Wolfenschiessen

Waghalsiger Basejump in Nidwalden – «Wer sich nicht gut fühlt, springt nicht»

18.03.2023, 11:45 Uhr
· Online seit 18.03.2023, 09:47 Uhr
Entspannung und Basejumpen. Zwei Wörter, die nicht unbedingt zusammenpassen. Für die beiden Extremsportler Samuel Schumacher und Florian Zimmermann hat der Sport viel mit Selbstreflexion zu tun.

Quelle: PilatusToday

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17. März, 8.30 Uhr, Talstation Niederrickenbach in Wolfenschiessen. «Hast du alles dabei», ruft Florian Zimmermann beim Parkplatz Samuel Schumacher zu. «Ja, ich bin bereit», antwortet dieser. Die beiden haben einen waghalsigen Sprung vor sich – für Samuel Schumacher ist es der erst Basejump von dieser Stelle.

Zuerst liegt aber noch ein langer Weg vor ihnen. Die Luftseilbahn bringt sie bis ins Dorf nach Niederrickenbach, weiter geht es zu Fuss, denn die Pendelbahn mit Viererkabine nach Musenalp hat Winterpause. Das bedeutet: Zwei Stunden wandern durch Matsch, Schnee und schiefe Hänge. Angekommen beim «Exit», so wird die Absprungstelle in der Basejump-Szene genannt, in der Nähe der Bergstation Musenalp besprechen die zwei Extremsportler die Lage. «Der Wind steht still, das Wetter ist perfekt», sagt Florian Zimmermann. «Die Seile der Pendelbahn könnten uns Probleme bereiten, die sind nahe, aber das sollten wir hinkriegen.» Gerade in Nidwalden bereiten die Luftseilbahnen und Transportseile den Extremsportlern Schwierigkeiten.

Richtige Sprungart

Samuel Schumacher, sitzend auf einem Stein an der Stelle des Absprungs, sagt: «Es wäre mir schon lieber, einen PCA zu machen.» Die Abkürzung steht für Pilot-Chute-Assist-Jump. Die Art wird meist bei Sprüngen aus geringer Höhe eingesetzt. Bei diesem stehen beide Sportler hintereinander und der eine hält ein Seil in den Händen, das «Bridle» genannt wird. Dieses ist direkt am Fallschirm befestigt. Mit dem Sprung von Samuel Schumacher lässt Florian Zimmermann das Seil los, und der Fallschirm öffnet sich direkt.

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«Okay, wenn du dich damit wohler fühlst, machen wir das so», antwortet Florian Zimmermann. Er selber entscheidet sich für den «Static-Line-Jump». Bei diesem Absprung befestigt man das «Bridle» an einem Objekt und zusätzlich noch an einem Bremsseil («Breake Cord»), das sofort reisst, sobald ein Gewicht darauf lastet. Florian Zimmermann bringt das Seil am daneben liegenden Stein an und sie bereiten ihre Fallschirme vor. Diese müssen zwingend richtig gepackt und geschnürt werden, sodass sie ohne Komplikationen direkt aufgehen. Bei 104 Metern Höhe von der Absprungstelle bis zur ersten Aufprallstelle muss der Schirm sich schnell öffnen können. Die weltweit kürzeste Distanz, die jemals gesprungen wurde, liegt bei ungefähr 23 Metern.

Selbstreflexion auf höchsten Niveau

Florian Zimmermann ist bereits seit sieben Jahren in der Basejumping-Szene, Samuel Schumacher seit drei Jahren. «Der Dopaminausschuss, der freie Fall und die innere Ruhe, die wir beim Springen fühlen, das ist unsere Motivation», sagt Samuel Schumacher und schaut Florian Zimmermann an. «Ja, für diesen Sport muss man extrem mit sich selbst im Reinen sein und in sich hineinfühlen können.» Beide betonen:

Aber dann ist es so weit, Samuel Schumacher und Florian Zimmermann stehen an der Absprungstelle bereit. «Drei, zwei, eins, let’s go», ruft Samuel Schumacher laut. Im nächsten Moment raschelt der Fallschirm und weg ist er. Kurz darauf springt Florian Zimmermann. Von oben sieht man nichts, aber gut hören kann man sie. Sie juchzen, machen freudige Geräusche: «Juhu!» Eine Wanderung, zwei Sprünge und tausend schöne Gefühle später landen sie und umarmen einander.

(Melissa Siegfried)

veröffentlicht: 18. März 2023 09:47
aktualisiert: 18. März 2023 11:45
Quelle: Luzerner Zeitung/PilatusToday

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