64 Mio. Franken teurer

Zusatzkredit für Obwaldner Hochwasserschutz-Projekt wird genehmigt

27.10.2022, 18:48 Uhr
· Online seit 27.10.2022, 18:04 Uhr
Die happige Kostensteigerung beim Hochwasserschutzprojekt Sarneraatal hat am Donnerstag im Obwaldner Kantonsparlament für eine gewisse Hilflosigkeit gesorgt. Den Zusatzkredit genehmigte das Parlament schliesslich – ohne Gegenstimme.
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Der 6,5 Kilometer lange Stollen soll künftig bei Hochwasser im Sarneraatal für Entlastung sorgen. Doch dieser sorgte in der Vergangenheit immer wieder für Probleme: Zuerst sorgte der Tunnelbau für Risse bei Liegenschaften und bei den Bohrarbeiten drang dann auch viel mehr Wasser in den Tunnel ein als anfangs erwartet. Dies sorgte für Mehrkosten bei den Arbeiten.

Das Hochwasserprojekt startete 2014. Damals lag der Gesamtkredit für das Projekt noch bei 115 Millionen Franken. Zwei Jahre später sprach man bereits von 124 Millionen, 2020 schätzte man die Kosten schon auf 144 Millionen Franken. Doch dies reicht noch immer nicht aus. Aktuell rechnet die Regierung mit fast 180 Million Franken, weshalb der Zusatzkredit nötig wurde.

Im Nachrichten-Beitrag Ende September äusserte sich Baudirektor Josef Hess zu dieser Teuerung.

Quelle: PilatusToday/Andreas Wolf

In diesem Zusatzkredit nicht enthalten sind die sieben bis acht Millionen Franken Zusatzkosten aufgrund der Teuerung von gestiegenen Rohstoffpreisen, sagte Kommissionspräsident Adrian Haueter. Für diese müssten aber keine Zusatzkredite angefordert werden. Nur wenn jetzt alles optimal verlaufe, könne der Stollen in der Hochwassersaison 2025 in den Betrieb gehen. Allerdings geht man davon aus, dass wohl eher im Jahre 2026 eröffnet werden kann.

Parteien unglücklich über Entwicklung

Man habe schmerzhaft erleben müssen, dass der Mensch gegen die Natur immer auf dem zweiten Platz landen würde, sagte Marcel Durrer von der SVP Obwalden. Es stelle sich die Frage, ob das der letzte Zusatzkredit sei. Aber: «Wir müssen in den sauren Apfel beissen, um mit der Zustimmung zum happigen Sonderkredit das Jahrhundertbauwerk zu einem guten Ende zu führen.»

Diese Mehrkosten gegenüber dem Volk zu begründen, sei alles andere, als was man sich wünsche, meint Ambros Albert von der SP Obwalden. Die Begründung der Baudirektion sei aber nachvollziehbar. Ein Tunnelbau sei, wie wenn man eine Katze im Sack kaufe. Er als Bauer könne das gut nachvollziehen. Er hoffe, dass der Tunnel vor dem nächsten grossen Unwetter fertig werde.

Nicht sicher ob letzter Zusatzkredit

Reto Wallimann von der FDP Obwalden sagte, seine Fraktion sei nicht sehr glücklich über diese unschöne Entwicklung. Doch der Startschuss sei gefallen, man könne nun keinen Stopp mehr einlegen. Daniel Windisch von der Christlich-sozialen Partei CSP sagte, er vermisse das Learning aus der Geschichte. Man müsse sich auch auf politischer Ebene Gedanken machen, welche Fehler passiert seien.

Baudirektor Josef Hess bedankte sich demütig für das Verständnis, das ihm aus der Versammlung entgegengebracht wurde. Auch bei ihm löse die Entwicklung alles andere als Freude aus. Er sei hoffnungsvoll, aber natürlich nicht sicher, dass es der letzte Zusatzkredit sei.

Ende Januar mehr Gewissheit

Aktuell befänden sich die Tunnelbauer bei Meter 5533 des Stollens, noch fehle etwa einen Kilometer. Ende Januar sollte die Phase der geologischen Ungewissheit geschafft sein. Zur Frage, ob das Projekt genauer hätte abgeklärt werden können, sagte Hess. «Mehr Probebohrungen machen die Geologie nicht besser.»

Zu den gelernten Lektionen hielt er fest, dass die Vergabe an einen Totalunternehmer, also jemand der sowohl die Bauausführung als auch Planungsleistungen erbringt, im Nachhinein «unsäglich» gewesen sei. Das habe man sicher gelernt. Er relativierte aber, es werde in Obwalden wohl nicht sehr bald wieder ein vergleichbares Projekt gebaut.

Zwecksteuer wird vier Jahre länger erhoben

Finanziert wird das Hochwasserprojekt nicht über den ordentlichen Staatshaushalt, sondern über eine Zwecksteuer. Diesen Zusatzkredit, der nun genehmigt wurde, muss vier Jahre länger erhoben werden. Konkret bis ins Jahr 2031.

(red./sda)

veröffentlicht: 27. Oktober 2022 18:04
aktualisiert: 27. Oktober 2022 18:48
Quelle: sda

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