Aussergewöhnlich viele Fälle

Über 2000 ungültige Wahlzettel – Können die Schwyzer nicht richtig wählen?

27.09.2022, 10:02 Uhr
· Online seit 26.09.2022, 18:05 Uhr
Der Kanton Schwyz hat einen Wahlkrimi erlebt. Bei den Ersatzwahlen für den Regierungsrat hat am Sonntag einzig Xaver Schuler (SVP) das absolute Mehr erreicht. Zu seinen Gunsten entschieden drei (!) Stimmen. Am Tag danach gibt aber nicht nur das knappe Ergebnis zu reden, sondern auch die Zahl der ungültigen Wahl-zettel.

Quelle: Tele 1

Anzeige

Im Kanton Schwyz waren bei den Ersatzwahlen für den Regierungsrat total 2002 Wahlzettel ungültig. Das entspricht knapp 4,5 Prozent der abgegebenen Wahlzettel. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren, als der Schwyzer Regierungsrat komplett neu gewählt wurde, gab es im ganzen Kanton lediglich 60 ungültige Wahlzettel.

«Das sind aussergewöhnlich viele ungültige Wahlzettel», sagt Carmen Ming, stellvertretende Gemeindeschreiberin in Schwyz. Entsprechend sei dies dem Gemeindeschreiber sofort aufgefallen. Der Grund war schnell gefunden: «In den meisten dieser Fälle wurden zwei Wahlzettel ins Stimmcouvert gelegt. Doch bei den aktuellen Wahlen war nur ein Wahlzettel erlaubt.»

Gestaltung der Wahlzettel «nicht optimal»

Das Wahlprozedere hat sich seit der Gesamterneuerungswahl im Jahr 2020 nicht verändert. Dennoch wurden bei den Gemeinden diesmal äusserst viele ungültige Stimmabgaben notiert. Verstehen die Schwyzer also nicht, wie man richtig wählt? «Nein», sagt Patrick Schönbächler, Landschreiber des Bezirks Einsiedeln, «die grosse Mehrheit weiss, wie man wählt.»

Er sieht einen möglichen Grund viel eher in der Gestaltung der Wahlunterlagen. Diese ist aus seiner Sicht nicht optimal. «Gewisse Personen könnten die Linie auf den einzelnen Listen als Trennstrich wahrgenommen haben und nicht als Linie, auf der man einen zweiten Namen notieren kann.»

Als Entschuldigung kann dies jedoch nicht geltend gemacht werden. Denn auf jeder Liste für die Regierungsratsersatzwahlen ist explizit erwähnt, dass nur ein einzelner Wahlzettel mit maximal zwei Namen ins Stimmcouvert gelegt werden darf. Dieser Hinweis wurde aber offenbar von vielen ignoriert oder nicht verstanden.

Kanton will abwarten

Dennoch sieht die Staatskanzlei des Kantons Schwyz vorerst keinen Handlungsbedarf, wie sie auf Anfrage erklärt. Grund dafür ist, dass das Schwyzer Kantonsparlament am kommenden Mittwoch über die sogenannte «Majorzinitiative» diskutiert.

Diese verlangt unter anderem, dass die Stimmberechtigten künftig nur noch einen Wahlzettel erhalten, auf dem alle vorgeschlagenen Personen in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet sind. Personen, die man wählen möchte, könnten dann einfach angekreuzt werden.

Sollten diese Änderungen schliesslich auch bei den Stimmberechtigten des Kantons Schwyz durchkommen, würden die Wahlunterlagen in Zukunft sowieso nicht mehr in der aktuellen Form daherkommen. Ob dies mögliche Neuerung allerdings auch einen Einfluss auf die Zahl der ungültigen Wahlzettel haben wird, bleibt offen.

(scd)

veröffentlicht: 26. September 2022 18:05
aktualisiert: 27. September 2022 10:02
Quelle: PilatusToday

Anzeige
Anzeige
redaktion@pilatustoday.ch