Experte ärgert sich nach tödlichem Bären-Kampf über Aussagen des Tierparks: «Absurd!»
Der Vorfall im Tierpark Goldau vom 21. April, als ein 14-jähriger Bär eine 31-jährige Bärin angegriffen und schwer verletzt hatte, erfolgte, weil ein Schieber versehentlich nicht geschlossen wurde. Die Tiere wurden nie gemeinsam in einem Gehege gehalten. Aufgrund der Verletzungen musste das Weibchen erlöst werden.
Die Bärin hatte laut Martin Wehrle, dem Tierarzt des Parks, keine Möglichkeit, ihrem jungen Artgenossen aus dem Weg zu gehen, schreibt die «Luzerner Zeitung». Dessen Verhalten sei nicht bösartig gewesen, sondern natürlich in einer solchen Situation, wie unsere Zeitung berichtete. Er habe die ältere Bärin, die ihm plötzlich gegenüberstand, wohl taxiert und ihr fortgeschrittenes Alter bemerkt. In der freien Natur gäbe es keinen Platz für nicht mehr fortpflanzungsfähige Tiere.
Höchste Zeit für ein Umdenken
Diese Erklärung bezeichnet Bärenexperte Reno Sommerhalder in einer Medienmitteilung der Tierschutzorganisation Fondation Franz Weber (FFW) nun als «absurd». Eine solche Aussage könne mit keinerlei wissenschaftlichen Fakten belegt werden, wird Sommerhalder zitiert.
Der gebürtige Schweizer lebt seit 1986 in der Wildnis von Kanada und gilt als international anerkannter Bärenexperte. Er referiert diese Woche auf Einladung der Fondation in Bern und in Schwarzenburg über das Leben der Bären in der freien Wildbahn.
Für ihn sei der traurige Vorfall das Resultat einer unnatürlichen Situation. So würden sich Bären zwar auch in freier Wildbahn verletzen. Doch: «Solch aggressive Zwischenfälle sind in der Wildnis aus verschiedenen Gründen eher selten. Hauptsächlich, weil der unterlegene Bär meist flüchten kann.»
Für Vera Weber, Präsidentin der FFW, ist es höchste Zeit für ein Umdenken: «Anstatt neue sogenannte Bärenparks zu planen, ist es dringend notwendig, dass wir unsere Energie und Ressourcen darauf konzentrieren, die natürlichen Lebensräume für die da lebenden Tiere zu schützen und zu fördern.»
Luzerner Zeitung /rgr