Ewiger Konflikt

Ob Auto oder Velo: «Verkehrsregeln gelten für alle»

27.01.2023, 17:20 Uhr
· Online seit 13.01.2023, 20:55 Uhr
Konflikte zwischen Automobilisten und Velofahrenden sind auf den Schweizer Strassen keine Seltenheit. Statistiken zeigen, dass es immer häufiger zu Unfällen kommt. Pro Velo Luzern und der Automobil Club der Schweiz nehmen Stellung zur Problematik.
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Der Luzerner Musiker Kunz hat am Mittwoch in einem Instagram-Video geschildert, wie er als «linkes Arschloch» beschimpft wurde, nachdem er mit seinem Velo einen Traktor überholt hatte. Dieser Vorfall zeigt einmal mehr: Die Stimmung zwischen Automobilisten und Velofahrenden ist angespannt.

Quelle: PilatusToday / Anita von Rotz

Autos sind meist für Unfälle verantwortlich

Beide Parteien werfen sich oft gegenseitig vor, sie würden sich nicht an die Verkehrsregeln halten und rücksichtslos fahren. Doch sind es die Autofahrenden oder die Personen auf dem Velo, die die Unfälle verursachen?

Ein Blick in die Statistik bringt Klarheit: In der Schweiz sind gemäss der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) in rund einem Drittel der Fälle die Velofahrerin oder der Velofahrer Hauptverursacher. In den meisten Fällen sind die Kollisionsgegner verantwortlich, sprich Autofahrerinnen und Autofahrer.

Rücksichtnahme seitens Velofahrer

Folglich werden vor allem die Automobilisten für die Kollisionen verantwortlich gemacht. Dies will Thomas Hurter, Zentralpräsident des Automobil Clubs der Schweiz (ACS), nicht einfach so hinnehmen. Er sagt, es wäre zu einfach, nur den Autofahrerinnen und Autofahrern die Schuld zu geben.

Im Strassenverkehr führe oftmals auch die Rücksichtslosigkeit der Velofahrenden zu Unfällen – sei es beim Überfahren eines Rotlichts oder beim Rechtsüberholen. «Aufgrund ihrer vermeintlich richtigen Mentalität nehmen sie sich die Freiheit heraus und denken, sie müssen sich nicht an Verkehrsregeln halten», kritisiert der ACS-Zentralpräsident.

Eine Frage der Infrastruktur

Bruno Ruegge, Geschäftsleiter von Pro Velo Luzern, wehrt sich vehement gegen diese Aussage. «Verkehrsregeln gelten für alle – Automobilisten und Velofahrer.» Er sieht das grösste Problem in der Infrastruktur. Seiner Ansicht nach haben die Velos viel zu wenig Platz auf den Strassen. Pro Velo kämpft deshalb primär für eine bessere Infrastruktur und nicht gegen die Automobilisten.

Folgende Veloprojekte sind von Pro Velo Luzern lanciert:

«Mit einer vernünftigen Infrastruktur kann das Konfliktpotenzial zwischen den Verkehrsträgern reduziert werden», ist Ruegge überzeugt. Der ACS-Zentralpräsident sieht dies jedoch anders. Thomas Hurter kritisiert, dass bei der Flächenerweiterung für Velofahrer wiederum die anderen Verkehrsteilnehmer zu kurz kämen, also die Automobilisten.

Gegenseitige Achtsamkeit

Trotz verschiedener Ansichten – in einem Punkt sind sich Pro Velo und der ACS einig: Gewisse Vorkehrungen können zur Sicherheit im Strassenverkehr beitragen. Bruno Ruegge von Pro Velo Luzern rät den Velofahrern, «Raum einzunehmen und sich sichtbar zu machen.» Insbesondere im Kreisel sei es ein Muss, in der Mitte zu fahren. Ebenfalls sei es wichtig, klare Handzeichen zu geben und den Blickkontakt mit den Automobilisten zu suchen.

Thomas Hurter vom Automobil Club der Schweiz nimmt auch die Automobilisten in die Pflicht: «Hinter dem Lenkrad ist Aufmerksamkeit und Konzentration gefordert.» Zumal Velos auf der Strasse leicht übersehen werden können. Ebenfalls sei man sich oft nicht bewusst, wie schnell die Velos oder E-Bikes einem entgegenkommen.

Für eine friedliche Koexistenz sei von beiden Verkehrsteilnehmern Rücksicht und das Einhalten der Regeln gefordert. «Man ist dankbar füreinander und nicht zuletzt auch aufeinander angewiesen», sagt Ruegge abschliessend.

veröffentlicht: 13. Januar 2023 20:55
aktualisiert: 27. Januar 2023 17:20
Quelle: PilatusToday

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