Slackline in luftiger Höhe

«Experimentierfreudig, aber nicht lebensmüde» – Stanser zeigt seine Skills

15.07.2022, 13:07 Uhr
· Online seit 15.07.2022, 06:52 Uhr
Barfuss auf einem Seil in schwindelerregender Höhe einen «Reverse Rocket Mount», «Korean 180» oder «Fireflip» machen. Das nennt sich Highlinen und gehört seit 15 Jahren zum Leben von Samuel Volery. Es ist nicht nur ein Hobby, sondern eine Passion des Stansers.

Quelle: PilatusToday/Andreas Wolf

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Wir treffen Samuel Volery bei seiner Trainings-Highline in Stans. Mit gekonnten Handgriffen montiert er seinen Klettergurt. Ohne geht er nicht auf die Highline. Er sei zwar experimentierfreudig, aber nicht lebensmüde, sagt er mit einem Augenzwinkern.

Die Sportart ist eine Untergruppe vom Slacklinen. Im Grundsatz sei es dasselbe, nur höher in der Luft, erklärt Volery während er in Richtung Baum geht, wo das eine Ende der Highline befestigt ist. «Das Material der Line ist jedoch viel elastischer als jenes der Slackline. Darum macht es auch nicht weh, wenn man mal fällt und am Seil, welches am Klettergurt angeschnallt ist, hängen bleibt.»

Wenn man sich Volery nun von unten so anschaut, wie er barfuss über diese Highline «schwebt», wird einem fast schwindlig. Ist das wirklich nicht gefährlich? «Nein, echt nicht», entgegnet Volery bestimmt. Es sei sogar weniger gefährlich als Slacklinen. Da falle man auf den harten Boden, hier nur in die leere Luft. «Ich bin ja gesichert und die Line ist sehr dynamisch, darum tut ein Sturz nicht weh», erklärt er.

Wie kommt man auf so einen Sport?

Für viele Leute sei dieser Sport «extrem» und «gefährlich», entgegnet Volery. Diese Klischees findet er falsch. «Auch beim Fussball kann man sich Verletzungen holen, oder?» Aber trotzdem, wie kommt man denn auf diese Sportart? «Vor 15 Jahren hatte ich einen Skiunfall und da mein Knie verletzt. Als Physiotherapie habe ich die Slackline benutzt. Da habe ich gemerkt, dass es mir mega Spass macht.» Danach habe es ihn richtig gepackt und er hat jedes Wochenende auf der Line verbracht.

Zuerst auf der Slackline und später dann auf der Highline, wo er heute zu Hause ist. «Wenn du ohne Slackline-Skills auf die Highline willst, musst du verdammt fit sein, um das hinzukriegen. Mit Glück kannst du dich dann mal hinsetzen, aber darauf stehen sicher nicht», sagt er lachend. Er empfiehlt, zuerst im Park mit einer Slackline zu üben. «Man kann gut mit einer fünf Meter langen Line beginnen, dann auf zehn Meter erweitern bis zu rund 30 Metern.» Wenn man es dann im Griff hat, könne man sich auf die Highline wagen.

Im Griff hat Volery seine Passion auf jeden Fall. Er scheint unermüdlich Trick um Trick zu machen. Beeindruckend. Auf die Frage, ob er denn immer vorausplane, welche Tricks nacheinander kommen, sagt er nur: «Das ist ein Bauchgefühl. Ich mache spontan das, was sich in dem Moment gerade richtig anfühlt.»

Im Training versuche er immer wieder neue Tricks aus. Da könne es schon mal vorkommen, dass er gut 200 Versuche braucht, bis er das Kunststück zum ersten Mal fehlerfrei hinbekommt. «Das gehört halt dazu. Dadurch wird man aber auch stärker.» Zudem heisse es noch gar nichts, wenn er einen Trick einmal geschafft hat. «Meistens braucht es dann noch weitere 100 Versuche, bis man es ein zweites Mal schafft», sagt er. Gut 50 Tricks habe er im Griff.

Erste Weltmeisterschaft in Laax

Einen grossen Teil davon will er nun an der ersten Weltmeisterschaft in Laax an diesem Samstag zeigen. «Es wird sicher crazy und spektakulär an der WM. Ich freue mich sehr, dass ich überhaupt dabei sein kann.» In seiner Kategorie werden 20 Männer starten. Wenn er es ins Mittelfeld schafft, sei er zufrieden. «Ich gehöre mit meinen 38 Jahren nicht mehr zu den Besten, das ist auch okay so.» Da er die Sportart «Highline Freestyle» mitkreiert habe, sei es für ihn eine Ehre, dass überhaupt eine Weltmeisterschaft stattfindet. «Der Sport wird immer grösser und das freut mich natürlich sehr.»

Was kommt an der WM auf ihn zu?

Es gibt zwei Disziplinen: Einerseits ein klassisches Wettrennen. Auf zwei parallel gespannten Highlines geht es darum, wer zuerst am Ziel ankommt. Andererseits gibt es die Disziplin Freestyle. Das könne man sich ein wenig vorstellen, wie ein Breakdance Battle. Ein Athlet beginnt damit, dynamische Tricks auf der Highline vorzuzeigen. Für das hat er höchstens zwei Minuten Zeit. Dann kommt der andere Athlet auf der parallelen Highline an die Reihe und zeigt ebenfalls seine Tricks.

Für heute hat er uns nun genug Kunststücke gezeigt. Er wolle sich noch ein wenig erholen, damit er dann am Samstag fit sei und seine Tricks sitzen. Wie seine Trainingseinheit ausgesehen hat und wo er seine Highline sonst noch spannt, siehst du im Video.

Willst du den Wettkampf von Samuel Volery an der WM verfolgen? Dann schau dir am Samstag den Livestream an.

veröffentlicht: 15. Juli 2022 06:52
aktualisiert: 15. Juli 2022 13:07
Quelle: PilatusToday

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