Polizei und Drohungen

Bei den Freiheitstrychlern tobt ein bitterer Machtkampf

20.02.2022, 08:54 Uhr
· Online seit 20.02.2022, 07:07 Uhr
Die Freiheitstrychler sind offenbar kein «einig Volk von Brüdern» mehr. Im Innern der Gruppierung tobt ein Machtkampf, der in den vergangenen Wochen eskalierte. Zwei Lager stehen sich unversöhnlich gegenüber.
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Das Zugpferd der Corona-Bewegung droht auseinanderzubrechen. Das zeigen Recherchen des «SonntagsBlick». Auseinandersetzungen unter den Freiheitstrychlern sind in den vergangenen Wochen eskaliert. So musste mehrmals die Polizei anrücken.

Zwei Lager stehen sich laut der Zeitung gegenüber. Angeführt werden sie von Gründer Andy Benz aus dem Kanton Schwyz auf der einen Seite und von Roland Schätti aus dem Kanton St. Gallen auf der anderen. Benz sorgte bereits mit mehreren Auftritten für Aufsehen. So trat der selbstständige Bauer im vergangenen September in der Sendung «Arena» des SRF auf. Im November schaffte er es auf die Titelseite des Magazins der «NZZ am Sonntag»: In Che-Guevara-Pose und einer «Krumme» im Mundwinkel.

Sein Gegner, Schätti, ist etwas später zu den Trychlern gestossen. Auch er genoss mediale Aufmerksamkeit. Vor einem Monat strahlte das SRF eine Dokumentation über ihn aus. Ein Reporter begleitete Gegner Schätti einen Tag lang.

Zwei Eklats in kürzester Zeit

Beide Männer scharten Leute hinter sich. Ende Januar kam es schliesslich zur Eskalation. Benz und seine Gefolgsleute tauchten unangemeldet bei Schätti zu Hause auf. Zum «Protesttrycheln», wie sie sagten. Auslöser dafür war ein Live-Interview im Namen der Freiheitstrychler, das Schätti ohne Erlaubnis gegeben habe.

Der St. Galler behauptet, dass Benz und seine Kumpanen in sein Haus eingedrungen seien. Dort hätten sie den Boden zerkratzt und seinen Sohn beschimpft und bedroht. Daraufhin habe die Polizei einschreiten müssen. Schätti zeigte die Eindringlinge an. Benz hingegen bestreitet die Vorwürfe. Eine entsprechende Ermittlung läuft. Ein späterer Versöhnungsversuch, mit Hilfe von Mediatoren, scheiterte. Die Fronten verhärteten sich sogar noch mehr.

Anfangs Februar kam es zu einer weiteren Eskalation. Schätti traf sich mit seinen Anhängern, um über eine mögliche Abspaltung zu sprechen. Diese Versammlung wurde offenbar von Benz und seinen Anhängern gestört – woraufhin erneut die Polizei einschreiten musste.

Worum geht es im Streit der Freiheitstrychler?

Einerseits geht es um gegenseitige Vorwürfe. So wird dem Schwyzer Andy Benz vom anderen Lager vorgeworfen, an der Basis vorbei zu entscheiden. Er toleriere keine Konkurrenz und verhalte sich «wie ein kleiner Diktator». Ausserdem hätten gewisse Mitglieder der Freiheitstrychler Angst vor Benz' Anhängerschaft. «Einige in der Gruppe sind rechtsextrem und eine Gefahr für die Gesellschaft», so Schätti. Er wiederum wird als Einzelgänger und Querulant bezeichnet.

Es geht aber auch um Geld. So soll der Gründer der Gruppierung, Andy Benz, von Anfang an das Markenrecht der Freiheitstrychler für sich gesichert haben. Viele der Spenden und Erlöse aus dem Trycher-Webshop würden auf sein eigenes Konto fliessen. Die Basis habe nicht viel davon gesehen.

In einem am vergangenen Freitag veröffentlichten Video wehrt sich das Lager um Benz gegen die Vorwürfe:

Die drohende Spaltung der Freiheitstrychler trifft die Corona-Bewegung hart. So sind die Glockenrebellen das Symbol des Protests schlechthin und bis über die Landesgrenzen bekannt.

(red.)

veröffentlicht: 20. Februar 2022 07:07
aktualisiert: 20. Februar 2022 08:54
Quelle: PilatusToday

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