Nidwalden

«Erschütternder Anblick» – Fall von Menschenschmuggel ist «aussergewöhnlich»

06.09.2022, 19:07 Uhr
· Online seit 06.09.2022, 18:00 Uhr
Die Kantonspolizei Nidwalden stoppte am Montag einen Schlepper. 23 Männer konnten dadurch gerettet werden. Es ist ein aussergewöhnlicher Fall, aber nicht der einzige im Kanton. Die Schlepper zu schnappen sei schwierig und die Dunkelziffer wahrscheinlich gross.

Quelle: PilatusToday / David Migliazza

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Immer wieder kommt es zu Fällen von Menschenschmuggel. Zum Beispiel im Jahr 2015 in Österreich, als 71 Flüchtlinge im Laderaum eines Lasters brutal erstickt sind. Von der serbisch-ungarischen Grenze sollten sie nach Österreich gebracht werden, überlebt hatte dies keiner der 71 Flüchtenden.

Nicht der einzige Fall im Kanton Nidwalden

Ein solches Drama konnte in Nidwalden nun verhindert werden. Bei einer Kontrolle konnte ein Lieferwagen mit 23 flüchtenden Männern gestoppt werden. Wie die Abteilung Migration Kanton Nidwalden auf Anfrage mitteilt, sei es auch schon zu Fällen von Menschenschmuggel gekommen. In vergangener Zeit wurden Transporter von mutmasslichen Menschenschmugglern durch Kontrollen festgestellt. Dadurch konnten Flüchtlinge aus ihrer gesundheitsgefährdeten Lage befreit werden. In welchem Zeitraum und wie viele Menschen davon betroffen waren, schreibt der Kanton nicht. Ein solch grosses Ausmass wie beim Fall vom Montag mit den 23 Männern sei es jedoch nie gewesen.

Grosse Dunkelziffer

Als eine «aussergewöhnliche Situation» stuft auch der Chef Kriminalpolizei Nidwalden, Senad Sakic, den Menschenschmuggel ein. Sakic war selbst vor Ort und wie er im Interview sagte, sei es ein erschütternder Anblick gewesen, die 23 Männer im Lieferwagen zu sehen.

Weiter sagt Sakic: «Es ist bekannt, dass vor allem die Nordsüdachse dafür benutzt wird, um Menschen einzuschleusen. Die Dunkelziffer ist bestimmt hoch.» Dies bestätig auf Anfrage auch das Bundesamt für Polizei fedpol: «Da der Menschenschmuggel im Verborgenen stattfindet und oft bei Kontrollen entdeckt wird, sind die Fälle nicht immer bekannt», so Patrick Jean, Mediensprecher von fedpol. Weiter sagt er: «Es ist auch durchaus möglich, dass andere Fahrzeuge mit Migranten durch die Schweiz fahren, ohne entdeckt zu werden.» 

Jedes Fahrzeug zu kontrollieren, sei unmöglich

Um dies zu verhindern, würde sich fedpol im Bereich des Menschenschmuggels präventiv einsetzen. Sie unterstützen die Kantone durch Sensibilisierung und Ausbildung. Auch auf Bundesebene gibt es präventive Massnahmen gegen den Menschenschmuggel, zum Beispiel an den Grenzen.

Dort gäbe es jedoch ein Problem, wie das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit auf Anfrage mitteilt. Täglich würden 2.2 Millionen Menschen und 1.1 Millionen Fahrzeuge die Schweizer Grenzen passieren, eine allgemeine Kontrolle würde zu langen Staus führen und sei unmöglich. Das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit geht davon aus, dass es jährlich zwischen 400 und 500 Fälle von mutmasslichem Menschenschmuggel gibt.

(mbi)

veröffentlicht: 6. September 2022 18:00
aktualisiert: 6. September 2022 19:07
Quelle: PilatusToday

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