Im Alter von 88 Jahren

Zentralschweizer Seilbahnpionier Willy Garaventa ist tot

21.10.2022, 08:55 Uhr
· Online seit 21.10.2022, 08:05 Uhr
Willy Garaventa gilt als der Schweizer Seilbahnpionier schlechthin. Nun ist der Zentralschweizer im Alter von 88 Jahren verstorben. Mit Geschick und Engagement hat er einen Weltmarktführer aufgebaut.
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Wer in der Schweiz in einer Seilbahn sitzt, wird vermutlich irgendwo in der Kabine eine Plakette finden, auf der «Garaventa» steht. Denn die Firma produziert seit über 80 Jahren Seilbahnen. Nun ist ihr Gründer Willy Garaventa verstorben, berichtet die «Luzerner Zeitung».

Gemäss den Todesanzeigen, die am Freitag in verschiedenen Zeitungen erschienen sind, ist er letzten Freitag im Alter von 88 Jahren gestorben. «Wir verlieren mit ihm einen begeisterten Seilbahnpionier und einen wertvollen Kollegen, der sich immer mit Leib und Seele mit unserem Unternehmen identifiziert hat», schreibt der Konzern in der Todesanzeige.

Erste Seilbahnen für Holztransport

Begonnen hatte alles im beschaulichen Immensee im Kanton Schwyz. Garaventas Grossvater kam im 19. Jahrhundert aus Italien in die Schweiz. Hier baute er am Gotthardtunnel mit. Sein Vater entwickelte und baute ab 1928 Seilbahnen zum Holztransport. Daraus sollten die Söhne Willy und Karl ein weltweit tätiges Seilbahnunternehmen formen.

Der internationale Durchbruch gelang Garaventa 1968 mit der ersten Seilbahn in den USA. Im kalifornischen Wintersportort Squaw Valley errichtete Willy Garaventa die weitherum beachtete grösste Pendelbahn. Dabei setzte sich der Zentralschweizer Konzern gegen die weltweite Konkurrenz durch.

Seilbahnen für die ganze Welt

Garaventa sorgte auch später international für Schlagzeilen: Etwa mit dem Bau der 1992 eröffneten Titlis-Rotair-Bahn in Engelberg. Es handelte sich um die weltweit erste Seilbahn mit drehenden Kabinen.

Und als die «Alles fährt Ski»-Euphorie der 1980er-Jahre schon kräftig am Verblassen war, eröffnete Garaventa 1995 in Samnaun die erste Pendelbahn der Welt mit doppelstöckigen Kabinen. Für internationale Beachtung sorgte auch die 2018 eröffnete Stoosbahn. Die Standseilbahn überwindet an bestimmten Stellen eine Steigung von 110 Prozent.

Innovation und Weitblick

Ausgezahlt hat sich für Garaventa auch die Fusion im Jahr 2002 mit Doppelmayr. Während der vormalige österreichische Konkurrent mit seinen Ingenieuren und Technikern den weltweiten Markt für Gondel- und Sesselbahnen bearbeitet, ist Garaventa innerhalb der Gruppe das Kompetenzzentrum für Pendel- und Standseilbahnen, Materialseilbahnen sowie anspruchsvolle Seilarbeiten geblieben. Der Erfolg gibt ihnen Recht: Heute ist die Gruppe Weltmarktführerin im Seilbahnbau.

(Luzerner Zeitung/Reto Wattenhofer)

veröffentlicht: 21. Oktober 2022 08:05
aktualisiert: 21. Oktober 2022 08:55
Quelle: Luzerner Zeitung

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