Herdenschutz

Bergkantone fordern Kompromiss bei Problem-Wölfen

12.03.2022, 05:59 Uhr
· Online seit 12.03.2022, 05:59 Uhr
Der Wolf soll weiterhin streng geschützt werden. Das hat das Schweizer Stimmvolk vor knapp zwei Jahren bei der Abstimmung zum Jagdgesetz entschieden. Das Problem mit Wölfen, die Schafe und Geissen reissen, wurde bisher nicht gelöst. Die Bergkantone Uri, Nid- und Obwalden wollen deshalb eine Kompromiss-Lösung umsetzen. Für die Schafhalter kann diese Lösung nicht schnell genug kommen.
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Wendel Loretz ist Präsident des Bauernverbands Uri. Er habe nicht Geld wie Heu. Ein effektiver Herdenschutz auf seiner Alp wäre finanziell nicht tragbar. Schon mehr als zwei Jahre kämpft er deshalb für eine Lösung: «Für uns ist ganz klar: Es ist nicht fünf vor, sondern fünf nach zwölf.  Also entweder können wir jetzt dieses Jahr etwas ändern, ansonsten weiss ich schlicht nicht, wie es weitergehen soll. Irgendwann wird man müde, wenn man immer vertröstet wird.»

Ein Problem-Wolf kann nur dann abgeschossen werden, wenn er eine gewisse Anzahl Schafe reisst – auf einer Alp mit Herdenschutz oder einer Alp, die nicht schützbar ist. Hier wollen die Bergkantone ansetzen. Sie wollen schon diesen Sommer neue Kriterien einführen, wonach mehrere Alpen als nicht schützbar gelten würden. Das wichtigste Kriterium dafür sind die Kosten für den Herdenschutz. Übersteigen die nämlich 50 Franken pro Schaf und Saison, sei das nicht mehr zumutbar.

Herdenschutzmassnahmen: Ja, aber...

«Die Folgen dieser Kriterien sind vor allem dann relevant, wenn es darum geht, ob man einen schadenstiftenden Wolf abschiessen darf oder nicht. Solange man Herdenschutzmassnahmen ergreifen kann, hat das Priorität», sagt Josef Hess, Baudirektor von Obwalden. Dort, wo man die Alp mit Herdenschutz nicht zumutbar schützen kann, müsse man allenfalls verstärkt mit der Regulierung des Wolfes eingreifen.»

Für die Naturschützer der Gruppe Wolf Schweiz geht der Ansatz in die falsche Richtung. «Die Forderung der Bergkantone ist keine langfristige Lösung. Weder für den Umgang mit dem Wolfsbestand noch für die betroffenen Alpen», sagt David Gerke, Präsident der Gruppe Wolf Schweiz. Denn die betroffenen Alpen stünden dann noch immer ohne Herdenschutz da. «Das heisst, wir werden zwar den ein oder anderen toten Wolf mehr haben, aber wir werden keine Lösung des Problems haben», so Gerke.

Regulierung wie bei Wildtieren

Nicht der Wolf sei das Problem, sondern der Herdenschutz. Der Bund soll hier mehr Geld in Massnahmen und Ausbildung der Hirten investieren, finden die Naturschützer. Der Bergbauer Wendel Loretz hat da aber seine Zweifel. Geld alleine nütze nicht, wenn niemand mehr auf die Alp wolle aufgrund der Wölfe.

«Es gibt sicher Älpler und Hirten, die schon einen Wolfangriff erlebt haben. Die haben keine Lust mehr, die machen das nicht mehr. Und es braucht auch Erfahrung dazu», sagt Loretz. Man könne nicht einfach irgendjemanden auf die Alp schicken, der zu den Tieren schaut und den Herdenschutz umsetzen muss. «Das geht schlichtweg nicht.»

Für Loretz ist klar, dass der Wolf hier ist und hier bleibt. Ihm gehe es darum, den Bestand zu regulieren, wie man das mit anderen Wildtieren auch mache.

veröffentlicht: 12. März 2022 05:59
aktualisiert: 12. März 2022 05:59
Quelle: PilatusToday

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