eine Umfrage von PilatusToday und Tele 1 in der Zentralschweiz zeigt: Es sind noch kaum Zahlen zu den Waffengesuchen in diesem Jahr vorhanden. So führen etwa Luzern, Zug und Uri keine monatlichen Statistiken. Schwyz, Obwalden und Nidwalden stellen keine signifikante Zunahme der Gesuche in den vergangenen Monaten fest.

Corona-Zeit muss separat betrachtet werden

«Gefühlsmässig haben die Gesuche bereits in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres wieder angezogen», schreibt die Kantonspolizei Obwalden. Im Kanton Nidwalden habe vor Corona ein Anstieg an Waffenerwerbsgesuchen festgestellt werden können.

«Möglicherweise steht dies im Zusammenhang mit den für 2019 angekündigten und dann auch umgesetzten Verschärfungen des Waffenrechts.» Der Zeitraum während Corona müsse speziell betrachtet werden, da das öffentliche Leben eingeschränkt war und so nicht immer die Möglichkeit bestand, den Schiesssport zu betreiben.

«Auffallend ist, dass ein Teil bisher keine Waffen hatte»

Die Luzerner Polizei stellte in den vergangenen Monaten aber eine Tendenz fest, schreibt Mediensprecher Urs Wigger: «Als Einschätzung kann gesagt werden, dass die Zahlen der bisher ausgestellten Erwerbsscheine dieses Jahr leicht höher sein dürften als im Vorjahr. Auffallend ist, dass ein Teil der Gesuchsteller bisher keine Waffen registriert hatte.»

Das zeigen auch Erfahrungen anderer Kantone. So stellt beispielsweise die Kantonspolizei Aargau fest, dass viele Personen Waffen beantragen, die bislang keine Waffe besassen. Über die Gründe kann die Polizei nur spekulieren – die genauen Motive sind nur selten bekannt, da die Zeile mit dem Erwerbsgrund oft leer bleibe oder die Gründe nicht erhoben werden. Die Kantone Zug, Obwalden oder Luzern führen keine Statistik über die Gründe für den Erwerb.

Jedes einzelne Gesuch wird geprüft

Eine sorgfältige Prüfung sei in jedem Fall wichtig, schreibt die Zuger Polizei: «Die Spezialisten der Fachstelle Waffen prüfen jedes einzelne Gesuch genau und kontrollieren, ob die gesetzlichen Bestimmungen zum Erteilen einer Bewilligung eines Gesuchs eingehalten werden.»

Gesuchsteller müssen beispielsweise Vorstrafen angeben und einen Auszug aus dem schweizerischen Strafregister beilegen. Ansonsten müssen sie persönliche Angaben zu Adresse, Wohnort oder Waffenart machen.

Angehörige bestimmter Staaten dürfen in der Schweiz grundsätzlich keine Waffen oder Bestandteile von Waffen erwerben. Zu den in der Schweiz verbotenen Waffen gehören halbautomatische Feuerwaffen mit grossen Magazinen, gewisse Elektroschockgeräte, Schmetterlingsmesser oder Maschinengewehre.

Über 98 Prozent der Waffengesuche bewilligt

In den Zentralschweizer Kantonen werden die Waffengesuche nach der sorgfältigen Prüfung in den meisten Fällen bewilligt. In Obwalden, Nidwalden und Schwyz wurden im vergangenen Jahr über 98 Prozent der Waffengesuche gutgeheissen. In der Regel sind es Sportschützen, Waffensammler oder Jäger.

Die positiven Bescheide erlauben dem Gesuchsteller, innerhalb der nächsten sechs Monate eine Waffe zu kaufen. Über die Zahl der Waffen, die im Umlauf sind und im Zusammenhang mit dem Kriegsausbruch wohl zugenommen haben, kann die Polizei deshalb frühestens in rund einem halben Jahr Auskunft geben.

(kra/abl)

veröffentlicht: 22. April 2022 16:50
aktualisiert: 22. April 2022 17:27
Quelle: PilatusToday

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