Melchsee-Frutt

Zwei junge Bartgeier in Obwaldner Alpen ausgewildert

· Online seit 28.06.2021, 05:29 Uhr
Für zwei junge Bartgeier hat am Sonntag in den Obwaldner Alpen der Ernst des Lebens begonnen. Die Jungtiere sind im Gebiet Melchsee-Frutt ausgewildert worden, um neues Erbgut in die Bartgeierpopulation der Alpen zu bringen.
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Die Stiftung Pro Bartgeier entliess das 95 Tage alte Weibchen Donna Elvira und das 93 Tage alte Männchen Delarosa im eidgenössischen Wildtierschutzgebiet Huetstock in die Freiheit. Die Jungvögel sind noch nicht flügge. Ihr neues vorläufiges Zuhause ist eine rund 20 Meter breite Nische unter einem Felsvorsprung rund 2’000 Meter über Meer.

An der Auswilderung nahmen rund 300 Personen teil. Es seien zwei vorwitzige junge Bartgeier, sagte Daniel Hegglin, Geschäftsführer der Stiftung Pro Bartgeier, gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Sie hätten trotz des anstrengenden Tages sofort begonnen, die Nische zu erkunden.

Adoptiveltern sprangen ein

Aufgezogen worden waren beide jungen Vögel in einer Zuchtstation in Spanien. Das Männchen war indes in einer französischen Zuchtstation geschlüpft. Weil seine Eltern, die zum ersten Mal Nachwuchs hatten, überfordert waren, wurde das Küken Adoptiveltern in Spanien übergeben. Vor ihrer Auswilderung bot der Tierpark Goldau SZ den Jungvögeln ein vorübergehendes Zuhause.

Die Bartgeier werden in ihren ersten Wochen in Freiheit überwacht. Als Nahrung wird ihnen vom Wildhüter gesammeltes Aas hingeworfen. Bartgeier beginnen im Alter von 110 bis 130 Tagen zu fliegen. Bis Donna Elvira und Delarosa ihre ersten Flugversuche unternehmen, dürften zwei bis vier Wochen vergehen, sagte Hegglin.

Trotz Überwachung: Die beiden ausgewilderten Vögel sind auf sich selbst gestellt. Das Leben in der Natur ist für sie nicht ungefährlich: 2017 wurde ein am Huetstock ausgewilderter junger Bartgeier von einer Böe erfasst und in den Tod gestürzt.

Vor hundert Jahren ausgerottet

Der Bartgeier, der sich vor allem von den Knochen toter Huftiere ernährt, war lange zu Unrecht als Lämmerdieb verschrien. 1913 war der «Lämmergeier» in der Schweiz und im ganzen Alpenraum ausgerottet.

Die Wiederansiedlung startete 1986 in Österreich. Auswilderungen gab es auch in Frankreich und Italien. Vor 30 Jahren startete in der Schweiz mit einer ersten Auswilderung im Nationalpark im Kanton Graubünden die Wiederansiedlung des Vogels, dessen Kopf ein dunkler, borstiger Bart ziert.

Mittlerweilen dürften in den Alpen wieder 300 der imposanten Tiere leben, deren Flügelspannweite bis zu 2,9 Meter betragen kann. Allerdings ist die genetische Vielfalt der Population gering. Am Huetstock im Kanton Obwalden werden deswegen seit 2015 Tiere aus seltenen genetischen Linien ausgewildert.

veröffentlicht: 28. Juni 2021 05:29
aktualisiert: 28. Juni 2021 05:29
Quelle: PilatusToday

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