Nidwalden

SVP gegen Lehrpersonen: Wie soll es mit dem integrativen Unterricht weitergehen?

· Online seit 05.02.2022, 13:04 Uhr
Die SVP Nidwalden fordert in einem Inserat: Problem-Schüler sollen nicht um jeden Preis in Regelklassen gedrückt werden. Dies wirke sich negativ auf die Leistung, Disziplin und das Lernklima aus. Lehrpersonen wehren sich nun ebenfalls mit einem Inserat: Die Aussagen der SVP seien geschmacklos und verletzend. Dazwischen steht der SVP-Politiker und Nidwaldner Bildungsdirektor Res Schmid.
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Das Inserat der SVP, welches in lokalen Medien publiziert wurde, hat eine klare Aussage: «Eine ‹Reformitis› von früher muss korrigiert werden: Dass Problem-Schüler um jeden Preis in die Regelklassen gedrückt werden. Dieser sogenannte ‹integrative Unterricht› wirkt sich negativ aus: Auf die Leistung, Disziplin und das Lernklima der Schülerinnen und Schüler.»

Die Präsidentin des Lehrerinnen- und Lehrerverbands Nidwalden, Lea Lowth, hat dazu eine klare Meinung. «Solche Aussagen sind einfach geschmacklos und verletzend.» Vor allem die Karikatur auf dem SVP-Inserat sei für sie diskriminierend. Eine Integration finde statt, wenn sie dem Kindswohl entspricht, sonst gäbe es andere Lösungen. Dieses System funktioniere.

Integrativer Schulunterricht soll überprüft, aber nicht abgeschafft werden

Der Nidwaldner Bildungsdirektor Res Schmid sagt gegenüber PilatusToday und Tele 1, dass Karikaturen halt immer eine überspitzte Darstellung seien. «Es ist Wahlkampf-Zeit. Da machen die Parteien, was sie gut finden. Das ist der Weg der SVP, aber nicht meiner.» Weiter äussert er sich nicht zum Inserat seiner Partei.

Er betont, dass er das integrative Schulsystem auf keinen Fall abschaffen will. Seit zwölf Jahren ist er in Nidwalden Bildungsdirektor. Vor seinem Amtsbeginn wurde der integrative Schulunterricht eingeführt. Schmid will daher, falls er wieder gewählt wird, dieses System fundiert anschauen und auswerten. «Aufgrund dieser Analyse soll dann überprüft werden, was man korrigieren oder optimieren kann. Ich möchte, dass die Schülerinnen und Schüler, aber auch die Lehrpersonen bestmögliche Bedingungen haben.»

Verbesserungen kann man immer machen

Das habe er auch dem Lehrerinnen- und Lehrerverband Nidwalden persönlich so mitgeteilt. «Das stimmt», sagt Lea Lowth. Ihr Gegeninserat ginge auch nicht gegen Res Schmid. Sie hätten sich jedoch gewünscht, dass sich der Bildungsdirektor mehr von den Aussagen der SVP distanziert hätte.

«Gegen eine Überprüfung des Systems sind wir natürlich nicht», sagt Lowth. Die Integration von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Bedürfnissen habe sicher noch Optimierungspotenzial. In grossen Klassen sei es je nach Anzahl Integration logischerweise herausfordernder für die Lehrpersonen. «Wenn man hingegen kleinere Klassen hätte, könnten wir viel besser auf die individuellen Bedürfnisse aller Kinder eingehen.»

veröffentlicht: 5. Februar 2022 13:04
aktualisiert: 5. Februar 2022 13:04
Quelle: PilatusToday

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