Quelle: Tele 1
Wie kommt es zur Krise in Obwalden?
Im September des vergangenen Jahres spitzte sich die Lage bei der Spitex Obwalden drastisch zu. In einem Brief erhoben Mitarbeitende schwere Vorwürfe gegen die Geschäftsleitung und den Vorstand. Hauptkritikpunkte waren der Umgang der Führung mit dem Personal sowie das Ignorieren konstruktiver Kritik und Verbesserungsvorschläge. Vorstandspräsident Hans Wallimann wies diese Vorwürfe jedoch als Mobbing gegen die Geschäftsleitung zurück.
Angesichts der zentralen Rolle der Spitex im Pflegebereich und der drohenden Gefahr eines Pflegenotstands im Kanton veranlasste der Kanton Obwalden Ende letzten Jahres eine externe Begutachtung. Die neueste Entwicklung in diesem Prozess: Vorstandspräsident Hans Wallimann legt sein Amt per Ende Jahr nieder.
Was ist die Spitex Obwalden?
Im Auftrag der Gemeinden des Kantons Obwalden stellt die Spitex die Pflege und Hilfe zu Hause sicher. Ihre Leistungen stehen allen Einwohnerinnen und Einwohnern des Kantons zur Verfügung.
Wieso tritt Vorstandspräsidenten Hans Wallimann zurück?
Hans Wallimann steht seit 2016 an der Spitze der Spitex Obwalden – Ende Jahr gibt er sein Amt jedoch ab. Grund dafür ist der aktuelle Untersuchungsbericht, welcher der «Luzerner Zeitung» vorliegt. Dieser stellt der Organisation ein schlechtes Zeugnis aus. «Sowohl die gesamte Unternehmenskultur als auch die direkte Führungskultur entsprechen nicht den Erwartungen, die an eine öffentliche Spitex zu richten sind», zitiert die «Luzerner Zeitung» aus dem Bericht. Eine tiefgreifende kulturelle Erneuerung und der Wiederaufbau des Vertrauens seien nur mit einer neuen Führung möglich, die nicht mit der bisherigen Kultur in Verbindung stehe.
Der Bericht bescheinigt Hans Wallimann zwar ein starkes Durchsetzungsvermögen, bemängelt jedoch seinen fehlenden Willen zur Selbstreflexion.
Die Geschäftsleiterinnen sind krankgeschrieben?
Nicht nur die Personalie des Vorstandspräsidenten gibt aktuell zu reden. Die Geschäftsführerin und die Leiterin der Kerndienste sind nämlich krankgeschrieben. Dazu hält der Spitex-Vorstand in der erwähnten Medienmitteilung fest, das Kader der Spitex Obwalden sei willens und in der Lage, das Tagesgeschäft übergangsweise selbstständig zu führen. Der Bericht des Kantons hält auch für diese Positionen Empfehlungen bereit. Für die Geschäftsführung ebenfalls eine Neubesetzung. Mit der Krankschreibung ist zumindest aber die Geschäftsführerin einer Ablösung zuvorgekommen.
Der Bericht empfiehlt gemäss der «Luzerner Zeitung» nämlich: «Baldmögliche personelle Erneuerung der Funktion der Geschäftsführerin, allenfalls auch mit einem Übergangsmandat.» Zur Leiterin der Kerndienste heisst es, man nehme ihr Führungsverständnis so wahr wie bei der Geschäftsführerin. Allerdings mache der Bericht zu ihrer Person keine Empfehlung.
Der Kanton Obwalden zieht am Freitag die Konsequenz daraus, wie Sozialdirektor Christoph Amstad gegenüber PilatusToday und Tele 1 erklärt. Die gesamte Führung der Spitex Obwalden wird ausgewechselt. «Das ist die Basis, dass man gemeinsam weitergehen kann und wieder Vertrauen zwischen allen Institutionen aber auch bei den Mitarbeitenden schafft», so Amstad.
Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.
Doch was steht im Untersuchungsbericht des Kantons genau?
Alle 28 Punkte, die die Mitarbeitenden im September vergangenen Jahres im Brief erläutert haben, wurden vom Untersuchungsbericht analysiert. Für die Mehrheit dieser Punkte wird die Kritik teilweise oder vollständig nachvollzogen. Die Kommunikationskultur bei der Spitex Obwalden wird allgemein als schwach bewertet, und auch die gelebte Unternehmenskultur wird als wenig förderlich für die Führung einer öffentlichen Spitex-Organisation angesehen.
Nichtsdestotrotz gibt es auch positive Aspekte: «Die Spitex Obwalden präsentierte sich uns als aus rein betriebswirtschaftlicher Optik gut organisierter und stringent geführter Betrieb. Der Auftritt nach aussen gestaltet sich ansprechend und sympathisch», schreibt die «Luzerner Zeitung».
Wer führt nun die Spitex Obwalden?
Der Präsident verlässt sein Amt, die Geschäftsleitung ist krankgeschrieben und im Vorstand stehen weitere Veränderung bevor, berichtet die «Luzerner Zeitung». Wie es mit der Spitex Obwalden weitergehen wird? «Erst nach Klärung der Gesundheitssituation der beiden Geschäftsleitungsmitglieder wird sich zeigen können, wie die Spitex langfristig aufgestellt werden soll», zitiert die «LZ» dazu die Spitex Obwalden.
Was nach der Medienkonferenz am Freitag klar ist, Andreas Lauterburg wird die Spitex Obwalden vorerst als Geschäftsführer ad interim leiten. Er leitete bereits die Spitex Nidwalden. Lauterburg will die Kommunikation mit dem Kader verbessern und sie mehr miteinbeziehen, sagt er gegenüber PilatusToday und Tele 1, das fördere das Vertrauen und die Transparenz und würde sich auf alle Mitarbeitenden auswirken.
(red.)