«photoSchweiz»

Migrantinnen oder Zigarettenstummel: Zentralschweizer zeigen ihre Fotografien

13.05.2022, 09:13 Uhr
· Online seit 12.05.2022, 16:40 Uhr
Sie ist die grösste Werkschau für Fotografie in der Schweiz: «photoSchweiz». Jährlich zeigen über 250 nationale und vereinzelt internationale Fotografen aktuelle Arbeiten. Die Zentralschweizerin Noe Sonderegger ist eine von ihnen. Sie hat die Migration zum Thema gemacht und erzählt von ihrer Inspiration.
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«Ich fotografiere Migrantinnen und sehe in ihnen mein eigenes Spiegelbild.» Die gebürtige Argentinierin Noe Sonderegger lebt seit zehn Jahren in der Schweiz. Während den letzten drei Jahren hat die Luzernerin für ihr Projekt 40 Migrantinnen fotografiert und in deren Fotos deren Lebensgeschichte festgehalten.

Das Fotografieren ist ihre grosse Leidenschaft. In Buenos Aires hat sie Fotografie studiert. «Menschen, Reisen und Kultur haben mich schon immer fasziniert. Besondere Emotionen mit der Kamera festzuhalten, berührt mich.»

Eine Achterbahnfahrt der Gefühle

Noch in Argentinien hat sie ihren heutigen Ehemann, der aus der Schweiz kommt, kennengelernt. Nach zehn Jahren entschieden sich die beiden, gemeinsam nach Luzern zu ziehen. Ihr Leben in Buenos Aires hat sie komplett zurückgelassen. «Ein langer Prozess – ein Mischmasch der Gefühle: Neugier und Faszination am neuen Land, aber auch Heimweh und Hilflosigkeit holt einen ein.»

Ein Gefühl, das schwierig zu beschreiben sei. «In der Schweiz wurde ich schwanger, heute habe ich drei Kinder», erzählt Sonderegger weiter. Wie es sich gehöre, sei sie mit ihren Kindern oft auf dem Spielplatz gewesen und habe dort viele Frauen kennengelernt – unter anderem Migrantinnen. «Es ist ein schönes Gefühl, mit ihnen zu reden und zu erkennen, dass egal von welchem Land sie kommen, egal mit welchem Sozialstatus: wir fühlen alle gleich.» Ein Gefühl, das verbindet. So sei auch die Idee mit den Portraits entstanden.

Der Weg zu «dem Foto»

All die Frauen, die Noe Sonderegger porträtiert hat, traf sie über längere Zeit. Hat mit ihnen Kaffee getrunken und geredet. «Ich wollte diesen Frauen näherkommen. Verstehen, wie sie fühlen und ihr Vertrauen gewinnen.» Jede der Frauen durfte sich selbst einen Ort aussuchen, mit dem sie sich verbunden fühlt. «Um den perfekten Moment mit der Kamera zu erwischen, brauche ich einen Ort, der besondere Emotionen im Menschen auslöst.»

Leidenschaft ist wertvoll

Ihre Werke darf Noe Sonderegger nun diese Woche vom 13. bis 17. Mai an der Foto-Werkschau in Zürich präsentieren. «Dieses Projekt entstand aus Leidenschaft, ich verdiene nichts daran.» Die Projekte in Zürich zu präsentieren sei eine grosse Ehre und zugleich eine Chance für ihre Karriere.

«Natürlich hoffe ich auf Aufmerksamkeit, denn die Geschichten dieser Frauen haben Respekt verdient.» Abgeschlossen habe sie mit ihrem Projekt sowieso noch lange nicht. «In naher Zukunft möchte ich eine private Ausstellung in Luzern organisieren. Alle Frauen, die ich porträtiert habe, sollen vor Ort sein und somit die Möglichkeit bekommen, sich auszutauschen und ihre Geschichte weiterzuerzählen.»

Diese Zentralschweizer Fotografen sind diese Woche auch in Zürich

Ein anderes globales Thema hat die Zugerin Morgan Corseaux aufgenommen. Mit ihren Bildern von Zigarettenstummel an den verschiedensten Orten, will sie auf die Umweltverschmutzung aufmerksam machen.

Auch die Arbeit von Zaboo Bauget hat die Kuratoren überzeugt. Sie fotografierte während der Coronapandemie Mittagssuppen und macht auf Berufsfotografen aufmerksam, die während dieser Zeit nicht vom Bund unterstützt wurden.

Alle Arbeiten werden vom 13. bis 17. Mai in Zürich präsentiert. Organisieren tut dies «photoSchweiz», die grösste Werkschau für Fotografie in der Schweiz. Ergänzt wird das Programm mit diversen Sonderausstellungen, die Zeitgeist-Themen wie Black Art Matters, das Geschäft mit der Lust und die Klimakrise aufnehmen.

* Die Fotos von Noe Sonderegger sind zurzeit noch nicht digitalisiert. Daher können sie in diesem Artikel nicht gezeigt werden.

veröffentlicht: 12. Mai 2022 16:40
aktualisiert: 13. Mai 2022 09:13
Quelle: PilatusToday

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