Wildtiere

Wie das Wetter 2021 den Igeln zu schaffen machte

05.01.2022, 20:29 Uhr
· Online seit 05.01.2022, 16:53 Uhr
Das Wetter des vergangenen Jahres hat den Igeln alles andere als gutgetan. Dies hat zur Folge, dass zum Jahresende sehr viele dieser Wildtiere an Igelstationen abgegeben wurden.
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Die Igel-Auffangstation von Evelyne Noser in Ebikon war an Silvester ziemlich am Limit. «Wir hatten an diesem Tag 54 Igel, welche stationär bei uns waren – so viele hatten wir noch nie», meint Evelyne Noser. Für sie war das Jahr 2021 ein sehr spezielles Jahr, denn im November bekamen sie und ihr Team sehr viele kleine, magere Igel. Aus Nosers Sicht sei dies auf die vielen Überschwemmungen im Sommer zurückzuführen. «Dabei wurden wohl viele Igel-Babys weggeschwemmt oder sind gar ertrunken. Daraufhin machten wohl viele Igel noch einen zweiten Wurf, zeitlich gesehen kann dies durchaus sein.» Inzwischen haben aber die Neuzugänge bei Nosers Igelstation wieder stark abgenommen.

Würmer und Schnecken statt Insekten

Insektenfresser haben es in den letzten Jahren auch ohne besondere Wetterbedingungen schwieriger, erklärt Evelyne Noser. «Wegen des Insektenrückganges weicht er auf Würmer und Schnecken aus, jedoch sind diese sehr oft Träger von Innenparasiten-Larven», so Noser. Bei den Igelstationen versucht man diese Parasiten im Igel zu bekämpfen.

Dass das warme Wetter einen Einfluss auf den Winterschlaf des Igels hat, bezweifelt Noser. «Für Tiere, die genug Fettpolster haben, spielen die warmen Temperaturen keine Rolle.» Diejenigen Igel, die zurzeit wieder aus ihrem Schlaf erwachen, seien meist solche, die zu wenig Fettreserven besitzen und wieder Nahrung suchen müssen. «Igel verbrennen mehr Energie bei der Nahrungssuche, als dass sie Nahrung finden.»

Gelegentliches Erwachen ist völlig normal

Auch Marie-Louise Kieffer von der Umweltberatung der Stadt Luzern sieht nicht zwingend die warmen Temperaturen als Faktor. Um Klarheit darüber zu erhalten, müsse jedoch noch mehr darüber geforscht werden. «Es ist möglich, dass ein milder Herbst für die Igel bedeutet, dass sie sich mehr Fettreserven anfressen können und dann auch früher im Jahr Junge bekommen.» Es könne aber auch sein, dass Igel durch häufige Unterbrechungen des Winterschlafs zu viele Reserven verbrauchen und dann den Winter nicht überleben würden. Es sei aber völlig normal, dass die Tiere während des Winterschlafs gelegentlich erwachen. «Ab und zu setzen sie Harn ab oder sie können sogar das Winterschlafquartier wechseln», erklärt Kieffer.

Nicht in jedem Fall dem Igel helfen

«Grundsätzlich sind Igel robuste, anpassungsfähige Wildtiere und kommen auch mit unterschiedlichen Witterungsverhältnissen klar», erklärt Marie-Louise Kieffer. «Ein gesunder Igel hat immer eine runde Form», ergänzt Noser. Oft würde aus falsch verstandener Tierliebe zu viel oder das Falsche gemacht. Wenn ein Igel nicht mehr geradeaus läuft, sondern herumtorkelt oder am Umkippen ist, seien dies gemäss Evelyne Noser von der Igelstation Ebikon schlechte Anzeichen. Allenfalls kann man auch mal den Igel ein bisschen anstupsen. «Der Igel muss sofort darauf reagieren, ansonsten ist das ein schlechtes Zeichen», so Noser.

Quelle: PilatusToday

(mja)

veröffentlicht: 5. Januar 2022 16:53
aktualisiert: 5. Januar 2022 20:29
Quelle: PilatusToday

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