«Wir sind erschüttert» – Spitäler reagieren auf Baby-Entführung
Quelle: Tele 1
Es ist wohl die grösste Angst aller frischgebackenen Eltern: Das neugeborene Baby wird entführt. Genau dieser Vorfall hat sich am Montagmorgen in der Frauenklinik des Luzerner Kantonsspitals ereignet. Eine Frau hatte sich als Pflegerin ausgegeben und das neugeborene Baby entführt.
Kantonsspital Obwalden zeigt sich betroffen
Der Vorfall in Luzern beschäftigt auch andere Spitäler im Pilatusland. «Wir sind erschüttert, dass so etwas in der Zentralschweiz vorkommen kann», sagt Paul Orlowski, Chefarzt der Frauenklinik des Kantonsspitals Obwalden gegenüber PilatusToday und Tele 1. Er könne das Leid der Eltern nachvollziehen und wie sehr das Vertrauen in diesem Moment erschüttert ist, sagt der vierfache Familienvater.
Wegen der Baby-Entführung in Luzern haben sich die Verantwortlichen des Kantonsspitals Obwalden Gedanken gemacht, welche Risiken vorherrschen und wie man diesen zuvorkommen kann. So wurden am Dienstagmorgen die Abläufe der Stationen vor, während und nach der Geburt analysiert.
Abläufe wurden überprüft
Dabei kamen die Verantwortlichen des Kantonsspitals Obwalden zum Schluss, dass sie sehr gut und mit doppelten Massnahmen abgesichert sind – sowohl bei Tag als auch bei Nacht. So seien beispielsweise empfindliche Bereiche abgeschlossen, wenn keine Person vor Ort ist, und nur mit personalisiertem Badge zugänglich, betont Orlowski.
Das Kantonsspital Obwalden hat die Abläufe überprüft und ist zum Schluss gekommen, dass diese sehr gut sind.
Ebenfalls habe man am Spitalstandort in Sarnen einen grossen Standortvorteil: «Da wir ein familiäres Spital sind, können wir unsere Patientinnen und Patienten bereits ab Beginn einer Schwangerschaft eine 1:1-Betreuung anbieten.» Somit sind die Gesichter der zuständigen Pflegekräfte den werdenden Eltern bekannt und eine fremde Person würde auf der Station eher auffallen.
St. Anna sensibilisiert Pflegekraft
Ähnlich wie beim Kantonsspital Obwalden tönt es bei der Hirslanden Klinik St. Anna in Luzern. «Wir sind schockiert über das dreiste Vorgehen der Entführerin und sind bereits daran, unser Sicherheitsdispositiv zu überprüfen und wenn nötig anzupassen», betont die stellvertretende Direktorin Erika Rohrer.
Bereits jetzt sei die Rezeption der Klinik rund um die Uhr besetzt, zudem gebe es in der Nacht Zutrittskontrollen durch die Securitas. Ebenfalls lebe man im St. Anna die Praxis des «Rooming-in», sprich das Baby ist immer bei seiner Mutter. Weil einige Eltern durch den Vorfall im LUKS verunsichert sind, wurde das Team des Wochenbetts zusätzlich sensibilisiert und instruiert, sich persönlich bei den Eltern vorzustellen und einen intensiven Austausch zu pflegen.
Überwachter Eingangsbereich in Stans
Das Spital Nidwalden, das zur LUKS-Gruppe gehört, spricht auf Anfrage von einem «aussergewöhnlichen Einzelfall, der uns persönlich sehr nahe geht». Bezüglich Sicherheitsmassnahmen sagt Mediensprecherin Anja Harsch, dass die Eingangshalle des Spitals mit Kameras ausgestattet ist.
Im Spital Nidwalden wird die Eingangshalle videoüberwacht.
Gleichzeitig betont sie, dass man sich untereinander kenne, weil es sich um ein kleines Spital handelt. «Fremde Gesichter fallen bei uns sehr schnell auf. Dadurch ist eine gewisse Sicherheit gegeben», so Harsch. Ebenfalls stellen sich alle Mitarbeitenden, die mit den Eltern oder Babys zu tun haben, persönlich vor.