Tag der Kranken

Schleudertrauma: Job weg, Mann weg, Geld weg

· Online seit 07.03.2021, 12:06 Uhr
In der Schweiz leben rund 2,2 Millionen Menschen mit einer oder mehreren Krankheiten. Heute, am Tag der Kranken, stehen sie und ihre Angehörigen im Mittelpunkt. Das Motto: «Verletzlich, aber stark». Wir haben mit einer Betroffenen gesprochen.
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Heute ist der Tag der Kranken. Der Entlastungsdienst Schweiz ruft gemeinsam mit vielen weiteren Organisationen dazu auf, offen über Krankheiten und Beeinträchtigungen zu sprechen. Gesundheit sei nicht selbstverständlich und man könne schnell in eine Situation geraten, in der wir auf Unterstützung angewiesen sind.

Über 2,2 Millionen Schweizerinnen und Schweizer leiden an einer oder mehreren Krankheiten. Sie schränken nicht nur körperlich ein, oftmals haben Leiden und Beschwerden auch Einfluss auf die Psyche – sowohl für Direktbetroffene wie auch für ihre Angehörigen.

So war es auch bei Daniela K.* aus der Region Zug. Die 56-jährige erlitt vor 30 Jahren einen Auffahrunfall. «Jemand ist von hinten in mich hineingefahren. Dann wurde mein Kopf durchgeschüttelt», erzählt sie im Gespräch. Diagnose: HWS-Distorsion, auch bekannt als Schleudertrauma. «Seitdem bin ich nicht mehr derselbe Mensch», sagt sie.

Es sei noch immer schwierig, damit umzugehen. «Mein Körper funktioniert einfach nicht mehr wie früher.» Kopfschmerzen, Gleichgewichtsprobleme, Schwindel, Auffassungsstörungen. Damit kämpft Daniela praktisch während ihres ganzen Lebens.

1998, sieben Jahre nach dem Unfall, wurde ihr der Job als Bankangestellte gekündigt: «Ich konnte einfach nicht mehr so arbeiten wie vorher», erklärt sie. Ebenfalls dazu kam die Scheidung von ihrem Mann. «Nach 18 Jahren», führt sie aus.

Sowohl die Scheidung ihres Mannes wie auch ein Kampf gegen die Versicherung aufgrund des Unfalls endete vor Gericht: «Mein Leben beinhaltete nur noch Streit. Aber eigentlich bin ich absolut kein Streit-Mensch.» Es folgten starke finanzielle Probleme: «Ich hatte kein Geld mehr. Sozusagen von der Bankangestellten zur Sozialhilfebezügerin.» Es kam zu Depressionen. «Vieles was nach dem Unfall kam, verschlimmerte meine Krankheit noch mehr», führt sie aus.

Danielas Leben hat sich auf einen Schlag um 180 Grad gewendet. «Es gibt schöne Aspekte, aber wenn ich wählen könnte, würde ich sofort mein altes Leben wieder zurücknehmen», sagt sie. Trotzdem: Das diesjährige Motto «Verletzlich, aber stark» würde auf sie zutreffen: «Ich bin gut im Gestalten, ich kann sehr kreativ sein.» Die Familie half mir dabei, wieder nach vorne zu sehen und mich neu zu orientieren.

Das letzte Wort überlassen wir ihr: «Der Mensch soll, wenn es ihm nicht gut geht, den Fokus auf das richten, was ihm gut tut und auf das, was man gut kann. Den Rest soll man akzeptieren und das Beste daraus machen.»

*Name auf Wunsch geändert

(bsv)

veröffentlicht: 7. März 2021 12:06
aktualisiert: 7. März 2021 12:06
Quelle: PilatusToday

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