«Wir spüren ein wachsendes Bedürfnis nach Nähe»
«Was können wir als Kirchgemeinde tun?», haben sich der Pfarrer und der Kirchenrat von Horw gefragt, als klar wurde, dass sie so schnell keine Gottesdienste mehr werden durchführen können. Fest stand: Sie möchten den Menschen beistehen, die zurzeit am meisten auf Hilfe angewiesen sind. So stampften sie innert kürzester Zeit einen Mittagsdienst aus dem Boden, der für Risikogruppen kocht und ihnen das Essen verbeibringt. «Damit ist gleich auf zwei Seiten geholfen», so Pfarrer Benedikt Wey, «den vulnerablen Gruppen, die möglichst zuhause bleiben sollten, sowie dem lokalen Gewerbe, welches wir für das Projekt gewinnen konnten.»
Namentlich ist das Restaurant Felmis gemeint, das sich kurzerhand zu
einem Take-Away-Betrieb umfunktioniert hat, und am ersten Tag bereits 24
Menüs an die Haushalte verteilte. Eine Woche später, am vergangenen
Sonntag, 29. März, gingen schon um die
100 Wärmeboxen à 10 Franken über den Ladentisch. Dafür erhielten sie
Unterstützung von weiteren Gastro-Betrieben wie der
Winkelbadi und dem Ueli-Hof.
Als Sorgentelefon unterwegs
Kernstück eines weiteren Projekts der katholischen Kirche Horw sind ihre fünf Seelsorgerinnen und Seelsorger. Da sie momentan nicht mehr physisch für die Leute da sein können, gehen sie aktiv auf die über 65-Jährigen zu und rufen sie zuhause an. Zusammen mit einem Helferteam von Freiwilligen aller Altersgruppen werden sämtliche 1'500 Haushalte abtelefoniert und die Leute gefragt, wie es ihnen in dieser Zeit geht.
Manchen gehe es wunderbar und sie sähen sich selbst gar nicht als Betroffene, erzählt Benedikt Wey. Andere seien froh, mit jemandem über ihre Ängste und Sorgen sprechen zu können. «Manche bereiten sich schon darauf vor, dass sie vielleicht bald sterben werden, und dann ist es gut, wenn wir zumindest per Telefon für sie da sind.»
Vor allem unter den über 65-Jährigen seien schon noch viele, die stark mit der Kirche verbunden sind. «Die Leute haben das Bedürfnis nach Nähe, sich zu verbinden und aufgehoben zu fühlen», so Wey. «Wir verspüren da schon ein wachsendes Bedürfnis. Auch wenn es darum geht, für andere da zu sein.»
Abschied nehmen können – trotz Corona
Beispiele wie der Mahlzeitendienst aus der Pfarrei Horw gibt es viele aus den Luzerner Pfarreien und Kirchgemeinden. Für die Seelsorgerinnen und Seelsorger ist klar: Kirche findet trotz Corona statt, einfach in anderer Form. Sie tragen einerseits Freiwilligendienste mit, die vielfach von den Gemeinden organisiert werden, und wenden sich anderseits an Menschen, welche die Corona-Regeln besonders betreffen.
«Zum Beispiel solche, die von jemandem Abschied nehmen müssen, dies aber nur im kleinen Kreis tun können», sagt Gregor Gander, Leiter Fachbereiche der katholischen Landeskirche. Diese ist deshalb daran, beispielsweise Vorschläge für Abschiedsrituale zuhause bereit zu stellen – Möglichkeiten für jene Menschen, die nicht an einer Abschiedsfeier teilnehmen können, aber dennoch nach einer Form dafür suchen. «Die seelische Präsenz, das Dabeisein mit dem Herz, trotz der Distanz, ist für den Prozess der Trauer sehr wichtig», sagt Gander.
Übrigens: Für Gehörlose gibt es zum Beispiel neu die
Möglichkeit, über Video in Gebärdensprache auszutauschen. Oder über
Youtube werden Feiern zum Palmsonntag, Karfreitag und
zu Ostern ausgestrahlt.