Wahlen Obwalden

«Ein Armutszeugnis»: Frauenanteil im Parlament deutlich gesunken

15.03.2022, 11:43 Uhr
· Online seit 14.03.2022, 18:23 Uhr
Die 55 Kantonsparlamentarierinnen und Parlamentarier des Kantons Obwalden stehen fest. Was auffällt ist: Nur neun davon sind Frauen. Das ist sogar ein Rückgang gegenüber dem vorherigen Parlament. Vor allem bei den rechten Parteien sind die Frauen schlecht vertreten.
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Ein Blick auf die Aufteilung der Sitze bei der SVP zum Beispiel zeigt, dass von 13 Sitzen keiner einer Frau gehört. Der Frauenanteil liegt hier also bei null. «Das ist ein Fakt, den man natürlich nicht einfach wegdiskutieren kann», sagt der Fraktionspräsident der SVP Obwalden, Ivo Herzog.

Den Vorwurf, dass die rechten Parteien weniger Frauen in hohen Positionen wollen, kann er aber nicht gelten lassen. «Wir haben uns wirklich bemüht, dass sich mehr Frauen zur Wahl stellen. Es wurden etliche Gespräche geführt», sagt Herzog weiter. Denn an der Parteibasis hätten sie relativ viele Frauen.

Armutszeugnis für den ganzen Kanton

Der Präsident der SP Obwalden, Benjamin Kurmann, findet das ein Armutszeugnis für den ganzen Kanton Obwalden. Für ihn sind die grossen Parteien im Kanton – wie eben die SVP und auch die FDP – in der Verantwortung, Frauen ins Parlament zu bringen.

«Wenn auf der Wahlliste oben nur Männer sind, werden halt auch nur Männer gewählt», so Kurmann. Es brauche über alle Parteien gesehen mehr Mut zu Listenanpassungen. Dazu komme, dass der Kanton Obwalden immer noch eher konservativ denke. «Es ist hier halt noch oft so, dass die Frau zu Hause bei den Kindern ist und der Mann arbeitet.»

«Viele Frauen wollen von sich aus nicht ins Parlament»

Darum müsse man zum Beispiel Parteisitzungen nicht auf den Abend legen oder online durchführen. Das mache die SP Obwalden schon seit Längerem. Denn auch sie merken, dass die Vereinbarkeit mit Beruf, Familie und Politik die grösste Hemmschwelle für die Frauen sei.

Ähnlich tönt es vonseiten der SVP. Die meisten Frauen in der Partei könnten sich laut Herzog so ein Amt wie Kantonsparlamentarierin gar nicht vorstellen. Er hoffe aber, dass sich in den nächsten vier Jahren hier etwas tut, «denn dem Obwaldner Parlament würden ein paar Frauen mehr guttun».

Frauenanteil seit 12 Jahren kontinuierlich gesunken

Nicht nur bei der SVP ist der Frauenanteil gering. Auch die FDP Obwalden verzeichnet bei elf Sitzen gerade mal einen weiblichen Sitz. Nur die SP und CSP haben je 50 Prozent Frauenanteil im neuen Kantonsparlament.

Allgemein fällt auf, dass seit 2010 der Frauenanteil im Obwaldner Parlament kontinuierlich sinkt. Von 18 weiblich besetzten Sitzen 2010 waren es 2014 noch 16. Zwei Jahre später, 2016 nochmals zwei weniger und heute sind es noch deren 9. «Das ist eine mittlere Katastrophe», sagt Kurmann entgeistert. So einen Rückschritt zeige klar, dass die Frauenförderung im Kanton Obwalden mehr in den Fokus rücken müsse.

veröffentlicht: 14. März 2022 18:23
aktualisiert: 15. März 2022 11:43
Quelle: PilatusToday

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