Nachbarschaftshilfe

Sie war schon lange vor Corona für uns da

26.03.2020, 09:49 Uhr
· Online seit 25.03.2020, 17:59 Uhr
Rosa Kolm ist so etwas wie die Mutter Teresa der Zentralschweiz. Zusammen mit ihrem Helferteam betreut sie mehrere Facebook-Gruppen mit dem Ziel, den Ärmsten zu helfen. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie wachsen die Mitgliederzahlen stark an.
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Angefangen hat alles mit einer eigenen Notlage. Als alleinerziehende Mutter von drei Söhnen weiss Rosa Kolm wie es ist, wenn man ganz unten durch muss. «Wir haben eigentlich ein gutes Sozialsystem in der Schweiz. Doch auf einmal kommt eine unvorhergesehene Rechnung, z.B. für eine Veloreparatur, und schon bald ist man in einer Negativspirale drin», weiss die Zugerin aus Erfahrung. «Irgendwann muss man sich überlegen, ob man nun die Rechnung zahlt oder den Kühlschrank füllt.»

Menschen zu helfen, die sich in einer solchen Notlage befinden, hat sich Rosa Kolm zur Lebensaufgabe gemacht. 2013 gründete sie ihre erste Facebook-Gruppe «Zuger helfen Zugern» um den Leuten zu zeigen: «Du bist nicht allein, wir schauen für dich».

Mittlerweile betreuen Kolm und ihre Helferinnen vier Facebook-Gruppen in den Kantonen Zug, Luzern, Schwyz und Uri. Die Ursprungsseite «Zuger helfen Zugern» zählt bereits über 20'000 Mitglieder und hat sich schon vor der Corona-Krise als rege genutzte Nachbarschaftshilfe-Plattform etabliert.

Zum einen sind es Plattformen, auf der sich die Menschen gegenseitig helfen können, wenn sie etwas zu verschenken haben. Zum anderen können Menschen in Not dort auch aktiv um Hilfe zu bitten – und Rosa Kolm versucht, diese möglich zu machen.

Dank regelmässigen Spenden von Kiwanis und mehreren Privatpersonen verfügt sie über Mittel, Leuten in einer Notlage Soforthilfe zu gewähren. So kann sie beispielsweise einen Wocheneinkauf finanzieren, um einer Familie wieder etwas Luft zu verschaffen. Das Geld fliesst über den Verein, den sie zusätzlich zu den Facebook-Gruppen aufgebaut hat. Zusammen mit ihrem mittlerweile siebenköpfigen Team erhielt Rosa Kolm für ihre Arbeit 2018 den «Prix Zug engagiert».

Seit den ersten Restriktionen des Bundes Anfang März hat aber auch das Interesse an den anderen Gruppen enorm zugenommen. Auf der Luzerner Plattform hat sich die Mitgliederanzahl verdoppelt. Die Posts auf der Seite «Urner helfen Urnern» verzeichnete einen Anstieg von fast 300 Prozent.

Hobbygärtner in Panik

Währenddessen erhalten die Administratoren die unterschiedlichsten Anfragen. Kürzlich habe gar eine Arztpraxis um Hilfe gebeten, weil sie kaum noch Desinfektionsmittel auf Lager hatten. «Sie wollten, dass ich die Leute dazu aufrufe, ihre Hamsterkäufe zurückzugeben.»

Allgemein herrsche eine grosse Unsicherheit, so Kolm. «Die Leute haben viele Fragen. Zum Beispiel welche Restaurants was liefern oder woher sie nun ihre Erde für den Garten erhalten.»

Kein Einkaufsdienst

Wenn jemand in der Zuger Gruppe Einkaufsdienst anbieten will, wird er auf die kantonale Koordinationsstelle in Cham verwiesen. In den übrigen Kantonen sind ebenfalls solche Zentralen in der Entstehung. Wenn sich die Leute aber per Posts selbst organisieren, steht ihnen nichts im Wege.

Die Administratoren konzentrieren sich allerdings primär auf die Koordination der Soforthilfen. «Diese Anfragen werden in der Corona-Krise wohl weiter zunehmen», mutmasst Rosa Kolm. Sie und ihr Team sind bereit.

veröffentlicht: 25. März 2020 17:59
aktualisiert: 26. März 2020 09:49
Quelle: PilatusToday

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