T-Rex-Skelett

Meggen: ein Blick in ein Land vor unserer Zeit

21.04.2023, 16:41 Uhr
· Online seit 21.04.2023, 12:58 Uhr
Erdmittelalter, Kreidezeit, Obere–Trias. Alles Begriffe, die die meisten von uns vermutlich in der Schule zuletzt hörten. Faktisch aber der Abschnitt der Welt, in der Dinosaurier die Welt beherrschten. Am Dienstag wurde das Skelett eines T-Rex in Zürich für 5,5 Millionen Franken versteigert. Aber was ist es, was uns an diesen Monstern so fasziniert?

Quelle: PilatusToday / Tobias Hotz

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«Wir leben in einer ähnlichen Zeit wie die Dinosaurier zu ihrer Endzeit.» So beginnt mein Gespräch mit dem ursprünglichen Gesteinsforscher Adolf Peretti. Mittlerweile ist Peretti ein renommierter Fosilforscher und führt ein Privatmuseum im luzernischen Meggen. Ich muss erst einmal über diese Aussage von eben nachdenken.

5,5 Millionen für 50 Prozent Dinosaurier

Dem Gespräch mit Adolf Peretti geht der Verkauf eines T-Rex in Zürich voraus. Am Dienstag wurde dort ein komplettes Skelett an einen anonymen Käufer weitergegeben. Bezahlt hat der Käufer, vermutlich ein Europäer, rund 5,5 Millionen Schweizer Franken. Dass das Skelett dabei nur zu 50 Prozent aus Originalteilen besteht, schien den Käufer nicht zu stören.

Generell erwarteten die anwesenden Interessenten einen deutlich höheren Kaufpreis. Der letzte komplette T-Rex wurde nämlich für rund 31 Millionen an das arabische Emirat Abu Dhabi verkauft.

Auch der Forscher Adolf Peretti war am Dienstag anwesend und sagte gegenüber «SRF»: «Wenn ich gewusst hätte, dass dieser unter 5 Millionen (Anm.d.R: 4,8 Millionen Franken war der Hammerpreis, dazu kommen noch Provisionen für das Auktionshaus und Gebühren für die Montage) geht, hätte ich mitgeboten. Ich bereue es nun, jetzt gehe ich direkt fragen, ob ich ihn abkaufen kann.» Immerhin einen Zahn hat Peretti ersteigert, für die stolze Summe von 12'500 Franken.

Faszination Lebewesen

«Es dauerte Millionen von Jahren, das alles aufzubauen, was wir jetzt hier haben» und am Ursprung stünden irgendwo die Dinosaurier. Die Faszination für den eigenen Körper, Fragen zu unserer Umwelt und die Parallelen, was Lebensraum angeht, seien es, die uns in den Bann der Geschichte ziehen.

So seien Körperhaltung, Augen, Ohren etc. alles ein Resultat der Evolutionsgeschichte. Vögel, die um uns herum sind, seien nichts anderes als kleine Dinosaurier, die den riesigen Asteroideneinschlag vor 66 Millionen Jahren überlebten. Ein Einschlag, der das Klima auf der Welt sofort veränderte – so, dass praktisch der ganze Lebensraum unbewohnbar und dessen Bewohner ausgelöscht wurden. Heute weiss man, dass die Welt innerhalb von 48 Stunden eine andere war.

Vergleichbar mit der Welt heute: Stehen wir doch vor einer Klimakatastrophe. Vielleicht nicht im Ausmass eines Asteroideneinschlags, aber dass sich das Klima langsam verändert, lässt sich nicht wegdiskutieren.

Homo Sapiens als Reflexionstier

In der ganzen Geschichte der Welt, habe es nie ein Lebewesen gegeben, das in der Lage war, über die Geschichte zu reflektieren. Bis der Mensch kam. Denn genau wir können das. Wir wollen wissen, woher wir kommen, was unsere Geschichte ist und wie es früher war. Ein paar Millisekunden also nur, in der Stunde der Weltgeschichte, in der es möglich ist, zu reflektieren.

Während des Gesprächs mit Adolf Peretti wird mir zunehmend klar, weshalb jemand bereit ist, 5,5 Millionen Franken für ein paar Knochen zu bezahlen. Es ist die Sehnsucht und das Verlangen, die eigene Geschichte zu verstehen.

Privatsammlung oder Forschung

Bis jetzt hat man von den über 2,5 Milliarden T-Rex, die auf der Erde gelebt haben sollen, gut 30–40 gefunden. Ist es demnach überhaupt sinnvoll, die Knochen einem privaten Sammler zu verkaufen? Besteht so nicht die Gefahr, dass die ehemaligen Tiere irgendwo im Nirgendwo verschwinden?

Peretti widerspricht, «die Fossilien würden im Feld kaputtgehen, wenn Private nicht mitfinanzieren würden». Die öffentliche Hand finanziert in seinen Augen also zu wenig in Ausgrabungen. Durch die fortschreitende Erosion würden diese Fossilien zerstört werden.

Weiter argumentiert Peretti, dass die meisten Sammler ihre Stücke schon der Forschung zur Verfügung stellen würden. Es sei aber wichtig, dass die Diskussion geführt werde, wo diese Stücke untergebracht werden. Es gebe jedoch nicht diese eine, klare Grenze.

Im Video oben zeigt Adolf Peretti sein Privatmuseum in Meggen.

veröffentlicht: 21. April 2023 12:58
aktualisiert: 21. April 2023 16:41
Quelle: PilatusToday

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