Bergbahnen im Nachteil

«Absolut sinnfrei»: Titlisbahnen und Verbände sind enttäuscht

01.05.2020, 18:53 Uhr
· Online seit 01.05.2020, 18:47 Uhr
Schweizer Bergbahnen befinden sich zur Zeit in der Schwebe. Noch gibt es für sie keine definitive Exit-Strategie aus dem Lockdown. Der öffentliche Verkehr hingegen kehrt ab dem 11. Mai zum regulären Betrieb zurück. Dies hätte sich auch der Verband Seilbahnen Schweiz gewünscht.
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Während der öffentliche Verkehr ab dem 11. Mai wieder zur Gewohnheit zurückkehrt, stehen die Schweizer Bergbahnen weiterhin still. Sie dürfen ihren Betrieb frühestens am 8. Juni wieder aufnehmen.

Ein Entscheid, den der Verband Seilbahnen Schweiz nicht nachvollziehen kann. Ihre Gäste könnten in den Seilbahnen ebenso gut geschützt werden, wie es in Trams und Bussen möglich ist, heisst es in einer Mitteilung.

Monatlich 25 Millionen Franken Einbussen

Diese Meinung teilt auch der Regionalverband Transportunternehmungen Zentralschweiz (TUZ). Die touristischen Transportunternehmen der Zentralschweiz verlieren während eines Lockdown-Monats rund 25 Millionen Franken, so Geschäftsführer Adrian Bühlmann. Etwa die Hälfte davon betreffe die Bergbahnen.

Natürlich sei es verständlich, dass der touristische Betrieb nicht wieder aufgenommen werden könne, solange die Bevölkerung dazu aufgefordert ist, Zuhause zu bleiben. Doch mit der langsamen Öffnung der Restaurants sei nun unter Berücksichtigung der Schutzmassnahmen auch die Wiederaufnahme des touristischen Betriebes wünschenswert. Die Schiffs-, Seil-, Bahn- und Bergbahnbetriebe zählen sich zum erweiterten Teil des öffentlichen Verkehrs.

Titlisbahnen können Entscheid nicht verstehen

Auch für die Titlisbahnen ist es unverständlich, dass die Bergbahnen nicht auch schon ab dem 11. Mai wieder fahren dürfen. Sie unterstehen dem Bundesamt für Verkehr und seien bisher auch immer als Teil dessen behandelt worden, so Norbert Patt Geschäftsführer der Titlis Bergbahnen. Dass die Bergbahnen jetzt plötzlich zu Veranstaltungen zählen würden, sei absolut sinnfrei.

Man sei sehr enttäuscht, dass für die Bergbahnen plötzlich andere Regeln gelten als für Bus und Zug. Darunter würde schliesslich nicht nur die Bergbahn an sich, sondern auch die Destination an sich leiden.

Bergbahnen sind nicht gleich Bergbahnen

Die Standseilbahn der Stoosbahnen ist auch während des Lockdowns in Betrieb. Der Grund dafür ist einfach: Die Bahn dient der Erschliessung des autofreien Dorfes. Die Bahn hat also nicht eine rein touristische Funktion, sondern dient in diesem Fall dem öffentlichen Verkehr. Dies trifft im Übrigen auch auf die Rigibahnen zu. Um die Vorgaben des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) zu gewährleisten, beschränken die Stoosbahnen die Anzahl Passagiere aktuell auf vier Personen pro Kabine der Standseilbahn.

Nichtsdestotrotz: Auch die Stoosbahnen wären froh über eine baldige Öffnung aller Bergbahnen. Ivan Steiner, Marketingleiter der Stoosbahnen AG glaubt, dass die Einhaltung der Abstandsregeln und Hygienemassnahmen für die Stoosbahnen relativ einfach umsetzbar wäre. Gerade bei Sesselbahnen könnten ohne Probleme zwei Personen pro Sessel transportiert werden, ohne dabei gegen Regeln zu verstossen. Diese müssten sich einfach an jeweils einem Ende des Sessels hinsetzen.

Verbände fordern Planungssicherheit

Die Entscheidung, ob die Bergbahnen den Betrieb tatsächlich am 8. Juni wieder aufnehmen dürfen, liegt allein beim Bundesrat. Der Verband Schweizer Seilbahnen forderte daher möglichst rasch ein entsprechendes Signal des Bundesrates. Dieser lässt sich jedoch offenbar nicht unter Druck setzen. Er kündigte an, am 27. Mai darüber informieren zu wollen. Knapp eineinhalb Wochen vor dem provisorischen Öffnungstermin. Sollte der Betrieb also wieder aufgenommen werden können, müssen die Bergbahnen schnell reagieren.

Quelle: Tele1

veröffentlicht: 1. Mai 2020 18:47
aktualisiert: 1. Mai 2020 18:53
Quelle: PilatusToday

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