Tierheim Paradiesli

Besitzer wollen ihre «Pandemiehunde» loswerden

· Online seit 04.01.2022, 10:37 Uhr
Seit Herbst verzeichnet das Ennetmooser Tierheim Paradiesli eine zunehmende Anfrage von Hundebesitzern, die ihr Tier dem Heim übergeben möchten. Für die Mitarbeitenden bedeutet das vor allem sehr viel Arbeit und weniger Zeit für die einzelnen Tiere.
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Vor gut einem Jahr besuchte die «Luzerner Zeitung» das Tierheim Paradiesli in Ennetmoos. Damals erzählte Tierpflegerin Flavia Purtschert von der steigenden Zahl «adoptierter» Hunde während der Coronazeit. Zwar freute sich Purtschert über diesen Wandel, jedoch betonte sie schon damals, wie wichtig es sei, sich die Anschaffung eines Hundes gut zu überlegen. Denn es sei falsch, sich einen Hund zu kaufen, um die Langeweile zu vertreiben. 

Doch es können einsame Zeiten sein. Einige Menschen ziehen sich freiwillig zurück, andere sind in ihren Möglichkeiten eingeschränkt und wieder andere langweilen sich vielleicht allein in der Quarantäne. In Situationen wie diesen kann schnell der Wunsch nach einem kuscheligen Vierbeiner aufkommen, der etwas Gesellschaft leistet und jenen geregelten Alltag zurückbringt, den so manche vermissen dürften. Und da die Pandemie vor allem Spontanität gelehrt hat, entschied sich der eine oder andere Hundeliebhaber wohl etwas zu schnell für die Anschaffung des Tieres. Zu spüren bekommen das nun vor allem die Tierheime – und die Hunde selbst.

Veränderung ist nur bei Hunden klar bemerkbar

So sagt Purtschert auf Anfrage der «Luzerner Zeitung», dass das Tierheim Paradiesli seit vergangenem Herbst mehr zu vermittelnde Hunde beherberge, als im Vergleich zu anderen Jahren. Das Resultat: Im Paradiesli leben momentan verhältnismässig viele der beliebten Vierbeiner. Eine Zeit lang musste gar ein Aufnahmestopp für Tiere aus anderen Kantonen als Nidwalden, Obwalden und Uri verhängt werden.

Eine merkliche Veränderung im Kauf und in der Rückgabe von Tieren ist laut Purtschert nur bei den Hunden klar erkennbar. Am meisten betroffen seien Junghunde, die vorwiegend aus ausländischen Zuchten stammen. Dass Tiere ins Paradiesli zurückgebracht werden, die auch von dort kommen, sei eher selten der Fall: «Diese Rückfallquote ist bei uns tief und tief geblieben», so die Tierpflegerin.

Pflegerinnen haben weniger Zeit für einzelne Hunde

Die sich häufenden Anfragen wirken sich auch auf den Arbeitsalltag im Tierheim Paradiesli aus. «Wir haben sehr viel zu tun», sagt Purtschert. Da das Heim derzeit nur wenige «Feriengäste» habe – also Hunde, die während der Ferienabwesenheit ihrer Besitzer ins Heim gegeben werden – sei der Platz nicht das Problem. «Aber wir können den Tieren leider nicht das bieten, was wir gerne würden.» Gemeint ist die Einzelarbeit oder der Spaziergang mit einem Hund allein, was für die Erziehung des Tieres förderlich wäre. Das merke man den Hunden zwar nicht an, aber man hätte trotzdem gerne mehr Zeit für die einzelnen Tiere.

Die meistgenannten Gründe, weshalb ein Hund im Tierheim Paradiesli abgegeben wird, sind Allergien, Überforderung und Zeitmangel. «Wenn ein Tier zu uns gebracht wird, erhalten die Besitzer einen Fragebogen, in dem sie begründen, weshalb sie das Tier nicht mehr wollen und beschreiben, unter welchen Umständen es bei ihnen gelebt hat», sagt Purtschert. So können sich die Pflegerinnen ein Bild über den bisherigen Lebensverlauf des Tieres machen.

Hundekauf darf kein Schnellschuss sein

Um eine solche Abgabe aber möglichst zu vermeiden, appellieren die Mitarbeiterinnen des Paradiesli an allfällige Hundekäufer. Es sei äusserst wichtig, sich bis ins letzte Detail mit der Anschaffung eines Hundes und der damit verbundenen Verantwortung auseinanderzusetzen. So gilt es beispielsweise zu klären, welcher Hundetyp zu einem passt, welche Hobbys man mit ihm betreiben möchte, wer auf ihn aufpasst, wenn man in die Ferien fährt und ob man bereit ist, sich für die nächsten 10 bis 15 Jahre zu binden. Auch müsse beachtet werden, dass sich der Hund als Lebewesen weiterentwickelt und sich deshalb verändern kann. Man kann es also nur nochmals betonen: Der Hundekauf sollte kein Schnellschuss sein, sondern einem gut durchdachten Plan folgen.

veröffentlicht: 4. Januar 2022 10:37
aktualisiert: 4. Januar 2022 10:37
Quelle: Luzerner Zeitung

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