Kanton Luzern

Schulschliessungen: Grosse Verwirrung und Eltern-Proteste

· Online seit 05.02.2021, 08:18 Uhr
Nach den Fasnachtsferien könnten Schüler von Kantons- und Berufsfachschulen im Kanton Luzern wieder in den Fernunterricht geschickt werden. Das Schreiben des Bildungs- und Kulturdepartements sorgt für grosse Verwirrung und führt zu protestierenden Eltern.
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Die Rektoren der Kantonsschulen und Berufsfachschulen des Kantons Luzern informierten in den vergangenen Tagen die Eltern über den Wiederbeginn des Schulunterrichts nach den Fasnachtsferien. Grundlage dafür ist ein Schreiben des Bildungs- und Kulturdepartements (BKD), welches für grosse Verwirrung bei Teilen der Elternschaft sorgte.

Unklare Formulierungen

Wie sich jedoch nun gezeigt hat, scheinen die Formulierungen des BKD und der Rektoren undeutlich gewählt zu sein:

Unsere Redaktion konnte mit mehreren betroffenen Elternteilen sprechen und es hat sich herausgestellt: Die Eltern scheinen die Schulschliessungen bereits als definitiv zu betrachten. «Ja, meine Tochter bleibt zumindest für 50 Prozent zuhause nach den Ferien», sagt beispielsweise Andrea H*. Auch Sandra Dietrich, Mutter von betroffenen Schülern, hält die Info für irreführend: «Das Mail sorgte für Verwirrung bei uns Eltern». Eine solche Vorankündigung würde man nicht grundlos erhalten, meint sie.

Kanton verneint

Auf Anfrage von PilatusToday und Tele 1 stellt Regula Huber, Leiterin Kommunikation BKD, jedoch klar: «Wenn es die epidemiologische Lage erlaubt, wird auch an den Kantonsschulen und Berufsfachschulen der Präsenzunterricht mit den bisherigen Rahmenschutzkonzepten weitergeführt.» Mit anderen Worten, es sei noch nicht definitiv beschlossen, ob dann auch wirklich eines der beiden Szenarien («50 Prozent Präsenzunterricht» oder «100 Prozent Fernunterricht») in Kraft treten wird. Möglicherweise dürfen die Jugendlichen also weiterhin auch nach den Fasnachtsferien vor Ort zur Schule gehen. «Ein definitiver Entscheid wird in der zweiten Ferienwoche gefällt», sagt Huber und fügt hinzu: «Erst danach können wir kommunizieren, ob und wie viel die Jugendlichen im Fernunterricht sein werden.»

Eltern protestieren

Um es jedoch trotzdem gar nicht so weit kommen zu lassen, stellt sich Sandra Dietrich im Namen von mehreren Eltern deutlich gegen einen möglichen Fernunterrichts-Entscheid. Sie sei nicht die einzige, die bereits einen Brief an die zuständigen Personen (u.a. Bildungsdirektor Marcel Schwermann) geschrieben hat. «Wir müssen alles machen, dass die Schulen nicht schliessen», sagt sie. Mit ihrem Schreiben wolle sie psychische Folgeschäden von Jugendlichen verhindern und folglich dazu beitragen, dass sich die Verantwortlichen dennoch gegen eine solche Massnahme entscheiden würden.

Brief von Sandra Dietrich an die verantwortlichen Behörden des Kantons Luzern:

«Ich bin keine Corona-Leugnerin, doch diese Massnahme würde langfristig mehr Schaden als Nutzen bringen», sagt Dietrich besorgt. Die Jugendlichen seien unsere Zukunft und wären bereits seit längerer Zeit zu einem grossen Teil von sozialen und kulturellen Aktivitäten abgeschnitten. «Obwohl diese zentral sind für eine gesunde Entwicklung», führt sie aus.

In ihrem Brief zitiert Dietrich eine Studie des BAG, die zeigt, dass Kinder und Jugendliche als Risikogruppen für psychische Auswirkungen der Corona-Krise eingestuft und mittel- und längerfristige Folgen befürchtet werden.

Auch Dietrich wisse von mehreren, im Normalfall psychisch starken Jugendlichen, die nun depressiv oder sogar in einer Psychiatrie wären. Sie zähle auf die Kompetenz der Verantwortlichen und auf sorgfältig durchdachte, nachhaltige Entscheide – in anderen Kantonen würde Fernunterricht auch nicht zur Diskussion stehen. Alles andere wäre «eine nicht angemessene und nicht evidente Massnahme des Kantons Luzern», sagt sie.

(bsv)

*Name der Redaktion bekannt

veröffentlicht: 5. Februar 2021 08:18
aktualisiert: 5. Februar 2021 08:18
Quelle: PilatusToday

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