Stromproduktion

Wasserknappheit im Lungernsee: «Wir produzieren mit nur einer Maschine»

14. November 2022, 09:37 Uhr
Im Sommer war der Wasserpegel im Lungernsee auf einem Minimum, sodass das Elektrizitätswerk Obwalden die Stromproduktion komplett abschalten musste. Damit sich die Situation auf den Winter etwas entspannt, erhoffte sich der Produzent einen regnerischen Herbst. Doch dieser blieb mehrheitlich aus.

Quelle: Tele 1

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Die vergangenen Monate waren für das Elektrizitätswerk Obwalden EWO ein ständiges Auf und Ab. Der trockene Sommer machte den Verantwortlichen zu schaffen, deshalb hofften sie auf einen nassen Herbst. Doch diese Hoffnungen wurden nicht erfüllt: «Lange war es trocken, auch der September war sehr schlecht. Anfang Oktober war es positiv, doch danach wurde es wieder schlecht», fasst Thomas Baumgartner, Geschäftsführer des Elektrizitätswerks Obwalden, die Situation zusammen.

Noch immer zu wenig Wasser

Schlecht bedeutet: zu wenig Wasserzufluss. So wenig Wasser, dass die Stromproduktion heruntergefahren oder gar komplett eingestellt werden muss. Dies war im vergangenen Sommer der Fall. Wegen der Trockenheit hatte der Lungernsee so wenig Wasser, dass die Turbinen für die Produktion des Stroms abgestellt werden mussten.

Eine noch nie da gewesene Situation für den Geschäftsführer des EWO. So sagte er im August gegenüber PilatusToday und Tele 1: «Mir ist nicht bekannt, dass wir so etwas schon einmal erlebt haben. Auch für ältere Mitarbeiter ist das ein Novum.»

Quelle: PilatusToday / David Migliazza

Mittlerweile ist der Lungernsee zwar wieder besser gefüllt, trotzdem sei die Stromproduktion noch immer eingeschränkt. «Wir haben wieder sehr wenig Zufluss. Deshalb produzieren wir aktuell nur mit einer Maschine», so Baumgartner.

Zusätzlicher Strom einkaufen

Deshalb musste das EWO bereits im Sommer zusätzlichen Strom einkaufen. Wie und wo der Strom eingekauft wird, ist bei jedem Unternehmen unterschiedlich, erklärt Markus Bill von der Eidgenössischen Elektrizitätskommission ElCom. Im Normalfall werde der Strom aber in mehreren Tranchen über einen längeren Zeitraum eingekauft.

Da jedes Energieunternehmen eine andere Beschaffungsstrategie hat, können die Kosten für den zusätzlich eingekauften Strom sehr variieren. Gewisse Stromproduzenten mussten mehr zusätzlichen Strom in der Hochpreisphase beziehen, andere weniger.

Deshalb ist ein Preisvergleich der verschiedenen Stromanbieter nicht einfach, erklärt Thomas Baumgartner vom Elektrizitätswerk Obwalden: «Wir hatten jetzt beispielsweise ein sehr schlechtes Produktionsjahr. Aber es gibt auch andere Produzenten, die Gletscherzufluss haben. Diejenigen hatten ein sehr gutes Jahr.»

Strom beim EWO wird teurer

Die Trockenheit im vergangenen Sommer und die damit verbundene Abschaltung der Turbinen hat keinen Einfluss auf die Strompreise. Dennoch hat das Elektrizitätswerk Obwalden eine Preiserhöhung von bis zu 39 Prozent angekündigt.

Diese wird damit begründet, dass das EWO im Winter Strom einkaufen muss. Und die Preise auf dem Markt sind unter anderem wegen des Ukraine-Krieges in die Höhe geschnellt. Die Preiserhöhung für EWO-Kunden tritt ab kommendem Jahr in Kraft.

(red.)

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 14. November 2022 11:41
aktualisiert: 14. November 2022 11:41
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