KESB-Fall

Familie kostet Schübelbach 600'000 Franken – jetzt spricht die Mutter

06.05.2021, 07:27 Uhr
· Online seit 06.05.2021, 07:22 Uhr
Weil die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) einer vierfachen Mutter die Kinder wegnahm, muss die Gemeinde Schübelbach hohe Kosten für deren Betreuung tragen. Die betroffene Mutter fühlt sich ungerecht behandelt und will Klarheit schaffen.

Quelle: PilatusToday

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Daniela M.* versteht, weshalb die hohe Summe von 600'000 Franken Betreuungskosten pro Jahr an der letzten Gemeindeversammlung für Kopfschütteln sorgte (PilatusToday berichtete). «Die Bürger sollen für Massnahmen aufkommen, die völlig ungerechtfertigt waren.» Deshalb wendet sie sich an die Öffentlichkeit. Sie möchte, dass die Einwohner und Einwohnerinnen von Schübelbach wissen, wieso der Betrag überhaupt zustande kam.

Quelle: PilatusToday

Seit rund zehn Jahren habe sie mit der KESB Kontakt, erzählt die junge Mutter. Ihr ältester Sohn, der an einer Aufmerksamkeitsstörung leidet, habe damals ein Messer in die Schule mitgenommen. «Er wollte es seiner Lehrerin zeigen, sie hat das auch bestätigt», erklärt Daniela M. Seither wird die Familie von der KESB betreut. «Ende Jahr hätte die Familienbegleitung für meinen Sohn enden sollen, stattdessen erfuhr ich am 21. April, dass mir auch meine anderen drei Kinder weggenommen werden.»

«Ich durfte mich nicht mehr verabschieden» 

Seitdem leben die jüngeren drei Kinder im Alter von drei bis zwölf Jahren getrennt von Daniela in einem Nachbarkanton. Die KESB habe sie und die Kinder an diesem Tag aufgeboten, nach Hause musste sie alleine. «Ich war komplett überwältigt und durfte mich nicht einmal von meinen Kindern verabschieden», erzählt sie noch immer mitgenommen. Alle zwei Wochen darf Daniela für eineinhalb Stunden zu ihren jüngeren Kindern. Der älteste Sohn lebt schon länger unter der Woche in einem Sondersetting und ist am Wochenende bei Daniela.

Wie kam es zur Fremdplatzierung? Auslöser seien Fotos ihrer Wohnung gewesen, die dem KESB anonym zugeschickt worden seien, behauptet Daniela. Die Fotos hätten ihre Wohnung in einem chaotischen Zustand gezeigt, dabei sei sie am Aufräumen gewesen. Grund genug, ihr die Kinder wegzunehmen, sagt Daniela.

KESB schweigt zum Vorfall

Die junge Mutter will den Entscheid der KESB nicht akzeptieren. «Ich schlage meine Kinder nicht, nehme keine Drogen, bin keine Alkoholikerin.» Sie hat sich einen Anwalt genommen und will juristisch gegen die Fremdplatzierung vorgehen, sagt sie.

Diese Geschichte zeigt vor allem die Sichtweise von Daniela M. Ob die Fremdplatzierung der Kinder gerechtfertigt war, lässt sich für Aussenstehende nicht beurteilen. Ebenfalls nicht, was hinter abgeschlossenen Wohnungstüren passiert. Die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde Ausserschwyz, die für den Fall zuständig ist, will sich auf Anfrage aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht äussern. Dies ist in solchen Fällen üblich.

Experte: Solche Beträge sind realistisch

600'000 Franken pro Jahr, das macht bei vier Kindern rund 3'000 Franken Betreuungskosten in der Woche. Wie sind solche Beträge einzuordnen? Ein Blick auf die Betreuungskosten in verschiedenen Kinderheimen zeigt, dass ähnliche Beträge realistisch sind. Und auch bei David Lätsch, Professor und Dozent am Institut für Kindheit, Jugend und Familie an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, hat die Zahl keine Alarmglocken ausgelöst. «Der Betrag liegt sicher etwas über dem Durchschnitt. In Heimen sind 10'000 Franken pro Monat und Kind durchaus üblich.»

*Name der Redaktion bekannt.

(tma)

veröffentlicht: 6. Mai 2021 07:22
aktualisiert: 6. Mai 2021 07:27
Quelle: PilatusToday

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