Drogen mischen

«Rapper sind ein Teil des Problems bei Jugendlichen»

08.03.2021, 16:51 Uhr
· Online seit 08.03.2021, 16:02 Uhr
Die Behörden beobachten zurzeit einen vermehrten Drogen-Mischkonsum bei Jugendlichen. Dafür gibt es mehrere Gründe. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, aber auch Deutschrapper seien ein Teil des Problems.
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Wie der Kanton Luzern in einer Medienmitteilung vermeldet hat, beobachten die Luzerner Polizei und weitere Fachstellen zurzeit eine vermehrte Zunahme von Drogen-Mischkonsum bei Jugendlichen. Oftmals würden starke Schmerz- oder Hustenmittel auf Opiatbasis, wie beispielsweise Codein, gleichzeitig mit Alkohol, Cannabis oder anderen Drogen konsumiert. (PilatusToday berichtete)

«Persönlich schwierige Situationen in Beruf, Schule, zuhause oder im Freundeskreis können unter anderem zu Drogen-Mischkonsum bei Jugendlichen führen», meint Jacqueline Mennel, Bereichsleiterin Prävention und Co-Geschäftsführerin von «Akzent – Prävention und Suchttherapie Luzern». Betroffene würden folglich im Rahmen ihrer eigenen «Bewältigungs-Strategie» auf diesen Cocktail von verschiedenen Medikamenten und Drogen zugreifen. «Was leider natürlich überhaupt keine gute Strategie ist», ergänzt sie.

Corona und Rapper

Dass dieser Mischkonsum zurzeit angestiegen ist, könne auch mit den Auswirkungen der Pandemie und generell mit dem gestiegenen Leistungsdruck erklärt werden. «Viele Jugendliche sind vermehrt zuhause und fühlen sich einsam», sagt sie.

Jedoch nicht nur Corona, auch ein ganz anderer Faktor sei sehr bedeutend in dieser Problematik. Rapper, allen voran aus Deutschland, hätten einen grossen Einfluss auf den Drogen-Konsum der Schweizer Jugend. «Gewisse Rapper verharmlosen oder propagieren sogar explizit den Mischkonsum bei Jugendlichen», sagt Jacqueline Mennel im Gespräch.

Das Beispiel «Capital Bra»

Einer der populärsten deutschen Rapper der Gegenwart ist der Berliner Capital Bra. Seine Songs und Videos werden auch in der Schweiz massenhaft gestreamt und geklickt. Er ist bekannt für seine Drogenvergangenheit und thematisiert dies auch in vielen seiner Songs. In «Tilidin» wird beispielsweise folgende Zeile gerappt:

«Solche Aussagen können verheerende Folgen haben», meint Mennel auf den Song-Text angesprochen. Kinder und Jugendliche seien oftmals weniger kritisch und eifern ihren «Vorbildern» nach. «Rapper sind ein Teil des Problems bei Jugendlichen», ergänzt sie. Sie seien sich ihrer Vorbilds-Funktion oftmals nicht genügend bewusst.

Was kann man dagegen unternehmen?

Altersbeschränkungen können leicht umgangen werden. Gemäss Mennel sei es daher bedeutend, die jungen Menschen auf solche Songs zu sensibilisieren. «Es ist wichtig, dass man zuhause oder in der Schule darüber spricht», sagt sie. Eltern oder Lehrpersonen sollen gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen den Inhalt der Texte kritisch hinterfragen und aufklären.

Merkblatt an Eltern und Lehrpersonen gerichtet

Um Aufklärung geht es auch beim Merkblatt des Kantons Luzern. Dieses ist jedoch nicht direkt an die Kinder und Jugendlichen gerichtet, sondern an ihre Eltern, Lehrpersonen und anderen Bezugspersonen. Denn: «Die Jugendlichen erreicht man am besten durch enge Beziehungspersonen. Der Flyer ist an sie gerichtet», erläutert Mennel.

Häufig seien in der Vergangenheit die möglichen Auswirkungen des Mischkonsums unterschätzt worden. «Mit diesem Merkblatt soll die Prävention weiter bekannt gemacht werden», sagt sie. Und Prävention beginne eben nicht nur bei den Kindern und Jugendlichen, sondern bei ihren «Betreuern», wie Eltern, Lehrpersonen oder anderen Bezugspersonen.

(bsv)

veröffentlicht: 8. März 2021 16:02
aktualisiert: 8. März 2021 16:51
Quelle: PilatusToday

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