Urner Landrat

Regierung muss bei umstrittenem Wov-Kreisel Stopp einlegen

· Online seit 16.12.2020, 16:23 Uhr
Die Urner Baudirektion muss bei der Planung des Kreisels Schächen bei der Umfahrungsstrasse West-Ost-Verbindung (Wov) eine Zusatzrunde einlegen. Der Landrat hat am Mittwoch nach heftiger Debatte eine parlamentarische Empfehlung überwiesen, die einen vier- statt einen dreiadrigen Kreisel verlangt.
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Landrat Ruedi Cathry (FDP) forderte unter anderem, der geplante Kreisel in Schattdorf müsse vier Ein- und Ausfahrten haben und nicht nur deren drei. Das sah auch eine Mehrheit im Parlament so und überwies die Empfehlung mit 31 zu 21 Stimmen bei 3 Enthaltungen.

Die Regierung hatte vergeblich mit dem hohen Landverbrauch dagegen argumentiert und begründet, die geforderte Variante laufe dem Ziel zuwider, den Durchgangsverkehr in Schattdorf zu reduzieren.

Anfang Dezember hatte die IG «Wov für alle» die Volksinitiative «Lex Kreisel Schächen» eingereicht. Über 2200 Personen hatten das Volksbegehren unterzeichnet, mit dem Ziel eines vieradrigen Kreisels.

«Politischer Friede in Gefahr»

Cathry sagte im Rat, die geplante Kreiselvariante berge Sicherheitsrisiken. Das Argument des Platzbedarfs liess er nicht gelten. Ein solch bedeutendes Generationenprojekt dürfe nicht an der direkt betroffenen Bevölkerung vorbeigeplant werden. Baudirektion, IG und Gemeinderat Schattdorf müssten zusammen an den Tisch sitzen.

Das forderte auch Céline Huber, Sprecherin der CVP-Fraktion. Sie sagte, Gesprächsverweigerung und festgefahrene Meinungen seien nie eine Lösung und schlecht fürs politische Klima im Kanton Uri. Sie bemängelte die fehlenden Fakten, die den beiden Varianten zugrunde liegen würden.

Karin Gaiser (CVP) sah ob der Streitigkeiten den politischen Frieden in Uri gefährdet. Man solle nicht gegen mehr als die Hälfte der Schattdorfer Bevölkerung etwas «durchstieren». Die Gegner seien nicht genügend in die Gestaltung miteinbezogen worden.

«Landrat unglaubwürdig»

Dies stiess in der eigenen Fraktion auf Widerspruch: Bruno Arnold erinnerte daran, dass die Neugestaltung des Knotens Schächen mit einem dreiadrigen Kreisel noch vor der Abstimmung zum Gesamtprojekt öffentlich präsentiert worden sei. Überweise der Landrat die parlamentarische Empfehlung, schicke er die Planung wieder auf Feld 1 zurück und mache sich unglaubwürdig.

Auch Viktor Nager (SP/Grüne) aus Schattdorf sagte, die Schattdorfer seien stets miteinbezogen worden in den ganzen Prozess. Der Zeitpunkt des Aktivismus befremde ihn. «Es ist ein ziemlich emotional aufgeheiztes Klima», sagte Nager. Er stelle in der Schattdorfer Bevölkerung eine Vermischung zwischen dem Ziel- und dem Durchgangsverkehr fest.

Lange diskutiert

Baudirektor Roger Nager (FDP) wies den Vorwurf einer fehlenden Gesprächsbereitschaft zurück. Es gebe kein anderes Projekt, dass so lange und tief diskutiert wurde wie die Wov.

Seit er im Projekt involviert sei, sagte Nager, sei die Variante des dreiarmigen Kreisels nie infrage gestellt worden. «Wenn wir die Änderung des Knotens angreifen, braucht es einen neuen Umweltverträglichkeitsbericht», sagte er. Die Warnung, dass damit die Mitfinanzierung des Bundes gefährdet sei, blieb ohne Wirkung.

Gleich zu Beginn der Landratssession hatte zudem Alois Arnold (SVP) eine neue parlamentarische Empfehlung eingereicht, die einen Marschhalt beim ganzen Strassenbauprojekt fordert. Er bemängelte, die gewählte Linienführung der Strasse gefährde die Hochwasserstrategie des Kantons.

Die 1350 Meter lange Umfahrungsstrasse zwischen Altdorf und Schattdorf soll dereinst Siedlungsgebiete vom Durchgangsverkehr befreien. Zusammen mit dem neuen A2-Halbanschluss Altdorf Süd verbessert das 20-Millionen-Franken-Projekt die Erschliessung des Urner Talbodens.

veröffentlicht: 16. Dezember 2020 16:23
aktualisiert: 16. Dezember 2020 16:23
Quelle: sda

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