«Sie kommen an ihre Grenzen»
«Die Kommunikation ist grundsätzlich erschwert, da die Mimik hinter der Maske versteckt ist» sagt Carlo Picenoni, Stellenleiter und Sozialarbeiter der Beratung für Schwerhörige und Gehörlose Zentralschweiz. Viele Schwerhörige erzählen davon, dass sie bis anhin Gesprächen in Kleingruppen problemlos folgen konnten und nun mit dem dämpfenden Effekt der Maske akustisch nicht mehr alles verstehen. «Sie kommen an ihre Grenzen», so Picenoni weiter. Auch sei es für Betroffene anstrengender, einem Gespräch zu folgen und sie seien schneller erschöpft. So würden Gehörlose und Schwerhörige nun Gesprächen eher aus dem Weg gehen, sich zurückziehen, und ihre Kontakte einstellen.
Sensibilisierter, weil selber betroffen
Trotzdem gebe es auch positive Aspekte: Gehörlose und Schwerhörige erzählen von mehr Geduld und Rücksicht. Die Bevölkerung sei sensibilisierter, meint der Stellenleiter. Die Gründe dafür vermutet er in der Betroffenheit – darin, dass alle von der Maskenpflicht eingeschränkt werden und so auch Hörende Situationen erleben, in denen sie Probleme haben, akustisch alles zu verstehen.
Sich wehren und darauf aufmerksam machen
Picenoni und sein Team erarbeiten aktuell eine Visitenkarte, die Gehörlose und Schwerhörige einem Gesprächspartner geben können. Darauf soll stehen, dass man den Abstand einhalten und dann die Maske zum Reden abnehmen soll. Dadurch könne der Gehörlose das Gespräch an den Lippen ablesen, während er die Maske aufbehält. Eine weitere Möglichkeit sei die schriftliche Kommunikation, die laut Picenoni nun vermehrt eingesetzt würde. Auch ein Hinweis auf der Maske mit dem Logo für Gehörlose findet der Sozialarbeiter eine gute Variante. Hauptsache, die Betroffenen würden auf sich und ihre Kommunikationsformen aufmerksam machen.