Zentralschweiz

«Wir sind besorgt» – Dutzende Kinder mit RS-Virus im Luzerner Kispi

07.10.2021, 06:03 Uhr
· Online seit 02.10.2021, 08:12 Uhr
Obschon das RS-Virus normalerweise erst in den Wintermonaten auftritt, grassiert die Krankheit bereits jetzt besonders stark. Über den Sommer sind im Kinderspital Luzern zahlreiche Kleinkinder behandelt worden. Mitverantwortlich dafür könnten die gelockerten Corona-Massnahmen sein.

Quelle: Tele 1

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Sie haben verstopfte Atemwege, die Hälfte von ihnen muss künstlich beatmet werden: Die Kinderklinik in Münsterlingen im Kanton Thurgau hat seit Mai rund 100 Kleinkinder mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RS-Virus) therapiert, wie die «Schweiz am Wochenende» kürzlich berichtete.

Gewöhnlich tritt das RS-Virus zwischen November und April auf, in einem durchschnittlichen Winter werden im Thurgau rund 20 bis 30 infizierte Kinder behandelt. Aktuell sind es permanent zwei bis fünf Kinder, die medizinische Unterstützung wegen des RS-Virus benötigen. «Das haben wir so noch nie erlebt», sagt Chefarzt Peter Gessler. «Wir Kinderärzte sind besorgt.» Starte erst einmal die Grippesaison, könne die Lage noch prekärer werden.

Fallzahlen steigen auch in der Zentralschweiz

Ein ähnliches Bild präsentiert sich in der Zentralschweiz. «In den Sommermonaten wurde auch im Kinderspital Luzern eine hohe Anzahl Kinder mit einer RS-Virus-Infektion hospitalisiert», sagt der Leiter des Kinderspitals, Martin Stocker, auf Anfrage von PilatusToday und Tele 1. Die Anzahl sei vergleichbar mit den üblichen Hospitalisationsraten im Winter.

Einen Grund für den Ausbruch sehen Fachleute in der Lockerung der Corona-Massnahmen: Durch Masken und Abstandhalten wurde auch die Verbreitung des RS-Virus eingedämmt. «Viele junge Kinder konnten im vergangenen Winter keine Immunität aufbauen. Ferner könnte die zum Teil wieder aufgekommene Reisetätigkeit der Bevölkerung eine Rolle spielen, dass dieses Virus wieder zirkulieren kann», vermutet Stocker. Die genaue Ursache sei allerdings unklar.

RS-Virus heilt meist folgenlos ab

Doch was kann man tun, damit sich nicht noch mehr Neugeborene mit dem RS-Virus anstecken? Der Luzerner Kispi-Leiter Martin Stocker rät zum Tragen einer Maske, einer guten Händehygiene und dem Vermeiden von Kontakten mit kranken Personen. «Die fehlenden RS-Virus- und Grippeinfektionen im vergangenen Winter haben gezeigt, dass die damals geltenden Corona-Massnahmen auch zu einer Eindämmung der RS-Viren und der Grippe führten.»

Weiter stellt Stocker klar: Auch wenn die RS-Virusinfektion aktuell zu einer hohen Belastung der Kinderspitäler in der Schweiz führt, heile sie «glücklicherweise fast immer folgenlos ab». Im Gegensatz zu Corona und der Grippe gebe es aber keine aktive Impfung gegen das RS-Virus.

Wie eine Mutter die RS-Virus-Erkrankung ihres Kindes erlebt hat, erfährst du im Video oben.

(scd)

veröffentlicht: 2. Oktober 2021 08:12
aktualisiert: 7. Oktober 2021 06:03
Quelle: PilatusToday

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