Sex goes online

Wie die Digitalisierung das älteste Geschäft der Welt verändert

· Online seit 05.02.2023, 06:18 Uhr
Die digitale Sexarbeit boomt. Eine Umfrage in Deutschland hat ergeben, dass die Werbung für Sexarbeit mittlerweile fast vollständig online stattfindet. Auch in der Zentralschweiz ist das Internet aus der Branche nicht mehr wegzudenken.
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Das Handy in ihrer Hand vibriert zwei Mal kurz. Eine Nachricht ploppt auf. Ohne zu zögern klickt sie drauf. Ein neuer potenzieller Kunde. Ihm gefällt, was er gesehen hat. Ein Lächeln liegt auf ihren Lippen. Das Geschäft läuft.

In Deutschland haben die sozialen Medien, Online-Buchungssysteme und Websites längst Einzug in das älteste Geschäft der Welt gefunden: die Sexarbeit. Rund 90 Prozent der befragten Sexarbeiterinnen in unserem Nachbarland nutzen Online-Plattformen, um ihre Dienste zu bewerben. Dies zeigt eine Umfrage des Online-Portals «Erobella». Demnach sind über die Hälfte der Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter «zufrieden» oder «sehr zufrieden» mit den heutigen Arbeitsbedingungen.

«Die Sexarbeit verschiebt sich ins Private»

Dass die Digitalisierung in der Sexarbeit auch in der Zentralschweiz angekommen ist, überrascht daher nicht. Eliane Burkart, Geschäftsleiterin des Luzerner Vereins für die Interessen der Sexarbeitenden (LISA), erklärt, dass über die letzten zehn Jahre generell ein Umschwung spürbar geworden sei.

Viele grosse Betriebe sind zugegangen, neue gibt es seit Corona und dem 2020 in Kraft getretenen Gewerbepolizeigesetz und den damit einhergehenden strengeren Auflagen nicht viele. «Die Sexarbeit verschiebt sich vermehrt ins Private. Das Internet gibt den Sexarbeitenden mehr Möglichkeiten, anonym zu bleiben.»

Und die Anonymität bietet einen grossen Vorteil: «Die Sexarbeiterinnen müssen nicht mehr öffentlich auf die Strasse oder in einem Betrieb stehen, wo das Gesicht erkennbar ist.» Online können sie auch nur ihren Körper abbilden, ohne ihr Gesicht ebenfalls zeigen zu müssen.

Dies sei auch für die Kunden ein Vorteil: Sie sehen bereits im Vorfeld, was die Sexarbeitenden anbieten und können aussuchen, was ihnen entspricht. «Man kann vor dem Treffen aushandeln, was in Frage kommt und was nicht», erklärt Burkart.

Hoher administrativer Aufwand

Aber gerade dieses Aushandeln bringe auch Nachteile mit sich. «Es kommt vor, dass Kunde und Sexarbeiterin einen Termin ausmachen, der Kunde dann aber nie auftaucht. Das Internet macht alles unverbindlicher und anonymer», betont Burkart. Für die Sexarbeitenden endet das in nicht vergüteten Arbeitsstunden. «Viel läuft heute auch über Airbnb-Wohnungen. Wenn jemand eine solche Wohnung mietet und der Kunde dann nicht auftaucht, ist das Geld verloren.»

Zudem ist das Ganze mit einem grossen administrativen Aufwand verbunden. Die Sexarbeitenden müssen sich in den verschiedenen Portalen zurechtfinden, Inserate aufsetzen und sich auch sprachlich verständigen können. «Es gibt Kunden, die nur schreiben wollen und ihre Fantasien somit über den Chat mit den Sexarbeitenden ausleben», sagt Burkart. Zu einem Treffen käme es dann aber nie. Ein Aufwand, der unvergütet bleibt.

Trotz der grossen Zufriedenheit, die die Umfrage aus Deutschland ergeben hat, birgt die Digitalisierung in der Sexarbeit also noch immer einige Risiken.

veröffentlicht: 5. Februar 2023 06:18
aktualisiert: 5. Februar 2023 06:18
Quelle: PilatusToday

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