Credit Suisse Luzern

Weinende Angestellte und deprimierte Kunden: Der Tag danach am Schwanenplatz

· Online seit 20.03.2023, 17:29 Uhr
Seit Sonntagabend ist klar: Die Credit Suisse gibt es bald nicht mehr. Das löste bei vielen Angst und Unsicherheit aus. Kundinnen bangen um ihr Geld, Angestellte um ihren Job. Denn weder Angestellte noch Kunden wissen, was jetzt passieren wird.

Quelle: PilatusToday / David Migliazza

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Am Montagmorgen ist die Filiale der Credit Suisse am Schwanenplatz in Luzern voll. Die Leute stehen Schlange. Es ist der erste Tag, nachdem klar wurde, dass die Bank an die UBS verkauft wird und in absehbarer Zeit verschwindet. Die Kundinnen und Kunden der Credit Suisse sind verunsichert, und das ist spürbar. Denn viele davon, die am Montagmorgen an den Schalter wollen, möchten Geld abheben. Doch ist die Stimmung durchgehend negativ?

Lieber das Geld unter die Matratze stecken?

Jeanette Rauschert jedenfalls sieht das so. Sie beschreibt die Stimmung in der CS als bedrückt und deprimiert. Für sie ist klar: «Ich werde das Konto saldieren!» Als Rentnerin könne sie nämlich kein Risiko eingehen. Denn das Geld sei, gemäss Rauschert, unter der Matratze momentan besser aufgehoben als in der Credit Suisse.

Die Kundinnen und Kunden müssen sich aber eigentlich keine Sorgen machen. Denn auch nach Übernahme der Bank durch die UBS stünden alle Dienstleistungen wie gewohnt zur Verfügung. Das teilte der Bundesrat am Sonntagabend mit. Auch wenn die CS insolvent werden sollte, würde sich für viele nichts ändern. Denn deponiertes Vermögen ist bis zu 100'000 Franken ohnehin durch den Staat versichert.

Nicht alle sehen schwarz

Einige Kunden jedenfalls glauben nach wie vor an ihre Bank: «Ich vertraue dieser Bank vollkommen», meint beispielsweise Louis Baume gegenüber PilatusToday und Tele 1. «Alle in der Bank heben Geld ab», so der Rentner, «aber ich nicht. Ich zahle nämlich 1000 Franken ein!» Er sieht das als Vertrauensbeweis. Denn schon seit 50 Jahren sei er treuer Kunde bei der CS und sieht nicht ein, wieso er jetzt die Bank wechseln sollte.

Doch auch Louis Baume denkt, dass einiges schiefgelaufen sein muss. Dennoch ist ihm wichtig, dass man solidarisch mit den Angestellten der Bank sei und bei der CS bleibe. «Ich hatte mit wunderbaren Menschen zu tun», sagt er bestimmt. Die Probleme lägen nämlich nicht auf tiefer Ebene, sondern viel weiter oben.

«Eine Angestellte hatte Augenwasser»

Bei den Angestellten der Credit Suisse ist das Bild nämlich ziemlich durchwachsen. Und das ist wenig überraschend. Denn auch sie wurden von der Übernahme überrascht und fürchten nun um ihren Job. So seien Angestellte sehr deprimiert gewesen: «Eine Angestellte hatte Wasser in den Augen», beschrieb Rauschert die Situation. Das zu sehen, sei nicht schön.

Quelle: So reagieren CS-Mitarbeitende auf das Banken-Aus / 20. März 2023 / CH Media Video Unit / Olivia Eberhardt

Eine Angestellte der Credit Suisse Zürich beurteilt die Situation anders. Zwar sei es traurig, dass die Bank verschwinde, so die Mitarbeiterin. Aber es besteht auch eine Chance auf eine neue Organisation, die Ruhe auf den Finanzplatz Schweiz bringen kann. Angesprochen auf den möglichen Jobverlust, meint sie lapidar: «Es wird sicherlich zu Entlassungen kommen.» Sie wisse zwar noch nicht, in welchen Bereichen, aber sie sei optimistisch.

Die Meinungen sind sowohl bei den Kundinnen und Kunden als auch bei den Angestellten gemischt. Während gewisse nach wie vor Vertrauen haben, ist das anderen gänzlich abhandengekommen. Einig sind sich alle nur in einem Punkt: Auf dem Schweizer Finanzplatz kam es zu einer grossen Erschütterung – und die Credit Suisse wird es nicht mehr lange geben.

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veröffentlicht: 20. März 2023 17:29
aktualisiert: 20. März 2023 17:29
Quelle: PilatusToday

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