Umwelt

Rotwein, lass besser sein: Getränke im Öko-Test

· Online seit 17.09.2022, 20:51 Uhr
Die Umweltbelastung von Getränken von der Herstellung bis ins Verkaufsregal ist vielschichtig. Wie funktioniert umweltfreundliches Trinken?
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«Kaffee-Revolution!» verkündete die Migros vergangene Woche und präsentierte ihre «Coffee-balls»: Quasi-Kaffeekapseln, ganz ohne Aluminium und Plastik. Die Idee ist schön und gut, umweltschonend Kaffee trinken aber um einiges komplexer. Die Verpackung ist nur einer von zahlreichen Umweltbelastungsfaktoren, viel entscheidender sei aber die Wahl des Kaffees sowie sein Anbau und Transport – so eine Studie der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA).

Rotwein, der Umweltsünder

Wer ökologisch trinken will, der muss aber nicht nur sein Kaffeekränzchen überdenken, sondern auch die Stammtischrunde: Laut der neusten Berechnung des auf Ökobilanzen spezialisierten Unternehmens ESU-services, welche im Tages-Anzeiger veröffentlicht wurde, ist Rotwein rund sieben Mal, Bier gut doppelt so umweltschädlich wie Kaffee.

Von der Produktion bis ins Supermarktregal

Berechnet wurde dies entlang sogenannter Umweltbelastungspunkte (UBP) pro Liter Getränk. Je höher die Punktezahl, desto umweltschädlicher das Getränk. «Um die Ökobilanz der Getränke zu berechnen, wird der gesamte Lebenszyklus betrachtet, von der Produktion bis zum Verkauf im Supermarktregal», erklärt Nils Jungbluth, Geschäftsführer von ESU-services. Dabei seien es je nach Produkt andere Aspekte, die eine zentrale Rolle spielen bei der Ökobilanz: «Bei landwirtschaftlichen Produkten wie Wein, Bier, Kaffee, Milch oder Orangensaft stehen eher die landwirtschaftliche Produktion und Herstellung im Fokus, bei Mineralwasser in PET-Flaschen sind eher die Verpackung und der Transport entscheidend», so Jungbluth.

In der Studie wurde die Ökobilanz verschiedener Getränke berechnet. So konnte festgestellt werden, dass beispielsweise kohlensäurehaltiges Mineralwasser aus einer PET-Flasche um gut 450-mal umweltschädlicher ist als Wasser aus dem Wasserhahn.

Der Kaffee befindet sich nach dieser Ökobilanz im Mittelfeld, fast gleich auf mit dem Eistee. Milch und Orangensaft sind wiederum rund dreimal so umweltschädlich wie Kaffee.

Ökologisch trinken geht über «Coffee-balls» hinaus

Beim Vergleich sei allerdings Vorsicht geboten, so ESU-services. Die vorliegende Auflistung entspreche den Umweltbelastungspunkten pro Liter des jeweiligen Getränks: «Ein Espresso trinkt man aber nicht in Litern. Vergleichbar wird es dann, wenn die Umweltbelastungspunkte auf die übliche Portion des Getränks berechnet werden.» Geht man also davon aus, dass von Durstlöschern wie Wasser, Mineralwasser oder Eistee durchschnittlich ein halber Liter konsumiert wird, von Säften, Milch und Bier durchschnittlich drei Deziliter und Genussmittel wie heisse Getränke oder Rotwein im Schnitt in zwei Dezilitern getrunken werden, dann sieht die Tabelle wiederum anders aus:

Kaffee ist dann nämlich um einiges umweltschonender als Säfte oder Milch. Wer umweltfreundlich trinken will, der sollte also über die «Coffee-balls» hinausdenken. Und am aller-ökologischsten ist die einfachste Variante: das Wasser aus dem Wasserhahn.

veröffentlicht: 17. September 2022 20:51
aktualisiert: 17. September 2022 20:51
Quelle: PilatusToday

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