Demo in Altdorf

«80 schwerstbewaffnete Polizisten stürmten unseren Hof»

16.04.2021, 17:31 Uhr
· Online seit 16.04.2021, 16:41 Uhr
In den sozialen Medien wird zum Boykott gegen den Bauernhof aufgerufen, auf dem sich die Coronademonstranten am vergangenen Samstag getroffen haben. Wir haben die Betreiber des Erlebnishofs besucht – und bei der Polizei nachgefragt.
Chantal Gisler
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Die Demonstration vom Samstag ist in Altdorf noch immer ein grosses Thema. Etwa 500 Personen hatten sich im Kantonshauptort versammelt, um gegen die Coronamassnahmen zu demonstrieren (wir berichteten). Etwas ausserhalb von Altdorf versammelten sich danach mehrere hundert Demonstranten auf einem Bauernhof, angeblich um sich dort auszutauschen.

Mittlerweile wurde durch die sozialen Medien bekannt, um welchen Bauernhof es sich handelt. Auf Facebook und Instagram wird dazu aufgerufen, den Hof zu meiden. In den vergangenen fünf Tagen gab es allein auf Google über 20 negative Bewertungen für den Erlebnishof, der bis anhin einen guten Ruf in Uri hatte.

Aber was sagen die Betreiber des Hofs zur Situation? Wir gehen vorbei und fragen nach. Der Hof ist idyllisch neben einem Quartier gelegen, eine Spielgruppe beendet gerade ihre Aktivitäten, die Kinder spielen miteinander. Eine Mutter hebt ihr Kind zu einer der Holzboxen, aus denen man frisch gelegte Eier fischen kann. Doris und Franz Herger betreiben den Hof mit viel Herzblut. Aktuell wird in einem Gebäude des Hofs eine behindertengerechte Toilette für die Gäste eingebaut. Neben den Hühnerboxen hängt ein Flyer, auf dem erklärt wird, wieso sie keine Maske tragen.

Hergers haben eine andere Meinung, sie misstrauen den Massnahmen des Bundesrates zur Coronapandemie. Dazu stehen sie.

Uns erzählen sie, wie sie die Demonstration am vergangenen Samstag auf ihrem Hof erlebt haben:

Eine Anzeige kommt

Wir fragen die Urner Kantonspolizei, ob sie uns diese Aussagen bestätigen kann. «Wir geben keine detaillierten Auskünfte zu unserem Sicherheitsdispositiv und der Einsatztaktik», sagt Mediensprecher Gusti Planzer und verweist auf die Bilanz vom 10. April (wir berichteten).

Einzig zur Frage, ob die Bauernfamilie mit einer Anzeige rechnen muss, erklärt Planzer: «Wir sind jetzt sehr nah an den Ereignissen vom letzten Samstag. Wir gehen Schritt für Schritt voran. Entscheidend für uns ist, dass wir die Geschehnisse vom Samstag dokumentiert haben. Nun gilt es zu prüfen, ob und falls dies zu bejahen ist, in welchen Bereichen Rechtsgutverletzungen vorliegen könnten. Vorliegend kommen sicher auch die Strafbestimmungen der Covid-19-Verordnung in Frage, die Regelungen für Organisatoren wie auch für Teilnehmer von Veranstaltungen beinhaltet. Der Betreiber des Bauernhofs in Altdorf muss auf jeden Fall mit einer Strafanzeige rechnen.»

veröffentlicht: 16. April 2021 16:41
aktualisiert: 16. April 2021 17:31
Quelle: PilatusToday

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