Fall Beckenried

«Ich habe Telefone von verängstigten Müttern erhalten»

08.07.2021, 14:21 Uhr
· Online seit 07.07.2021, 18:52 Uhr
Ein Jahr nach den Vorwürfen gegen eine Lehrerin der Schule Beckenried stellt die Staatsanwaltschaft nun das Verfahren ein. Sie darf weiterhin an derselben Schule unterrichten. Bei den Eltern stösst dies auf Unverständnis.

Quelle: PilatusToday

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Man sei froh, dass diese Geschichte nun abgeschlossen sei, meint Rolf Amstad, Gemeinderat und Präsident der Schulkommission Beckenried. «Es ist eine Leidensgeschichte, die ein Jahr dauerte. Für uns ist es sehr wichtig, dass wir sogar vor den Sommerferien einen Abschluss machen können, damit wir in das neue Schuljahr völlig unbelastet wieder starten können.»

Entscheidung mit Auflagen verbunden

«Dieser Entscheid wurde in Absprache mit der betroffenen Lehrperson getroffen und war an die Bedingung gebunden, dass man ihr in diesem Verfahren nichts Relevantes nachweisen kann», erklärt Amstad die Wiederanstellung. Vor exakt einem Jahr wurde gegen eine Lehrerin Vorwürfe erhoben, dass sie ihre Schüler jahrelang körperlich und psychisch misshandelt haben soll. Laut Amstad ist sich die Lehrerin keiner Schuld bewusst und es war ihr ein Anliegen, weiterhin an dieser Schule zu unterrichten. «Das ist vermutlich für sie wichtig, damit sie zeigen kann, dass alles mit korrekten Dingen zu und her ging», so Rolf Amstad. Auch seitens Schulkommission könne man diesen Entscheid nur unterstützen.

Die Weiterbeschäftigung ist jedoch an Auflagen gebunden. So sollen regelmässige Gespräche mit der Schulleitung geführt werden. Ebenfalls muss die Lehrerin laut dem Präsidenten der Schulkommission Beckenried, Rolf Amstad, ein Coaching in Bezug auf das Unterrichten und der Pädagogik machen.

Vereinzelt Fälle, die verjährt sind

Laut Staatsanwaltschaft habe man zu diesem Fall keine strafrechtlich relevanten Vorfälle gefunden. Ein Fall, bei dem eine Strafanzeige eingereicht wurde, konnte bei der Untersuchung widerlegt werden, erklärt Lukas Zumstein, Staatsanwalt des Kantons Nidwalden. «In gewissen Fällen, die der Staatsanwaltschaft mit einer Strafanzeige gemeldet wurden, trat bereits die Verjährungsfrist in Kraft.» Bei den verjährten Vorfällen ging es einerseits um einen Fall, bei dem eine Schülerin einen leichten Schlag mit einem Lineal auf ihre Finger bekam, so Zumstein. «In einem anderen Fall bekam ein Schüler eine Ohrfeige. Jedoch haben wir festgestellt, dass diese relativ leicht war.» In beiden Fällen haben die betroffenen Schülerinnen und Schüler dies auch so bestätigt, erklärt Zumstein.

«Ist keine schöne Überraschung!»

Die Eltern wurden heute Morgen über den Entscheid informiert. Bei den betroffenen Eltern verursachte dies Unsicherheit. «Für mich ist dies eine Überraschung und zwar keine schöne», meint Diana Rodriguez, Mutter eines ehemaligen Schülers, welcher bei der betroffenen Lehrperson zur Schule ging. Für sie ist klar, dass man diesen Entscheid in Absprache mit den Eltern hätte treffen müssen. Ihr jüngerer Sohn wird nach den Sommerferien ebenfalls bei derselben Lehrperson unterrichtet, weshalb sie dabei ein ungutes Gefühl hat. Vor allem kritisiert sie den spärlichen Informationsfluss zwischen Schule und Eltern. «Ich habe viele Geschichten gehört von verschiedenen Eltern und auch von ihren Kindern. So lasse ich mein Kind künftig nicht in die Schule mit diesen Gefühlen», so Rodriguez.

veröffentlicht: 7. Juli 2021 18:52
aktualisiert: 8. Juli 2021 14:21
Quelle: PilatusToday

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